Der Urzustand und der Schleier des Nichtwissens
Um in Rawls' Gedankenexperiment absolute Fairness zu gewährleisten, werden die Teilnehmer in einen sogenannten Urzustand versetzt. Dieser Zustand soll verhindern, dass jemand sich selbst oder anderen aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Religion oder Hautfarbe Vor- oder Nachteile verschaffen kann.
Definition: Der Urzustand ist eine theoretische Situation, die Lösungen für die reale Welt ermöglichen soll, indem sie absolute Gleichheit und Unvoreingenommenheit der Teilnehmer garantiert.
Die Hauptmerkmale des Urzustands sind:
- Die Teilnehmer werden "auf Null gesetzt", d.h. sie wissen nichts mehr über ihre eigenen Eigenschaften wie Aussehen, Fähigkeiten, Körperbau oder gesellschaftlichen Status.
- Es herrscht Anonymität zwischen den Teilnehmern.
Vocabulary: Rawls bezeichnet diesen Zustand der Unwissenheit als "Schleier des Nichtwissens" (Rawls Schleier des Nichtwissens).
Der Schleier des Nichtwissens ist ein zentrales Konzept in Rawls' Theorie. Er stellt sicher, dass die Entscheidungen über die Grundprinzipien der Gesellschaft frei von persönlichen Interessen und Vorurteilen getroffen werden. Dadurch sollen die Teilnehmer gezwungen sein, Regeln zu entwickeln, die für alle fair sind, da sie nicht wissen, welche Position sie selbst in der zukünftigen Gesellschaft einnehmen werden.
Example: Ein Teilnehmer im Urzustand könnte nicht für Privilegien für Reiche argumentieren, da er nicht weiß, ob er selbst reich oder arm sein wird.
Dieser theoretische Ansatz ermöglicht es, Gerechtigkeitsprinzipien zu entwickeln, die unabhängig von individuellen Umständen als fair betrachtet werden können.