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18.11.2022
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Leben Thiels LRealitätsbezug 5 vor erster the Allsonntäglich saß der Bahnwärter Thiel in der Kirche zu Neu-Zittau, ausgenommen die Tage, an - sehr gottesfürchlig denen er Dienst hatte oder krank war und zu Bette lag. Im Verlaufe von zehn Jahren war er -Leitmotiv: Kierche zweimal krank gewesen; das eine Mal infolge eines vom Tender¹ einer Maschine während des -realer Schauplatz Vorbeifahrens herabgefallenen Stückes Kohle, welches ihn getroffen und mit zerschmettertem Bein in den Bahngraben geschleudert hatte; das andre Mal einer Weinflasche wegen, die aus dem vorüberrasenden Schnellzuge und mitten auf seine Brust geflogen war. Außer diesen beiden Unglücksfällen hatte nichts vermocht, ihn, sobald er frei war, von der Kirche fernzuhalten. Die ersten fünf Jahre hatte er den Weg von Schön-Schornstein, einer Kolonie an der Spree, herüber nach Neu-Zittau allein machen müssen. Eines schönen Tages war er dann in Begleitung eines schmächtigen und kränklich aussehenden Frauenzimmers erschienen, die, wie die Leute meinten, zu seiner herkulischen Gestalt wenig gepasst hatte. Und wiederum eines schönen - Minna Physis Sonntagnachmittags reichte er dieser selben Person am Altare der Kirche feierlich die Hand zum starker Kontrast in Thiel -Negatives Meinungsbild der Gesellschaft Bunde fürs Leben. Zwei Jahre nun saß das junge, zarte Weib ihm zur Seite in der Kirchenbank; zwei Jahre blickte ihr hohlwangiges, feines Gesicht neben seinem vom Wetter gebräunten in das uralte Gesangbuch -;...
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und plötzlich saß der Bahnwärter wieder allein wie zuvor. -2 Jahre 15 Leben Thiels An einem der vorangegangenen Wochentage hatte die Sterbeglocke geläutet, das war das Ganze. nach Verlust An dem Wärter hatte man, wie die Leute versicherten, kaum eine Veränderung wahrgenommen. Minnas Leben10 Thiels mit Minna - Tod Minnas nicht Die Knöpfe seiner saubren Sonntagsuniform waren so blank geputzt, als je zuvor, seine roten ausgeschmücht bave Thiels -kaum eine wahrnehm-Haare so wohl geölt und militärisch gescheitelt wie immer, nur daß er den breiten, behaarten Nacken ein wenig gesenkt trug und noch eifriger der Predigt lauschte oder sang, als er es früher verändern 20 - Gounoch gethan hatte. Es war die allgemeine Ansicht, daß ihm der Tod seiner Frau nicht sehr nahe gegangen sei, und diese Ansicht erhielt eine Bekräftigung, als sich Thiel nach Verlauf eines Jahres zum zweiten Male und zwar mit einem dicken und starken Frauenzimmer, einer Kuhmagd aus Thiel flüchtet in Glauben -1 Jahr Heirat mit Lene - lene psychisch Alte-Grund, verheiratete. Auch der Pastor gestattete sich, als Thiel die Trauung anmelden kam, einige Bedenken zu äußern: »Ihr wollt also schon wieder heiraten?<< »Mit der Toten kann ich nicht wirtschaften, Herr Prediger!<< und physisch25 kontrar zu Minna -Thiel wicht pragmatisch und unemotional 530 Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel (1888) Bahnwärter Thiel ist Witwer, da seine Frau Minna bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes Tobias verstorben ist. Obwohl er nie aufhört, Minna zu lieben, und diese in seinem Bahnwärterhaus mit kultähnlichen Handlungsweisen verehrt, heiratet er die burschikose Lene in zweiter Ehe, weil er eine Mutter für seinen Sohn braucht. Lene wird von Thiel schwanger und bringt ein gesundes Kind auf die Welt. Dieses bevorzugt Lene gegenüber Tobias, der zunehmend von seiner Stiefmutter misshandelt wird. Schließlich wird Tobias von einem Zug überfahren, weil Lene nicht aufgepasst hat, als er an den Gleisen spielte. Thiel gerät über den Verlust des Sohnes so in Wut, dass er Lene und sein zweites Kind umbringt. Rückblick: Thiels Frau war im Wochenbett gestorben, und der Junge, welchen sie zur Welt gebracht, lebte und hatte den Namen Tobias erhalten. mit Tobias nach Minas »Ach so, der Junge«<, sagte der Geistliche und machte eine Bewegung, die deutlich zeigte, dass er emotionales sich des Kleinen erst jetzt erinnere. »Das ist etwas andres - wo habt Ihr ihn denn untergebracht, Verständnis für während Ihr im Dienst seid?<< Thiel-Entscheidung wird begründet Thiel erzählte nun, wie er Tobias einer alten Frau übergeben, die ihn einmal beinahe habe - Liebe zu »Nun ja wohl - aber ich meine - Ihr eilt ein wenig.<< >>Der Junge geht mir d'rauf, Herr Prediger.<< - Liebe zu Tobi Leindige erstmals auch nur indiret) thematisiert Minna 35 verbrennen lassen, während er ein andres Mal von ihrem Schoß auf die Erde gekugelt sei, ohne glücklicherweise mehr als eine große Beule davon zu tragen. Das könne nicht so weiter gehen, meinte er, zudem, da der Junge, schwächlich wie er sei, eine ganz besondre Pflege benötige. die Deswegen und ferner weil er der Verstorbenen in die Hand gelobt, für die Wohlfahrt des Jungen vich zu jeder Zeit ausgiebig Sorge zu tragen, habe er sich zu dem Schritte entschlossen. - erwähnt wird S Gegen das neue Paar, welches nun allsonntäglich zur Kirche kam, hatten die Leute äußerlich Leben0 Thiels mit Leve: durchaus nichts einzuwenden. Die frühere Kuhmagd schien für den Wärter wie geschaffen. Sie äußerlich positiv war kaum einen halben Kopf kleiner wie er und übertraf ihn an Gliederfülle, auch war ihr Gesicht - Physische -Positi sort 1 Tender: Vorratsbehälter einer Dampflokomotive, in dem Kohlen und Wasser mitgeführt werden Unterschied za Minna dentliche - Bezug auf Seele -gules Wirtschaft45 ganz so grob geschnitten, wie das seine, nur dass ihm im Gegensatz zu dem des Wärters die Seele abging. perfehle Wenn Thiel den Wunsch gehegt hatte, in seiner zweiten Frau eine unverwüstliche Arbeiterin, eine fr Framusterhafte Wirtschafterin zu haben, so war dieser Wunsch in überraschender Weise in Erfüllung gegangen. Drei Dinge jedoch hatte er, ohne es zu wissen, mit seiner Frau in Kauf genommen: eine Leben This harte, herrschsüchtige Gemütsart, Zanksucht und brutale Leidenschaftlichkeit. Nach Verlauf eines betachteten, unemotional Thiel Lene: innerlich halben Jahres war ortsbekannt, in dem Häuschen des (und späte 50 auch äußerlich) es wer Wärters das Regiment führte. Man bedauerte den Wärter. Es sei ein Glück für »das Mensch«<, dass sie so ein gutes Schaf wie den Thiel zum Manne bekommen habe, äußerten die aufgebrachten Ehemänner; es gäbe welche, bei denen sie gräulich anlaufen (htes Gewürde. So ein >>Tier«< müsse doch kirre² zu machen sein, meinten sie, und wenn es nicht anders -Mitleid für Thiel ginge, negativ -Dominanz Leves denn mit Schlägen. Durchgewalkt müsse sie 55 werden, aber dann gleich so, dass es zöge. -Kritik an Thiels Sanftmütigheif Aufgaben: 1. Analysiert den vorliegenden Novellen-Auszug unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, inwiefern die Ermordung von Lene als Endglied einer Kausalkette gesehen werden kann. 2. Vergleicht die Situation Woyzecks im Spannungsfeld von Gesellschaft und Natur in den Szenen 5 und 8 mit der des Bahnwärters, die ebenfalls zur Ermordung Maries geführt hat. 2 kirre: gefügig, zahm, gehorsam Deutsch LK Q2 Woyzeck Bahnwärter Thiel Aufgabe 1: Analyse des Novellenauszugs In der Novelle Bahnwärter Thiel", welche im Jahr 1888 von Gerhart Hauptmann geschrieben wurde, geht es um das Zerbrechen der menschlichen Psyche als Resultat einer Reihe von Schicksalsschlägen. Sie handelt von dem gottesfürchtigen Bahnwärter Thiel, welcher seine erste Frau bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes ver- liert, und daraufhin eine andere Frau heiratet, um eine Mutter für seinen Sohn zu haben. Mit ihr bekommt Thiel ein zweites Kind, baut allerdings keine romantische Beziehung zu ihr auf. Diese zweite Ehefrau misshandelt seinen Sohn, und als dieser von einem Zug überfahren wird, gibt Thiel seiner Frau die Schuld daran und ermordet sie und ihr gemeinsames Kind am Ende der Novelle. Im vorliegenden Novellenauszug werden beide Ehen des Bahnwärters thematisiert. Hierbei wird ein starker Kontrast zwischen beiden Ehefrauen aufgezeigt und ein besonderer Schwerpunkt auf die Wahrnehmung der lebenssituation Thiels von den anderen Gesellschaftsmitgliedern gesetzt. Es ist festzustellen, dass Thiel durch den Tod seiner ersten Frau stark traumatisiert wird. Dieses Trauma nimmt Thiel nicht bewusst wahr, sondern schiebt es aus seinen Gedanken, sodass seine Psyche unbewusst immer weiter zerstört wird, bis er am Ende einer Kausalkette von Ursache und Wirkung die Morde begeht. Schauplatz der Novelle sind Schön-Schornstein und Neu-Zittau - indem Hauptmann sie an diesen realen und sehr genauen Orten spielen lässt, wird dem Leser die Realitätsnähe der Novelle unverblühmt deutlich. was eine gewisse Dev Novellenauszug ist überwigend als Erzählbericht mit einem auhtorialen Erzähler gestaltet, Distanz zwischen dem Leser und den Charakteren erzeugt. So fühlt der Leser auch keine emotionale Verbunden- heit zu Thiel, sondern betrachtet seine Lebenssituation aus einem sachlich-nüchternen Blickwinkel. Der zu analysierende Novellenauszug ist in sieben Phasen einzuteilen, in denen jeweils ein lebensabschnitt Thiels dar- gestellt wird diese sieben Phasen erstrechen sich über insgesamt achteinhalb Jahre in denen du Protagonist zu Beginn Jahre Junggeselle und am Ende mit seiner zweiten Frau verheiratet ist: Zu Beginn des Novellenauszugs (7.1-9) werden zehn e aus dem Leben Thiels allgemein thematisiert, von denen er die ersten fünf Jahre alleinstehend ist-in diesem Abschnitt liegt der Fokus auf der Gottesfürchtigkeit des Protagonisten in der zweiten Phase (Z. 10-15) wird der zweijährige Lebensabschnitt Thiels mit seiner ersten Ehefrau knapp dargestellt, während es in dem davant folgenden Abschnitt (2.15-22) um die einjährige Lebensphase geht, die Thiel nach dem Verlust seiner Ehefrau unverheiratet verbracht hat. In der vierten Phase des Novellenauszugs (2.22-27) wird die zweite Heirat des Protagonisten thematisiert, woraufhin die fünfte Phase (2.28-39) einen Rückblick darstellt, in welchem es um das bisherige Leben von Thiels erstem Sohn geht. Der sechste und siebte Abschnitt handelt von dem Leben Thiels mit seiner zweilen Ehefrau, wobei das Meinungsbild der Gesellschaft über diese Beziehung in Phase sechs (2.40-47) stark positiv, und in der siebten Phase (Z.47-55) negativ geprägt ist. Zu Beginn des Auszugs wird das Motiv der Kirche aufgeführt, welches ein Leitmotiv in Thiels gesamtem Leben darstellt: Der Protagonist der Novelle besucht jeden Sonntag die Kirche (vgl. Z.1), und es wird aufgeführt, dass er diesen Kirchenbesuch nur für seine Arbeit oder schwerste körperliche Verletzungen ausfallen lässt (vgl.Z.2). Hierbei werden die zwei Male, die Thiel wegen einer Verletzung nicht zur Kirche gegangen ist, sehr detaillreich beschrieben (vgl. 2.3 ff.) - es handelte sich beide Male um sehr schwere Unglücksfälle, was die Gottesfürchtigkeit des Bahnwärters drastisch zum Ausdruck bringt: Innerhalb von zehn Jahren ist er nicht einen Sonntag nicht zur Kirche gegangen, weil er sich nicht gut gefühlt hat, oder eine Erkältung oder Ähnliches hatte. Am Anfang des Novellenauszugs handelt es sich bei Thiel also um einen sehr gottesfürchtigen und pflichtbewussten Mann, der sich nichts zu Schulde kommen lassen würde, und dem die zehn Gebote, die ein striktes Mordverbot enthalten, sehr wichtig sind. Daran anschließend wird die Zeit thematisiert, die Thiel mit seiner ersten Frau Minna verbringt. Hierbei fällt auf, dass Minna nicht einmal namentlich erwähnt wird - es wird lediglich dargestellt, wie die Gesellschaft die erste Ehefrau Thiels wahrnimmt, wobei ihr gesamtes Wesen stark auf Äußerlichkeiten reduziert wird. Dieses oberflächliche Meinungsbild der Gesellschaft ist stark negativ geprägt, da zwischen Thiel und Minna ein deutlicher physischer Kontrast erkennbar ist: Während es sich bei Minna um ein „schmächtige[s] und kränklich aussehende[s] Frauenzimmer [...]" (Z.10) handele, so sei die Gestalt Thiels als herkulisch [...]" (Z.11) zu charakter- isieren. Der Kontrast beider Ehepartner wird ebenfalls dadurch hervorgehoben, dass in einem Satz das unterschiedliche Aussehen beider Gesichter gegenübergestellt wird: So wird Minnas Antlitz als hohlwangig [...] [and] fein[..]" (7.14) beschrieben, und das des Wärters als vom Wetter gebräunt. [...]" (2.14). Ganz im Gegensatz zu dem negativen Meinungsbild der Gesellschaft bezüglich dieser Ehe, steht allerdings die Beschreibung der Natur an den Tagen des Kennenlernens und der Heirat beider Figuren: Diese beiden Tage, die metaphorisch für Thiels und Minnas gesamte Beziehung stehen, werden als „schöne. [...] Tage [...]" (7.9 und 11) beschrieben. Im Gegensatz zum gesellschaftlichen Meinungsbild, scheint das Bild der Natur Thiels persönliche Gefühlslage wiederzuspiegeln, da dieser Minna wirklich liebt. Die Beständigkeit dieser Ehe, die sich konträr zu Thiels zweiter Ehe nicht annähernd negativ entwickelt, wird durch die Anapher, zwei Jahre nun saß [en] [sie nebeneinander] in der Kirchbank; zwei Jahre blickte[n] [sie gemeinsam] in das uralte Gesangsbuch " (Z. 13 ff.) deutlich. Stark auffällig ist, dass der innere Charakter Minnas nicht dar - gestellt wird, und auch das Gefühlsleben Thiels nirgends explizit erwähnt wird - im Allgemeinen ist die gemeinsame Zeit beider Charaktere nur sehr knapp beschrieben, weshalb die Beziehung der beiden Figuren dem Leser nicht greifbar wird. Diese Beziehung wird durch den Tod Minnas jäh beendet, was mit dem immer wiederkehrenden Motiv der Kirche dar- gestellt wird, die Thiel von nun an wieder allein besucht (vgl. Z.15). Das Läuten der Sterbeglocke ist mit dem Teilsatz, das war das Ganze" (2.16) versehen dieses Geschehnis stellt den ersten einer Reihe von Schicksalsschlägen dar, wegen derer der Bahnwärter am Ende der Novelle zum Mörder wird, und dennoch wird es durch diesen schlichten, banalen Nebensatz als nebensächlich impliziert. Thiel wird durch den Tod seiner Frau traumatisiert, nimmt dies jedoch nicht wahr, sondern flüchtet vor diesen Gedanken in seinen Glauben: Die einzige wahrnehmbare Veränderung Thiels war die, dass er seinen Nacken ein wenig gesenkt trug und noch eifriger der Predigt lauschte oder sang, als er es früher gethan halle" (Z.20 f.). Daraus lässt sich schließen, dass die Gottesfurcht Thiels durch den Verlust verstärkt wurde, und er auf Gottes Hilfe in dieser Situation hofft. Dass ansonsten keine Veränderung des Wärters erkennbar ist, und der Tod Minnas nicht ausgeschmückt wurde, impliziert bei dem Leser ein gefühlsloses Bild von Thiel, dem der Tod seiner Frau nichts auszumachen scheint, da der Leser nur einen Außenblick aus Sicht der Gesellschaft auf den Bahnwärter erhält; während einem sein Innenleben verborgen bleibt. Das Bild der Gefühlslosigkeit Thiels wird auch dadurch verstärkt, dass er ein Jahr nach dem Tod Minnas seine zweite Frau Lene heiratet (vgl. Z. 22 ff.). Auch diese wird nicht namentlich erwähnt, was auch bei ihr auf die Reduzierung auf Äußerlich- keiten zurückzuführen ist, sodass der Fokus ihres Charakters nicht auf ihr Innenleben, sondern primär auf ihr Erscheinungs- bild und ihr Verhalten gesetzt ist. Lene stellt sowohl physisch als auch psychisch das komplette Gegenteil zu Minna dar, was besonders durch den Teilsatz deutlich wird, in dem Lene parallel zu dem schmächtigen und kränklich aussehenden Frauenzimmer" (7.10) Minna, als dicke[s] und starke[s] Frauenzimmer" (2.23) beschrieben wird. Hauptmann setzt die beiden Frauen durch diese parallele Satzstruktur bewusst konträr gegenüber. Auch Lenes Beruf der Kuhmagd (vgl.2.23) stellt einen Kontrast zu der schwächlichen Minna dar. Dass es Thiel an Emotionalität zufehlen scheint, wird besonders 101 deutlich, als der Pastor ihn auf die frühe zweite Hochzeit anspricht, und Thiel argumentiert, er könne mit der Toten [...] nicht wirtschaften" (Z.26). Es wird ein pragmatisches und gefühlskaltes Bild des Protagonisten gemalt, welches erst im nächsten Absatz brüchig wird. Thiel argumentiert über den wirtschaftlichen Teil der Ehe hinaus, indem er auf seinen Sohn mit Minna eingeht, welcher hier erstmal erwähnt wird (vgl. 2.28). Der Leser erhält hier das erste Mal einen, wenn auch nur kleinen Einblick in das Innenleben Thiels - es gibt einen Rückblick auf das bisherige Leben des Sohnes, welcher als wieder- gegebener Wortbeitrag Thiels und nicht aus gesellschaftlicher Sicht formuliert ist; weshalb man hier, kontrastiv zum Rest des Novellenauszugs ein Bild des Gefühlslebens des Bahnwärters bekommt (vgl. Z.34 ff.). Wie wichtig die Figur des Sohnes Tobias für die Novelle ist, ist dadurch erkennbar, dass der Junge als einzige Person neben Thiel namentlich erwähnt wird (vgl. 2.30). Minna ist bei der Geburt Tobias' gestorben (vgl. 2.29), und dieser ist ähnlich seiner Mutter schwächlich [und] ganz besondere[r] Pflege [bedürftig]" (Z.37). Das letzte Jahr habe Thiel seinen Sohn bei einer älteren Frau untergebracht, während er im Dienst war; welche sich allerdings nicht gut. um den Jungen gekümmert habe (vgl. Z.34 ff.), sodass er mit der Eheschließung mit Lene darauf hofft, eine Mutter für seinen Sohn zu haben, welcher Tobias' Wohl am Herzen liegt. Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass Thiel Liebe für seinen Sohn empfindet, sondern vorallem darauf, dass er es Minna ,, in die Hand gelobt [habe], für die Wohlfahrt des Jungen zu jeder Zeit Sorge zu tragen" (2.38 f.) - hier wird indirekt deutlich, welche nahe emotionale Bindung der Wärter zu seiner ersten Frau gehabt haben muss: Er hat sie sehr geliebt und wird sie für immer in seinem Herzen behalten. Dabei fungiert Tobias als handfeste Erinnerung Thiels an seine gelieble Ehefrau, in der sie für ihn in gewisser Weise weiterlebt. Der Leser hat durch diesen Textabschnitt Verständnis für die Entscheidung Thiels, welcher einem durch diesen Einblick in sein Inneres weniger abstrakt erscheint. "11 In den oberflächlichen Augen der Gesellschaft, schien Lene „für den Wärter wie geschaffen" (2.41), weshalb ihr Meinungsbild bezüglich dieser Beziehung positiv konnotiert ist. Erneut wird Lene Minna durch eine Parallele gegenüber gestellt, indem auch ihr Gesicht beschrieben wird: Anders als Minnas ist ihres , ganz so grob geschnitten, wie [das von Thiel]" (Z.42 f.). Einen Unterschied zwischen Thiel und Lene erkennt die Gesellschaft zwar darin, dass Lene keine Seele zu haben scheint (vgl. Z.43); allerdings wird dieser Punkt von ihr als unwichtig angesehen, was dadurch deutlich wird, dass dieser Aspekt mit dem Adverb ,,nur" (2.43) versehen ist. Das Bild des Thiels, welches die Gesellschaft von ihm hat - das des gefühlskalten, pragmatischen Bahnwärters, der nur das Wirt- schaften im Sinn hat - ist das eines Mannes dem die Seele seiner Frau unwichtig ist. Dies ist in der Realität aber keinesfalls so, da er sich in die Seele Minnas verliebt hat. Hier wird die Gesellschaftskritik deutlich, die Hauptmann zum Ausdruck bringen möchte, da diese in der Novelle sehr oberflächlich und auf Äußerliches fokussiert ist. Am Ende des Novellenauszugs ist die Meinung über den Bund von Thiel und Lene allerdings schon negativ geprägt, worin erstmals die Abneigung Thiels gegenüber Lene indirekt angedeutet wird, die am Ende zur Ermordung derselben führt. Die negativen Eigenschaften Lenes werden mit einer Aufzählung genannt, in der ihre, harte, hersch- süchtige Gemütsart, Zanksucht und brutale Leidenschaftlichkeit" (Z.48) aufgezeigt werden. Hier wird die Dominanz Lenes gegenüber Thiel deutlich-Thiel hat Minna mit ihrem sanften Gemüt geliebt, und ist nicht glücklich damit, nun mit dem kompletten Gegenteil konfrontiert zu werden; allerdings stellt er sein eigenes Glück hinter das seines Sohnes, welcher als Repräsentation Minnas fungiert, weshalb Thiel diese negativen Eigenschaften Lenes in Kauf nimmt, um eine Mutter für Tobias zu haben. Die anderen Ehemänner in der Gesellschaft betrachten Thiels Lebenssituation allerdings wieder nur oberflächlich, und bezeichnen Lene als Tier [, welches] doch kirre zu machen sein [müsse]" (2.53). Dabei kritisieren sie Thiel für seine Sanftmütigkeit (vgl. 2.54 f.), und bemitleiden ihn dafür, welche Rolle er in der Beziehung einnimmt (vgl. Z.50). Die Kausalkette, die Thiel letztendlich dazu bewegt, Lene zu ermorden, beginnt mit dem Schicksalsschlag des Ver- (ustes von Minna. Durch diesen ist Thiel traumatisiert und sieht Tobias als letzles Bindeglied zu Minna an, weshalb er alles tut um sein Versprechen einzuhalten ihn zu beschützen - So heiratet er auch Lene ohne sie zu lieben, um eine Mutter für Tobias zu haben. Thiel erfüllt alle gesellschaftlichen Konventionen und flüchtet in die Gottesfürchtig- keit, in der Hoffnung so alles zu tun, um für die verstorbene Minna noch immer ein guter Ehemann zu sein. Dass dies nicht funktioniert wird dadurch deutlich, dass Lene Tobias misshandelt und schließlich mitverantwortlich für seinen Tod ist. An dieser Stelle bricht Thiel aus den gesellschaftlichen Konventionen, seiner Pflichtbewusstheit und Gottes fürchtigkeit. aus: Tobias, sein letztes Bindeglied an Minna, stirbt, und Thiel macht Lene für alle schweren Schicksalsschläge in seinem Leben verantwortlich. Er hat das Gefühl, dass sein Glaube ihn ihm Stich gelassen hat, und sieht den Mord an Lene als einzige Möglichkeit an, Minna richtig in Ehren zu halten. Von Kirche und Schicksal verraten, geht Thiel also diesen Schritt, was der Leser zwar verstehen kann, aber den Akt des Mordes keinesfalls als gerechtfertigt oder entschuldigt ansieht. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Hauptmann in der Novelle mit sehr vielen Kontrastierungen gearbeitet hat, um die Entwicklung Thiels in der Kausalkette darzustellen, und gleichzeitig seine Gesellschafts- kritik zu äußern. Thiels Psyche zerbricht an dem Verlust seines Sohnes, der ihm als endgültiger Verlust Minnas erscheint, sodass er versucht sein Trauma, welches er durch den ersten Verlust Minnas erlitten hat, durch den Mord an Lene zu bekämpfen, weil er das Gefühl hat, Gott habe ihn im Stich gelassen. Ich kann meine Deutungshypothese also verifizieren, müsste allerdings noch die Bedeutung Tobias' und die Nutzung des rhetorischen Mittels der Kontrastierung hinzufügen. Aufgabe 2: Vergleich mit Woyzeck Sowohl in der Novelle Bahnwärter Thiel" als auch im Drama „Woyzeck" entwickeln sich die Protagonisten durch äußerliche Einflüsse, durch die ihre Psyche zerbricht, zu Mördern. "/ In dem Dramenfragment Woyzeck", welches im Jahr 1879 veröffentlicht, und von Georg Büchner in der Epoche des Vormärz geschrieben wurde, geht es um die Auswirkungen gesellschaftlicher Demütigung auf einen einfachen Menschen. Es handelt von dem Soldaten Woyzeck, welcher nicht genug Geld verdient, um seine Familie zu versorgen, und deshalb fragwürdige Nebentätigkeiten ausübt, bei denen er von seinen Vorgesetzten ausgenutzt und gedemütigt wird. Unter der Demütigung, die Woyzeck Letztendlich durch die gesamte Gesellschaft erfährt, Leidet dessen Psyche so sehr, dass er gegen Ende des Dramas seine Freundin Marie umbringt, welche ihn zuvor betrogen hat. Diesen Inhalt vermittelnd ist das Dramenfragment in 27 Szenen eingeteilt, deren Reihenfolge allgemein umstritten ist, weshalb kein klassischer Aufbau erkennbar ist. In den vorliegenden Szenen fünf und acht wird Woyzeck jeweils von einem seiner Vorgesetzten, dem Hauptmann bzw. dem Dohtor gedemütigt. In der fünften Szene macht sich der Hauptmann, den Woyzeck rasiert, über diesen Lustig und spricht ihm die Tugend ab, während er sich selber als perfekten, tugendhaften Bürger bezeichnet. In der achten Szene ist Woyzeck beim Doktor, und dem Zuschauer wird aufgezeigt, dass der Doktor Woyzeck für seine Experimente benutzt, und ihm eine Erbsendiät aufgezwungen hat. Am Ende der Szene diagnostiziert er bei Woyzeck eine Geistes verwirrung. Bezüglich des Spannungsfeldes zwischen Gesellschaft und Natur lässt sich feststellen, dass sowohl die Natur Woyzecks in den beiden Szenen, als auch die des Bahnwärters in dem Novellen. auszug, von der Gesellschaft beeinflusst, und generell von äußerlichen Einflüssen bestimmt wird. Es sind viele Parallelen zwischen Woyzeck und dem Bahnwärter erkennbar, so werden beide von der Gesellschaft bewertet: Während dies bei Woyzech dadurch deutlich wird, dass er von der Gesellschaft als Versuchs- objekt angesehen wird (vgl. Z. 16 V. 22); so wird dies bei Thiel vorallem durch die Darstellung seiner Lebenssituation aus den Augen der Gesellschaft deutlich. Die Emiedrigung, der beide Charaktere ausgesetzt sind, hat bei Woyzech allerdings ein größeres Ausmaß, als bei Thiel: Während ersterer zwar primär von Hauptmann, Doutor, und Tambourmajor gedemütigt wird, ist dieses Problem bei Thiel familien interver, da er letztendlich nur von seiner Frau erniedrigt wird. In der Entwicklung der psychischen Situation beide Figuren ist ein deutlicher Unterschied darin erkennbar, dass Woyzech in dem Drama von der Gesellschaft immer weiter psychisch gebrochen wird, wodurch er immer verrüchter wird, bis eine innere Stimme ihn schließlich dazu bringt, Marie umzubringen; während der Bahnwärter zunächst alle Schichsalsschläge aufnimmt ohne, dass sich seine psychische Situation bewusst verändert, bis er einer langen Kansalhette durch einen bedeutenden Schicksalsschlag aus Wat seine Frau umbringt. am Ende war. In beiden Werken wird die Gesellschaftskritih deutlich, da diese in beiden Fällen schließlich als Auslöser für die Morde charakterisiert werden hann: Hat sie Woyzech dazu gebracht seinen Verstand za verlieren; so hat das Hallen an die gesellschaftlichen Konventionen Thiel letzten Endes zuur Verzweiflung getrieben. Die einzige Lebenssituation Thiels, die von der Gesellschaft direkt kritisiert wurde war die, in der er mit Minna vaheiratet war- also die, in der er wirklich glüchlich Letztendlich veränderte also in beiden Werken die Gesellschaft die Natur der Protagonisten in eine negativen Art and weise, sodass in beiden auch eine Kritik am Idealismus dentlich wird: In den Werken wird mit der materialistischen Denkweise gespielt, nach der ein Individuum von äußeren Einflüssen gesteuert wird, was die Frage nach Schuld in Fällen wie den Morden in beiden Werken aufwirft. Zusammenfassend lässt sich also feststeken, dass in beiden Werken die Verknüpfung der Gesellschaft und der eigenen Natur sehr deutlich wird, und eine materialistische Weltansicht beich Autoren vermutet werden hann.