Aristoteles' politische Philosophie prägt bis heute unser Verständnis von Staat und Gesellschaft.
Die Staatstheorie des Aristoteles basiert auf der grundlegenden Idee des Menschen als zoon politikon - ein von Natur aus politisches und soziales Wesen. Nach Aristoteles' Menschenbild ist der Mensch darauf angelegt, in Gemeinschaft zu leben und sich politisch zu engagieren. Diese Aristoteles Gemeinschaft entwickelt sich von der Familie über das Dorf bis hin zum Staat als höchste Form des Zusammenlebens.
In seiner Analyse der Herrschaftsformen unterscheidet Aristoteles zwischen drei guten und drei entarteten Staatsformen. Als beste Staatsform sieht er die Politie an, eine gemäßigte Herrschaft der Vielen zum Wohl aller. Seine Demokratiekritik richtet sich vor allem gegen die Gefahr der Pöbelherrschaft, während er in der Staatsformenlehre betont, dass jede Verfassung dem Gemeinwohl dienen muss. Das Individuum und soziales Wesen stehen bei Aristoteles in einem ausgewogenen Verhältnis - der Einzelne verwirklicht sich durch die Teilhabe am politischen Leben der Gemeinschaft. Seine detaillierten Analysen in der Politik zeigen, wie verschiedene Verfassungsformen entstehen, funktionieren und sich wandeln können. Besonders wichtig ist dabei seine Beobachtung, dass politische Stabilität vor allem durch eine starke Mittelschicht gewährleistet wird.
Die aristotelische Staatstheorie zeichnet sich durch ihren realistischen Blick auf politische Systeme aus. Anders als sein Lehrer Platon entwickelt Aristoteles keine utopische Idealvorstellung, sondern analysiert bestehende Verfassungen und leitet daraus praktische Empfehlungen ab. Seine Einsichten zur Bedeutung der Mittelschicht, zur Gefahr politischer Extreme und zur Notwendigkeit einer am Gemeinwohl orientierten Politik sind auch für moderne Demokratien relevant.