Georg Büchners "Woyzeck" ist ein wegweisendes Werk der deutschen Literatur, das als Paradebeispiel eines offenen Dramas gilt.
Das Drama zeichnet sich durch seine fragmentarische Form und innovative Dramaturgie aus. Im Gegensatz zum klassischen geschlossenen Drama verzichtet Büchner auf einen streng pyramidalen Aufbau und die Einheit von Zeit, Ort und Handlung. Die Szenen sind lose miteinander verbunden und spiegeln die zerrissene Realität der Hauptfigur wider. Die Sprache und Stil des Werkes sind geprägt von einer Mischung aus Hochdeutsch und Dialekt, was die soziale Stellung der Charaktere verdeutlicht und zur Authentizität beiträgt.
Büchners Weltbild und Menschenbild zeigen sich besonders in der Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Protagonist Woyzeck wird als Opfer eines unmenschlichen Systems dargestellt, in dem soziale und wirtschaftliche Zwänge den Menschen determinieren. Der Hauptmann verkörpert dabei das bürgerliche Establishment, das auf Woyzeck herabblickt und ihn moralisch verurteilt. Büchners Dramenauffassung bricht bewusst mit den Konventionen des klassischen Theaters und schafft eine neue Form des sozialkritischen Dramas. Im Vergleich zu seinem anderen Werk "Leonce und Lena" zeigt sich in Woyzeck eine noch radikalere Abkehr von traditionellen Dramenformen. Diese innovative Gestaltung macht das Werk zu einer wichtigen Pflichtlektüre für das Deutsch-Abitur, besonders in Bayern, wo es regelmäßig als Prüfungsthema erscheint.