Die Bedeutung der Myelinscheide und Nervenleitungserkrankungen
Die Myelinscheide spielt eine entscheidende Rolle bei der Erregungsleitung im Strickleiternervensystem bei Wirbeltieren. Diese spezialisierte Struktur wirkt wie eine elektrische Isolierung und ermöglicht eine deutlich schnellere Signalübertragung durch saltatorische Erregungsleitung. An den Ranvier-Schnürringen, den nicht-isolierten Stellen des Axons, befinden sich spannungsgesteuerte Ionenkanäle, die für die Weiterleitung der Aktionspotentiale essentiell sind.
Definition: Die saltatorische Erregungsleitung beschreibt das "springende" Fortleiten von Nervenimpulsen von Schnürring zu Schnürring, was eine bis zu 100-fach schnellere Signalübertragung ermöglicht als bei nicht-myelinisierten Fasern.
Bei der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung zeigt sich ein interessanter Unterschied im Aufbau von Nervenzellen und Gliazellen. Schmerzreize werden über dünne, unmyelinisierte C-Fasern und schwach myelinisierte Aδ-Fasern geleitet, während Berührungsempfindungen über dicke, stark myelinisierte Aβ-Fasern übertragen werden. Diese unterschiedliche Ausstattung macht man sich in der Lokalanästhesie zunutze.
Beispiel: Bei einer zahnärztlichen Behandlung blockiert das Lokalanästhetikum Lidocain gezielt die Natriumkanäle der schmerzleitenden Nervenfasern, während die Berührungsempfindung erhalten bleibt.