Unbedingte und bedingte Reflexe
Bei Reflexen unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Arten: unbedingten und bedingten Reflexen.
Unbedingte Reflexe sind erbbedingt und angeboren. Sie können jedoch einem Reifungsprozess unterliegen oder ihre Funktion im Laufe des Lebens verlieren. Diese Reflexe sind nicht durch Umwelteinflüsse veränderbar.
Definition: Unbedingte Reflexe sind angeborene Verhaltensweisen, die nicht durch Lernen oder Erfahrung beeinflusst werden.
Bedingte Reflexe hingegen entstehen durch Lernvorgänge und sind somit erfahrungsbedingt. Bei ihnen wird ein ursprünglich neutraler Reiz so gelernt, dass er später als bedingter (erlernter) Reiz wirkt.
Example: Ein Beispiel für einen bedingten Reflex ist der Pawlowsche Hundeversuch, bei dem Hunde lernten, auf ein Klingeln mit Speichelfluss zu reagieren.
Der Kniesehnenreflex wird als Beispiel für den Ablauf eines unbedingten Reflexes detailliert beschrieben:
- Ein Schlag mit dem Reflexhammer in die Vertiefung unterhalb der Kniesehne führt zur Dehnung der Kniescheibe.
- Diese Dehnung erregt die Dehnungssensoren.
- Die Erregung wird zum Rückenmark geleitet.
- Im Rückenmark erfolgt eine Umschaltung auf motorische Nervenzellen.
- Die Erregung wird weitergeleitet und aktiviert den Oberschenkelstrecker.
- Dies führt zum Vorschnellen des Unterschenkels.
Highlight: Der Kniesehnenreflex ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug in der Neurologie und Orthopädie.
Die Hemmung des Oberschenkelbeugers spielt eine wichtige Rolle bei diesem Reflex. Nur durch diese Entspannung kann das Zusammenziehen des Oberschenkelstreckers zum Vorschnellen des Unterbeins führen. Wären beide gegensinnigen Muskeln aktiv, wäre keine Aktion möglich.
Vocabulary: Antagonist bezeichnet in der Anatomie einen Muskel, der die entgegengesetzte Wirkung eines anderen Muskels (Agonist) hat.
Der adäquate Reiz für den Kniesehnenreflex ist die Dehnung des Oberschenkelstreckers. Diese wird durch den Schlag mit dem Reflexhammer indirekt herbeigeführt und führt unmittelbar zur Auslösung einer Erregung in den Dehnungssensoren.
Example: Beim Kniereflex selber auslösen sollte man beachten, dass der Schlag präzise und mit angemessener Stärke erfolgen muss, um den Reflex auszulösen.