Rousseaus Konzept der direkten Demokratie
Rousseaus Staatsmodell lässt sich eindeutig der direkten Demokratie zuordnen. Dies wird durch mehrere Kernaspekte seines Konzepts deutlich:
Das Volk als Souverän steht im Mittelpunkt von Rousseaus Theorie. Es übt die legislative Gewalt aus, indem es in regelmäßigen Versammlungen direkt Gesetze beschließt und so den Gemeinwillen umsetzt. Rousseau betont, dass das Volk nur handlungsfähig ist, wenn es versammelt ist, was die Notwendigkeit direkter Entscheidungsfindung unterstreicht.
Highlight: Der Gemeinwille (volonté générale) ist ein zentrales Konzept in Rousseaus Staatstheorie, das den kollektiven Willen des Volkes zum Ausdruck bringt.
Neben der Legislative sieht Rousseau eine Exekutive vor, die aus Beamten besteht. Diese führen den Volkswillen aus, sind aber der Legislative vollständig untergeordnet. Das Volk kann die Befugnisse der Exekutive jederzeit einschränken oder deren Mitglieder absetzen, was die absolute Souveränität des Volkes verdeutlicht.
Definition: Die Identitätstheorie Rousseaus besagt, dass Regierende und Regierte identisch sein müssen, um wahre Demokratie zu verwirklichen.
Rousseau spricht sich vehement gegen repräsentative Demokratieformen aus, wie sie heute in vielen Ländern praktiziert werden. Er kritisiert, dass in solchen Systemen das Volk nur bei Wahlen frei sei, aber ansonsten keine direkten Entscheidungsmöglichkeiten habe.
Quote: "Das englische Volk glaubt frei zu sein; es täuscht sich gewaltig, es ist nur frei während der Wahl der Parlamentsmitglieder; sobald diese gewählt sind, ist es Sklave, ist es nichts."
Für Rousseau ist es essentiell, dass der Gemeinwille nicht durch Repräsentanten vertreten werden kann, sondern dass das Volk zu jeder Zeit direkt seine Souveränität ausüben muss. Dies unterstreicht sein Konzept der direkten Demokratie und seine Vorstellung von wahrer Volkssouveränität.
Vocabulary: Volonté générale (Gemeinwille) und volonté de tous (Gesamtwille) sind wichtige Begriffe in Rousseaus Theorie, wobei ersterer das Gemeinwohl und letzterer die Summe der Einzelinteressen bezeichnet.