Biotische Umweltfaktoren
Biotische Umweltfaktoren sind alle Einwirkungen auf einen Organismus, die von anderen Lebewesen ausgehen. Diese können innerhalb einer Art (intraspezifisch) oder zwischen verschiedenen Arten (interspezifisch) wirken.
Beispiele für biotische Faktoren:
- Konkurrenz (um Nahrung, Lebensraum)
- Beutetiere und Räuber
- Parasiten
- Symbiosen
Parasitismus (+/-)
Beim Parasitismus wird der Wirtsorganismus geschädigt, aber nicht sofort getötet:
- Vollparasiten: Leben vollständig auf Kosten des Wirtes
- Halbparasiten: Schädigen den Wirt, töten ihn aber nicht
Verschiedene Formen des Parasitismus:
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Nach räumlichem Vorkommen:
- Endoparasiten: Leben im Inneren des Wirtes (z.B. Bandwurm)
- Ektoparasiten: Leben auf der Oberfläche des Wirtes (z.B. Zecken)
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Nach Dauer:
- Temporäre Parasiten: Suchen den Wirt nur kurzzeitig auf (z.B. Stechmücken)
- Stationäre Parasiten: Bleiben dauerhaft mit dem Wirt verbunden (z.B. Flöhe)
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Nach Notwendigkeit:
- Obligatorische Parasiten: Sind zwingend auf einen Wirt angewiesen (z.B. Viren)
- Fakultative Parasiten: Können auch ohne parasitische Phase leben
Anpassungen bei Parasiten: Parasiten entwickeln spezielle Anpassungen wie Haft- und Klammerorgane (Flöhe), Saugorgane (Mücken, Zecken), Rückbildung unnötiger Organe und extrem hohe Eizahlen zur Sicherung der Fortpflanzung.
Symbiose (+/+)
Symbiose ist eine Lebensgemeinschaft artverschiedener Organismen mit gegenseitigem Nutzen:
- Ektosymbiose: Der Symbiont lebt außerhalb des Wirts (z.B. Einsiedlerkrebs mit Seeanemone)
- Endosymbiose: Der Symbiont lebt innerhalb des Wirts (z.B. Korallen mit Algen)
Nach Intensität unterscheidet man:
- Mutualismus: Regelmäßige Symbiose, die nicht überlebensnotwendig ist (z.B. Ameisen und Blattläuse)
- Eusymbiose: Symbionten sind ohne Partner nicht lebensfähig (z.B. Flechten)
Räuber-Beute-Beziehung (+/-)
Die Räuber-Beute-Beziehung ist entscheidend für die Stabilität im Ökosystem:
- Räuber reduzieren die Anzahl der Individuen in der Beutepopulation
- Zwischen Räuber- und Beutepopulationen besteht eine Wechselwirkung, die oft in Zyklen verläuft
Lotka-Volterra-Regeln:
- Periodische Populationsschwankungen: Die Populationsgrößen schwanken periodisch und phasenverzögert
- Konstanz der Mittelwerte: Die durchschnittliche Populationsgröße bleibt langfristig konstant
- Störung der Mittelwerte: Bei gleichmäßiger Dezimierung erholt sich die Beutepopulation schneller
Wichtiges Konzept: Koevolution: In der Räuber-Beute-Beziehung entwickeln Räuber spezialisierte Jagdstrategien (längere Krallen bei Greifvögeln), während Beutetiere Schutzvorrichtungen entwickeln (Gift, Stacheln, Tarnung). Diese gegenseitige Anpassung führt zu einem evolutionären Wettrüsten.
Die biotischen und abiotischen Faktoren wirken im Ökosystem zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Im Boden beispielsweise wirken abiotische Faktoren (Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert) gemeinsam mit biotischen Faktoren (Konkurrenz, Feinde, Parasiten) auf die Organismen ein.