Die Frage nach dem Leid in der Welt beschäftigt die Menschen seit jeher.
Der Theodizee Widerspruch steht im Zentrum vieler philosophischer und theologischer Debatten. Er beschreibt den scheinbaren Widerspruch zwischen der Existenz eines allmächtigen und gütigen Gottes und dem Vorhandensein von Leid in der Welt. Verschiedene Denker haben versucht, diesen Widerspruch zu erklären. Der Kirchenvater Augustinus entwickelte die Idee des Mangel an Gutem als Erklärungsansatz. Nach seiner Theorie ist das Böse keine eigenständige Kraft, sondern lediglich die Abwesenheit des Guten - ähnlich wie Dunkelheit nur die Abwesenheit von Licht ist.
Martin Luther hingegen betonte die Umgestaltung des Menschen durch Leid und Prüfungen. Er sah darin einen wichtigen Prozess der geistlichen Reifung. Nach seiner Auffassung kann Leid den Menschen näher zu Gott führen und seinen Charakter formen. Diese Sichtweise wurde besonders in der protestantischen Tradition einflussreich. Moderne theologische Ansätze betonen häufig die Bedeutung der menschlichen Freiheit: Gott hat den Menschen mit freiem Willen geschaffen, wodurch auch die Möglichkeit besteht, dass Menschen einander Leid zufügen. Diese Freiheit wird als so wertvoll angesehen, dass sie das daraus resultierende Leid aufwiegt. Gleichzeitig wird betont, dass Gott in seinem Heilsplan das Leid nicht als Endpunkt sieht, sondern es zu einem guten Ziel führen will.