Epigenetische Vererbung bei Mäusen
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem faszinierenden Thema der epigenetischen Vererbung und wie Umwelteinflüsse das Erbgut über Generationen hinweg beeinflussen können. Ein besonders interessantes Experiment mit Mäusen und dem Duftstoff Acetophenon wird vorgestellt, um dieses Phänomen zu veranschaulichen.
Die Epigenetik untersucht, wie Umweltfaktoren die Genaktivität beeinflussen können, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern. Durch chemische Modifikationen des Erbguts können Erfahrungen wie Traumata oder Fettleibigkeit an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Dies erklärt auch, warum selbst eineiige Zwillinge trotz identischer DNA unterschiedliche Merkmale entwickeln können.
Definition: Epigenetik beschreibt Veränderungen der Genaktivität, die nicht auf Veränderungen der DNA-Sequenz beruhen, aber dennoch vererbt werden können.
Das vorgestellte Experiment mit Mäusen und Acetophenon demonstriert eindrucksvoll die epigenetische Vererbung. Männliche Mäuse wurden dem Geruch von Acetophenon ausgesetzt und gleichzeitig einem leichten elektrischen Schlag an den Pfoten. Diese negative Erfahrung führte dazu, dass die Nachkommen dieser Mäuse, obwohl sie selbst nie diesem Reiz ausgesetzt waren, ängstlich und misstrauisch auf den Geruch von Acetophenon reagierten.
Example: Die Agouti-Mäuse im Experiment zeigten, wie die Erfahrung des Vaters mit Acetophenon und Schmerz an die Kinder und sogar Enkelkinder weitergegeben wurde.
Um sicherzustellen, dass dieses Verhalten tatsächlich epigenetisch vererbt und nicht durch das Verhalten der Mutter beeinflusst wurde, wurden die Experimente mit künstlich befruchteten Mäusen wiederholt, die von fremden Müttern aufgezogen wurden. Die Ergebnisse blieben konsistent.
Highlight: Die Vererbung der Reaktion auf Acetophenon über Generationen hinweg ist ein starker Beleg für epigenetische Effekte.
Die Wissenschaftler erklären dieses Phänomen damit, dass die Rezeptoren für Acetophenon in den Nachfolgegenerationen besonders stark ausgebildet sind. Dies geschieht, weil das entsprechende Gen aufgrund fehlender epigenetischer Marker (Methylgruppen) häufiger abgelesen wird.
Vocabulary: Methylgruppen sind chemische Strukturen, die an die DNA angeheftet werden können und die Genaktivität beeinflussen.
Dieses Experiment wirft interessante Fragen zur Vererbung von Erfahrungen und dem Einfluss der Umwelt auf unser Erbgut auf. Es zeigt, wie komplex die Interaktion zwischen Genen und Umwelt ist und wie Erfahrungen unserer Vorfahren unser eigenes Leben beeinflussen können.