Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung nach Erik Erikson
Erik Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung ist ein umfassendes Konzept, das die menschliche Entwicklung von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter beschreibt. Dieses Modell, auch als Erikson Stufenmodell bekannt, basiert auf dem epigenetischen Prinzip und umfasst acht distinkte Stufen. Vier dieser Stufen beziehen sich auf die Kindheit, eine auf die Jugend und drei auf das Erwachsenenalter.
Definition: Das epigenetische Prinzip besagt, dass die Entwicklung eines Organismus einem vorbestimmten Plan folgt, bei dem sich verschiedene Teile zu unterschiedlichen Zeiten entwickeln, bis sie ein funktionierendes Ganzes bilden.
Eine zentrale Idee in Eriksons Theorie ist der Krisenbegriff. Jede Entwicklungsstufe ist durch eine spezifische Krise oder Herausforderung gekennzeichnet, die es zu bewältigen gilt. Diese Krisen sind nicht als negative Ereignisse zu verstehen, sondern als notwendige Entwicklungsaufgaben.
Highlight: Erikson betont, dass jede Krise hinreichend bewältigt werden muss, um die Grundlage für die erfolgreiche Bewältigung nachfolgender Krisen zu schaffen.
Das Modell beginnt mit der oral-sensorischen Phase, die bis zum Alter von etwa 1,5 Jahren andauert. In dieser Phase steht die Entwicklung von Urvertrauen versus Urmisstrauen im Vordergrund. Die Hauptbezugspersonen sind in der Regel die Eltern, insbesondere die Mutter.
Example: Ein Kind, das in dieser Phase überwiegend positive Erfahrungen macht, entwickelt ein grundlegendes Vertrauen in seine Umwelt, während mangelnde Fürsorge zu Misstrauen führen kann.
Die zweite Phase, die anal-muskuläre Phase, erstreckt sich vom 18. Monat bis zum 4. Lebensjahr. Hier geht es um die Entwicklung von Autonomie versus Scham und Zweifel. Die Eltern spielen weiterhin eine zentrale Rolle.
Vocabulary: Maladaption bezeichnet in Eriksons Modell eine übermäßige Ausprägung der positiven Seite einer Krise, während Malignity eine zu starke Ausprägung der negativen Seite beschreibt.
Erikson betont die Wichtigkeit einer Balance zwischen den Krisenpolen in jeder Phase. Eine unangemessene Lösung kann zu Fehlentwicklungen führen. Zum Beispiel kann in der ersten Phase zu viel Vertrauen zu Naivität führen, während zu viel Misstrauen zu Zurückgezogenheit und Depression führen kann.
Quote: Erikson fasst die Ich-Erkenntnis der ersten Phase mit den Worten zusammen: "Ich bin, was man mir gibt."
Insgesamt bietet das Erikson Stufenmodell einen umfassenden Rahmen für das Verständnis der psychosozialen Entwicklung von Kindern und Erwachsenen. Es unterstreicht die Bedeutung von Beziehungen und sozialen Interaktionen für die Persönlichkeitsentwicklung und bietet wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten jeder Entwicklungsstufe.