Homologie und Analogie - Evolutionäre Ähnlichkeiten verstehen
Homologie bedeutet Abstammungsähnlichkeit. Homologe Organe haben denselben Grundbauplan, können aber unterschiedliche Funktionen aufweisen. Sie entstehen durch divergente Entwicklung, wenn verwandte Arten verschiedene Lebensräume besiedeln.
Um homologe Organe zu erkennen, gibt es drei wichtige Kriterien:
- Das Kriterium der Lage betrachtet den äußerlichen Aufbau. Die Anzahl und Verbindungen der Teilstrukturen müssen übereinstimmen, wie bei den Gliedmaßen der Wirbeltiere.
- Das Kriterium der spezifischen Qualität untersucht den inneren Aufbau. Je mehr Übereinstimmungen in Einzelheiten, desto sicherer die Homologie (z.B. Haifischschuppen und menschliche Zähne haben ähnliche Strukturen wie Schmelz und Dentin).
- Das Kriterium der Stetigkeit/Kontinuität zeigt, ob Organe über Zwischenformen verbunden werden können. Progressionsreihen zeigen zunehmende Komplexität (wie Wirbeltier-Lungen), während Regressionsreihen schrittweisen Rückbau zeigen (wie bei Eidechsen-Extremitäten).
Merke: Trifft eines dieser Kriterien zu, gilt automatisch auch das Kriterium der Kontinuität!
Analogie hingegen bezeichnet Funktionsähnlichkeit. Analoge Organe haben ähnliche Funktionen und oft ähnlichen äußeren Bau, stammen aber nicht von gemeinsamen Vorfahren ab. Sie entwickeln sich durch Konvergenz - eine unabhängige, aber ähnliche Entwicklung unter vergleichbarem Selektionsdruck. Ein Beispiel ist die stromförmige Körperform von Wassertieren, die den Widerstand minimiert.
Beim Vergleich homologer und analoger Organe zeigt sich: Homologe Organe haben denselben Grundbauplan aber möglicherweise unterschiedliche Funktionen. Analoge Organe haben oft dieselbe Funktion und ähnlichen äußeren Bau, aber unterschiedliche Grundbaupläne. Homologie entsteht durch Divergenz, Analogie durch Konvergenz.