Analyse: Abendlied an die Natur - Gottfried Keller
Das Abendlied an die Natur von Gottfried Keller beschreibt eine innige Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und der Natur. Die Sprechsituation zeigt eine tiefe Reflexion über die besondere Bedeutung der Natur für das eigene Lebensgefühl. Gleichzeitig appelliert das lyrische Ich an die Natur, diese Verbindung dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Die Form des Gedichts unterstreicht die Harmonie: Vier identisch aufgebaute Strophen mit je acht Versen, regelmäßige vierhebige Jamben und Kreuzreime mit wechselnder Kadenz. Zahlreiche Enjambements (Zeilensprünge) sorgen für einen fließenden Gedankengang, während nach jedem vierten Vers eine gedankliche Zäsur erfolgt.
Die erste Strophe enthält eine Bitte an die Natur, das lyrische Ich nach einem Tag voller Naturerlebnisse liebevoll aufzunehmen. In der zweiten Strophe erinnert sich das lyrische Ich an Naturerlebnisse aus der Kindheit und betont die befreiende Wirkung der Natur. Die dritte Strophe drückt Dankbarkeit gegenüber der Natur als treue Lebensgefährtin aus, während die vierte Strophe um Beistand in schwierigen Lebenslagen und um einen friedvollen Tod im Schoß der Natur bittet.
Vertiefung: Das "Abendlied an die Natur" steht in der Tradition der Naturlyrik der Epoche des Realismus, wobei Keller die Natur als tröstende, mütterliche Instanz personifiziert, die dem Menschen Halt gibt.