Analyse des Gedichts "Abendlied an die Natur" von Gottfried Keller
In diesem Abschnitt wird eine detaillierte Analyse des Gedichts "Abendlied an die Natur" von Gottfried Keller präsentiert. Das Werk, das zwischen 1819 und 1890 entstand, offenbart eine tiefgründige Reflexion über die Bedeutung der Natur im menschlichen Leben.
Die Sprechsituation des Gedichts zeigt einen lyrischen Sprecher, der über die herausragende und beglückende Rolle der Natur für sein Lebensgefühl und seinen Lebenslauf nachdenkt. Es ist ein eindringlicher Appell des lyrischen Ichs sowohl an die Natur als auch an sich selbst, diese innige Verbindung dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Highlight: Die Form des Gedichts unterstreicht die thematisierte Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Die formale Struktur des Gedichts ist sorgfältig gestaltet, um die inhaltliche Harmonie zu unterstreichen. Es besteht aus vier identisch aufgebauten Strophen mit jeweils acht Versen. Der Rhythmus wird durch regelmäßige vierhebige Jamben bestimmt, während das Reimschema als Kreuzreim mit abwechselnd klingender und stumpfer Kadenz angelegt ist.
Vocabulary: Enjambement - Das Übergreifen eines Satzes oder Satzteils über das Versende hinaus in den nächsten Vers.
Bemerkenswert sind die zahlreichen Enjambements, die einen fließenden Gedankengang erzeugen und die Verbundenheit mit der Natur auch formal zum Ausdruck bringen. Beispiele hierfür finden sich in den Versen 3-4, 7-8 und 11-12. Eine gedankliche Zäsur tritt jeweils nach dem vierten Vers jeder Strophe auf, was die Struktur des Gedichts weiter gliedert.
Der Inhalt des Gedichts entfaltet sich über die vier Strophen hinweg:
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Die erste Strophe enthält eine Bitte an die Natur, den lyrischen Sprecher nach dem Genuss der Naturschönheiten des Tages liebevoll aufzunehmen und auf die Nachtruhe einzustimmen.
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In der zweiten Strophe erinnert sich das lyrische Ich an das Naturerleben im Kindesalter. Es wird die befreiende und ausgleichende Wirkung der Natur betont sowie ihre Fähigkeit, die kindliche Unbeschwertheit bis in die Gegenwart zu bewahren.
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Die dritte Strophe drückt den Dank an die Natur aus, die als zuverlässige und liebevolle Lebensbegleiterin Vitalität und Sinnesfreude spendet. Das lyrische Ich leistet einen Treueschwur gegenüber der Natur und betont, dass ein Bruch dieses Schwurs das eigene Verderben bedeuten würde.
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In der letzten Strophe bittet das lyrische Ich um Rückhalt und mütterliche Fürsorge auch in konfliktreichen Lebenslagen. Es wird der Wunsch nach Seelenfrieden im Tode durch das Eingehen in die Natur ausgedrückt.
Quote: "Lass mich der süßen Heimat nicht entfremden, / Die jedes Blatt mir zu verkünden weiß!"
Diese Zeilen verdeutlichen die tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit der Natur als Heimat und Quelle der Geborgenheit.
Definition: Epoche - In diesem Kontext bezieht sich die "Abendlied an die Natur Epoche" auf den Realismus des 19. Jahrhunderts, in dem Keller wirkte.
Die Interpretation von "Aus den Landschaften" würde im Vergleich zu diesem Gedicht möglicherweise weitere Facetten von Kellers Naturverständnis offenbaren. Ein Vergleich zwischen "Abendlied an die Natur" und "Aus den Landschaften" könnte interessante Einblicke in die Entwicklung von Kellers Naturdarstellung und seiner dichterischen Technik geben.