Beschäftigungsformen und Niedriglohnsektor in Deutschland
In Deutschland arbeiten über 70% der Beschäftigten in einem Normalarbeitsverhältnis – unbefristet mit mindestens 21 Wochenstunden und sozialversicherungspflichtig. Dieser Anteil war zuvor rückläufig mit einem Tiefstand von 65,4% im Jahr 2007.
Die atypische Beschäftigung umfasst befristete Beschäftigung, Teilzeit mit bis zu 20 Wochenstunden oder Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma. Ihr Anteil fiel von 22,6% (2007) auf 20,1% (2018). Diese Beschäftigungsform reicht meist nur bedingt aus, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Prekäre Beschäftigung ist mit erhöhtem Armutsrisiko verbunden. Ein kritischer Bereich ist der Niedriglohnsektor, wo der Bruttostundenlohn geringer ist als zwei Drittel des Medianlohns aller Beschäftigten. Die Aufstiegschancen sind hier besonders gering.
Deutschland hat europaweit den größten Niedriglohnsektor, in dem besonders Frauen, Alleinerziehende, Ostdeutsche und Migranten vertreten sind. Viele Menschen mit niedrigen Stundenlöhnen kämpfen mit hohen Mieten, sind auf Wohngeld angewiesen und erhalten später niedrige Renten.
Diskussionspunkt: Nach der Dotcom-Blase entschieden Politiker, dass es besser sei, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit – der Niedriglohnsektor erschien sinnvoll. Heute sieht man das kritischer. Die SPD versucht, ihn durch staatliche Tarifbedingungen und einen Mindestlohn von 12 Euro einzudämmen. Wichtig wären auch bessere Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Anreize, diese zu nutzen.