DNA-Sequenzierung nach Sanger: Grundlagen und Ablauf
Die DNA-Sequenzierung nach Sanger ist eine fundamentale Technik in der Molekularbiologie, die es ermöglicht, die exakte Abfolge der Basen in einem DNA-Strang zu bestimmen. Diese Methode, auch als Sanger-Sequenzierung bekannt, nutzt den natürlichen Prozess der DNA-Replikation und kombiniert ihn mit einer cleveren Strategie zur Unterbrechung der Strangsynthese.
Der Prozess beginnt mit der Denaturierung der zu untersuchenden DNA zu Einzelsträngen. Diese werden dann mit spezifischen Primern, DNA-Polymerase-Molekülen und den vier verschiedenen Desoxyribonukleosid-Triphosphaten (dNTPs) versetzt. Die dNTPs dienen als Substrate für die DNA-Replikation, wobei jedes für eine der vier Basen steht: dATP für Adenin, dGTP für Guanin, dCTP für Cytosin und dTTP für Thymin.
Vocabulary: dNTPs (Desoxyribonukleosid-Triphosphate) sind die Bausteine der DNA-Synthese, die von der DNA-Polymerase verwendet werden, um neue DNA-Stränge zu bilden.
Ein entscheidender Schritt in der Sanger-Methode ist die Zugabe von Didesoxyribonukleosid-Triphosphaten (ddNTPs) in geringer Menge. Diese ddNTPs sind mit verschiedenen Fluoreszenzmarkern versehen und spielen eine zentrale Rolle bei der Sanger-Sequenzierung Auswertung.
Definition: ddNTPs sind modifizierte Nukleotide, denen am 3'-Kohlenstoffatom der Desoxyribose die Hydroxylgruppe fehlt. Dies verhindert die Verknüpfung mit weiteren Nukleotiden und führt zum Abbruch der DNA-Synthese.
Während der Replikation werden sowohl dNTPs als auch ddNTPs in die wachsenden DNA-Stränge eingebaut. Sobald ein ddNTP eingebaut wird, stoppt die Synthese an dieser Stelle. Dies führt zur Entstehung von DNA-Fragmenten unterschiedlicher Länge, die jeweils mit einem fluoreszierenden ddNTP enden.
Highlight: Der Einbau von ddNTPs führt zu einer Mischung von DNA-Fragmenten, die sich in ihrer Länge und der endständigen Base unterscheiden. Diese Vielfalt ist entscheidend für die anschließende Sequenzanalyse.
Nach der Synthese werden die neuen Stränge durch Erhitzen von der Matrize getrennt. Die resultierenden Fragmente werden dann mittels Elektrophorese der Länge nach sortiert. Hierbei wandern kürzere Fragmente schneller durch das Gel als längere.
Example: Bei der Elektrophorese würde ein Fragment mit 50 Basen schneller durch das Gel wandern als ein Fragment mit 100 Basen.
Die Farbe der Fluoreszenzmarker am Ende jedes Fragments wird mithilfe eines Lasers bestimmt. Dies ermöglicht die Identifikation der letzten Base in jedem Fragment. Ein Computer analysiert diese Daten und berechnet daraus die Nukleotidsequenz des synthetisierten Stranges. Diese wird dann in die Sequenz des ursprünglichen Matrizenstranges umgewandelt.
Quote: "Jeder Strang fluoresziert in der Farbe des jeweiligen ddNTP an seinem Ende. Die Farbe wird mithilfe eines Laserstrahls bestimmt."
Die Sanger-Sequenzierung hat gegenüber neueren Methoden wie der Next Generation Sequenzierung oder der Illumina-Sequenzierung sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Vorteilen der Sanger-Sequenzierung gehören ihre hohe Genauigkeit und die Möglichkeit, relativ lange DNA-Abschnitte zu sequenzieren. Zu den Nachteilen zählen der relativ hohe Zeit- und Kostenaufwand bei der Sequenzierung großer Genome.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die DNA-Sequenzierung nach Sanger eine elegante und präzise Methode zur Bestimmung der Basenabfolge in DNA-Molekülen darstellt. Sie nutzt die natürlichen Mechanismen der DNA-Replikation in Kombination mit speziellen Abbruchnukleotiden, um eine detaillierte Analyse der genetischen Information zu ermöglichen. Diese Technik hat die molekularbiologische Forschung revolutioniert und bildet auch heute noch die Grundlage für viele Anwendungen in der Genetik und Biotechnologie.