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Basiswissen Lyrik

12.2.2022

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BASISWISSEN: Lyrik
1. Vom Gespräch mit dem Gedicht zur Interpretation
1. Textaufbereitung
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210 BASISWISSEN: Lyrik 1. Vom Gespräch mit dem Gedicht zur Interpretation 1. Textaufbereitung (Lautes) Lesen (mehrfach) ▪ Beim Lesen wichtige Stellen und Wörter unterstreichen/markieren, Notizen machen Fragen an den Text stellen, Assoziationen, Wiederholungen, Form-Auffälligkeiten beachten ▪ Übersetzen: in die eigene Sprache übersetzen, mit dem Original vergleichen. Welche Unterschiede (Syntax/Semantik) zeigen sich? ▪ Subtexten: dem Original eine aktuelle Bedeutung, aktuelle Bezüge, Assoziationen unterlegen. Was ist für mich als Leser aktuell an diesem Text, was fremd? II. Inhaltsbezogene Formbetrachtung Inhalt und Form sind in der Interpretation aufeinander zu beziehen: Gedicht-/Bild-Situation ▪ Welche Situation ist dargestellt? ■ Welche Elemente, Bestandteile kennzeichnen die Situation? Welche Bilder werden verwendet (Metaphorik, Symbolik, Allegorik)? Personen und Handlung Welche handelnden / sich verhaltenden, fühlenden, empfindenden, wahrnehmenden etc. Personen / Elemente tauchen im Gedicht auf [Personen (lyrisches Ich, lyrisches Du), Personifizierungen] Wie handeln sie, verhalten sie sich; wie sind sie gekennzeichnet, charakterisiert? ■ In welcher Beziehung stehen sie zueinander (abhängig, gleichberechtigt, erleidend ...)? Thema ■ Um welches Ther um welchen Konflikt, um welche gesellschaftliche oder individuelle Erfahrung geht es inhaltlich im Gedicht? Äußere Form ▪ Gedicht-/Strophen-/Versform; Reim, Metrum und Rhythmus: Was wird durch die Form inhaltlich unterstützt (Pathos, Ruhe ...)? ■ Passen Form und Inhalt zusammen oder widersprechen sie sich? Gibt es Irregularitäten, Abweichungen vom Schema und worauf weisen sie hin? Semantische Analyse Welche Wörter werden verwendet? Welche Substantive, Adjektive stellen die Situation dar? ▪ Gibt es Wiederholungen, Ähnlichkeiten oder Wortfelder? Welche Verben werden verwendet (dem Wortinhalt nach; Zustands-/Bewegungsverben)? Syntaktische Analyse ■ Satzformen und ihr Verhältnis zu Vers und Strophe (Enjambement u....

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a.) ■ Tempusverwendung, Zeitverhältnisse . Modalität ■ Satzbau: Parataxe, Hypotaxe III. Das Lyrische Ich und seine Welt der Worte ▪ grammatische Erscheinungsform des lyrischen Ich sprachliche Charakterisierung, Kennzeichnung der Wahrnehmungsweise des lyrischen Ich (erlebend, fühlend, kommentierend, distanziert) ▪ Verhältnis des lyrischen Ich zur Situation/Problematik, zu Gedichtelementen etc. ■ Redeweise des lyrischen Ich: Redepartikel, rhetorische Figuren (Apostrophe, Interjektionen ...) M BASISWISSEN LYRIK ▪ Gedicht als Welt aus Worten: Symbole, Vergleiche, Metaphern/Chiffren, Verhältnis von Denotat und Konnotat; Vergleich Gedichtwelt - empirische Realität ■ Aussparung des lyrischen Ich IV. Historische Bezüge (soweit bekannt)/Einordnung ▪ Bezüge zu Autor und Werk (lyrisches Ich - Autorfiktion - empirischer Autor) ■ Bezüge zur historischen Situation und zur literaturgeschichtlichen Epoche und ihre Folgerungen für die Interpretation V. Integration ▪ Zusammenfassung der Ergebnisse . Beantwortung der Leitfrage(n) ▪ der ,,unaufklärbare Rest" jeder Dichtung begründete, durch Bezüge zur vorangegangenen Interpretation gestützte Wertung " 211 212 Der For wha ndege ending Lyrik ch be 2 Vers: Gedichtzeile Strophe: Verbindung von Versen zu geschlossener Einheit 3 Reim: Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter vom letzten betonten Vokal an Endreim: Reim von Versenden Binnenreim: Reim inner- halb eines Verses Anfangsreim: Reim von Versanfängen 2. Lyrik Lyrik, Epik, Dramatik - das sind die drei Hauptgattungen der Literatur. Lyrische Texte bezeichnet man als Gedichte. Sie sind rein optisch schon daran zu erkennen, dass sie in Versen (kurzen Zeilen) verfasst sind, die in Strophen gegliedert sind. Zudem sind Gedichte in der Regel kürzer gehalten als epische oder dramatische Texte. So liegt in der Lyrik ein Fokus auf der Gestaltung der (verdichteten) Sprache, ihrem Klang, ihrem Rhythmus und ihrer rhetorischen Wirkung - denn all dies soll auf kleinstem Raum seine volle Wirkkraft entfalten. Arder Ph 3. Die Strophe BEISPIELE: Epik Eine Strophe ist eine Verbindung von Versen (d. h. Gedichtzeilen) zu einer in sich geschlossenen Einheit, die ein Gedicht gliedert. Je nach Anzahl der Verse bezeichnet man eine Strophe als Zweizeiler, Dreizeiler, Vierzeiler usw. Die einzelnen Verse einer Strophe können durch Reime als klanglich zusammengehörige Gruppen gebunden werden (zu Reimformen und Reimfolgen 4-6) (vgl. Wilpert 2001, S. 791). Anfangsreim: Der Reim Der Begriff Reim bezeichnet den vollständigen lautlichen Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter vom letzten betonten Vokal an, also ohne den davorstehenden Kon- sonanten. In diesem Sinne reimt sich etwa ,,Gardline" mit ,,Terrline" - es gibt jedoch verschiedene Reimformen (→ 4, 5), die von dieser Definition abweichen. Der Reim gehört nicht notwendig zum Wesen der Lyrik (vgl. Wilpert 2001, S. 671). Man unterscheidet den Endreim - d. h. den Reim zweier oder mehrerer Versenden - einerseits vom Binnenreim, bei dem sich die reimenden Wörter innerhalb eines Verses befinden, und andererseits vom Anfangsreim (hier reimen sich die Anfangswörter zweier oder mehrerer Verse). Binnenreim: Endreim: Dramatik Krieg! Ist das Losungswort. Sieg! Und so klingt es fort. (J. W. GOETHE) Er ist auf Lug und Trug erpicht Und wünscht sich nichts als Geld. (L.C.H. HÖLTY) S Es drückt der Helm, es schmerzt das Bein. O welche Lust, Soldat zu sein! (E. MÜHSAM) Reimformen Man unterscheidet nach der Art der sich reimenden Silben: Reimform identischer Reim rührender Reim reiner Reim unreiner Reim Augenreim Definition Zwei identische Wörter werden mit- einander gereimt. Auch die Konsonanten vor dem je- weils letzten betonten Vokal klingen gleich, obwohl es sich bei den Reim- wörtern um bedeutungsverschiede- ne Wörter handelt. Die Vokale und die Konsonanten der Reimwörter zeigen (ab dem letzten betonten Vokal) genaueste klangli- che Übereinstimmung. Die Reimwörter weisen nur eine an- nähernde, also mangelhafte Gleich- heit der Vokale bzw. der Konsonan- ten auf. (Unreine Reime sind oft mundartlich bedingt und gleichen sich durch die entsprechende Aussprache wieder aus.) (vgl. Wilpert 2001, S. 861) Das Schriftbild der sich reimenden Wörter ist (ab dem letzten Vokal) gleich, die Aussprache jedoch ver- schieden. BASISWISSEN LYRIK Beispiel Da sitzt der Kauz im Ulmenbaum Und heult und heult im Ulmenbaum (T. STORM) Vergebens in zwielichten Schenken Wollten wir Liebe groß verschenken. (Y. GOLL) Sie vom Boden zu entfernen, rupfte man die Gaslaternen aus dem Straßenpflaster aus, zwecks des Barrikadenbaus. (E. MÜHSAM) Am Baum hinauf und immer höher Kommt er dem armen Vogel näher. (W. BUSCH) Ich wühlt mit glühendem Schwerte Den Kindern ihr Grab in der Erde (C. BRENTANO) Greif im Aldi in der Schlange Aus dem Wagen die Orange. Aber ach, welche Blamage: Jene sah schon bessre Tage. (L. WIRAG) Assonanz Die Assonanz erscheint nicht nur in der Lyrik, sondern auch in epischen und drama- tischen Texten. Von einer Assonanz spricht man, wenn die Vokale nahe beieinander stehender Wörter gleich klingen. Die Konsonanten sind dabei beliebig. BEISPIEL: Die gelittene zeile, geleitet von einer zeile, die leidet, geleitet, begleitet von einer zeile, die litt, auf einer weiteren zeile als leiter zu einer in lettern gekleideten zeile (R. PRIESSNITZ) Die Wörter ,,zeile", ,,weiteren" und ,,leiter" reimen sich nicht. Sie weisen jedoch die gleichen Vokale (e und i) auf, was zu einem ausschließlich vokalischen Gleichklang führt. Das obige Beispiel ist ein Extremfall. Eine Assonanz liegt vor, wenn mindestens zwei Wörter die gleichen Vokale aufweisen. Dabei dient die Assonanz oft dazu, verschie- dene Verse über den Endreim hinaus miteinander zu verbinden. 4 identischer Reim: Herz - Herz rührender Reim: geben - ergeben reiner Reim: Baum Schaum unreiner Reim: lieben üben; fies Biest Augenreim: Tag - Gag 5 Assonanz: vokalischer Gleichklang 213 214 6 Paarreim: a abb Kreuzreim: a bab Schweifreim: a abccb umarmender Reim: abba Kettenreim: bcb cdc Haufenreim: aaabbbc CC Reimfolgen Man unterscheidet nach der Stellung der Reimwörter zueinander: Reimfolge (Definition) Paarreim (Zwei aufeinanderfolgende Verse reimen sich.) Kreuzreim (paarweise gekreuzte Reimstel- lung) Schweifreim (Innerhalb einer Strophe von sechs Versen reimen sich jeweils der ers- te und zweite sowie der vierte und fünfte paarweise; der dritte und der sechste Vers reimen sich und sind zudem oft kürzer gehalten.) (Vgl. Wil- pert 2001, S.743.) umarmender Reim (Zwei reimende Verse umschließen einen weiteren Vers oder auch meh- rere Verse, die sich ggf. reimen.) Kettenreim (Bei dreizeiligen Strophen: Der ,,umarmte" Reim einer Strophe wird zum ,,umarmenden" Reim der nächsten Strophe.) Haufenreim (Mindestens drei aufeinander- folgende Verse reimen sich.) Waise (Vers, der sich mit keinem ande- ren Vers reimt.) Beispiel Im Apfelbaume pfeift der Fink Sein Pinkepink! Ein Laubfrosch klettert mühsam nach Bis auf des Baumes Blätterdach Und bläht sich auf und quakt: ,,Ja ja! Herr Nachbar, ick bin och noch da! (W. BUSCH) Früh, wann die Hähne krähn, Eh die Sternlein verschwinden, Muss ich am Herde stehn, Muss Feuer zünden. Schön ist der Flammen Schein, Es springen die Funken; Ich schaue so drein, In Leid versunken. (E. MÖRIKE) Immer enger, leise, leise Ziehen sich die Lebenskreise, Schwindet hin, was prahlt und prunkt, Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben, Und ist nichts in Sicht geblieben Als der letzte dunkle Punkt. (T. FONTANE) Es sang vor langen Jahren Wohl auch die Nachtigall, Das war wohl süßer Schall, Da wir zusammen waren. (C. BRENTANO) Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen, Und drohende, und totenhaft verdorrte ... Wozu sind diese aufgebaut und gleichen Einander nie? und sind unzählig viele? Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen? (H. v. HOFMANNSTHAL) Wer lacht hier, hat gelacht? Hier hat sich's ausgelacht. Wer hier lacht, macht Verdacht, daß er aus Gründen lacht. Wer weint hier, hat geweint? Hier wird nicht mehr geweint. Wer hier weint, der auch meint, daß er aus Gründen weint. (G. GRASS) Gott ist vom Schöpferstuhl gefallen hinunter in die Donnerhallen des Lebens und der Liebe. Er sitzt beim Fackelschein und trinkt seinen Wein zwischen borstigen Gesellen, die von Weib und Meerflut überschwellen. (A. MOMBERT) Schema A A B B с C A B A B C A A B с B A B B A A B A B C B AAAA B B B B AABCUDO А А HINWEIS: Bei der Interpretation eines Gedichts sollten Sie immer darauf achten, die Form- analyse mit dem Inhalt des Textes zu verbinden. Überschätzen Sie jedoch nicht den Zusammenhang von Reimform bzw. Reimfolge und Inhalt. So würde es zu weit führen, von einem umarmenden Reim auf ein harmonisches Liebeserleb- nis zwischen lyrischem Ich und lyrischem Du zu schließen. Vielmehr zählt die allgemeine Beschaffenheit des Reimschemas - folgt es einer strengen Form? Und wenn ja, wird diese an bestimmten Stellen gebrochen? Ist das verwendete Reimschema typisch für eine bestimmte Epoche? Diese und ähnliche Aspekte können Ihre inhaltliche Analyse durchaus stützen. Indem Sie das Reimschema benennen, zeigen Sie außerdem ihre fachwissenschaftlichen Kenntnisse. 4. Metrik, Metrum und Rhythmus Bei vielen Gedichten sind betonte und unbetonte Silben innerhalb der Verse nach einem festen, durchgängigen Schema angeordnet. Dieses Schema bezeichnet man als Metrum (Versmaß). Das Metrum ist Untersuchungsgegenstand der Metrik (Vers- lehre). Liest man nun ein solches Gedicht streng nach seinem Metrum, so klingen die Ver- se ,,wie die blutleeren Schläge eines Presslufthammers" (Frey 1996, S.28), denn oft entspricht das Metrum nicht dem natürlichen Klang unserer Sprache. Andererseits scheint es nicht angebracht, die Form des Gedichts zu ignorieren und die Verse wie einen Prosatext herunterzulesen (vgl. Frey 1996, S. 18). BASISWISSEN LYRIK Ein Gedicht hat also einen ganz eigenen Rhythmus, der weder dem theoretisch- strengen Metrum, noch dem profanen Klang unserer Alltagssprache entspricht. Der Rhythmus ist, anders als das Metrum, nicht festgelegt. Jeder Vers hat seinen eigenen Rhythmus. BEISPIEL: Vor ihm sind tausend Jahre wie der Tag, Der gestern schied mit feierlichem Prangen; Denn was der Sturm der Zeiten auch zerbrach - Ihm ist er machtlos nur vorbeigegangen (G. WEERTH) Betonung streng nach Metrum: Vor ihm sind tausend Jahre wie der Tag, Der gestern schied mit feierlichem Prangen; Denn was der Sturm der Zeiten auch zerbrach - Ihm ist er machtlos nur vorbeigegangen. Mögliche rhythmische Betonung: Vor ihm sind tausend Jahre wie der Tag, Der gestern schied mit feierlichem Prangen; Denn was der Sturm der Zeiten auch zerbrach - Ihm ist er machtlos nur vorbeigegangen. 7 Gedichtinterpretation: Form Inhalt! 8 215 Metrum (Versmaß) = Schema von betonten und unbetonten Silben Metrik Verslehre Betonte Silben werden hier, wie im Folgenden, fett gedruckt dargestellt. 216 9 Vers: Gedichtzeile Versfuß: Versabschnitt aus 1 Hebung und 1-2 Senkungen Hebung: betonte Silbe Senkung: 10 unbetonte Silbe x = Hebung (betonte Silbe) x = Senkung (unbetonte Silbe) 11 Jambus: | xx I 5. Der Vers Weist ein Vers (d. h. eine Gedichtzeile) ein regelmäßiges metrisches Schema auf, dann lässt er sich nach der Verslehre in einzelne - identische - Abschnitte gliedern. Diese Abschnitte nennt man Versfüße. Jeder Versfuß besteht aus einer betonten Silbe und einer oder mehreren unbetonten Silbe(n). Dabei sind unterschiedliche Kombinationen möglich (z. B. betont - unbetont - unbetont oder unbetont - betont). Eine betonte Silbe wird als Hebung, eine unbetonte als Senkung bezeichnet. Erst wenn sich ein bestimmter Versfuß, d. h. eine bestimmte Kombination aus Hebung und Senkung(en), innerhalb des Verses durchgängig wiederholt, spricht man von einem regelmäßigen Metrum. BEISPIEL (für ein Gedicht mit regelmäßigem Metrum): Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür (E. MÖRIKE) Betonung nach dem metrischen Schema: Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür Abfolge von betonten und unbetonten Silben: unbetont - betont - unbetont - betont - unbetont - betont - unbetont - betont unbetont - betont - unbetont - betont - unbetont - betont - unbetont - betont → regelmäßig Gliederung in Versfüße: | Kein Schlaf | noch kühlt | das Au- | ge mir, I | Dort ge- | het schon | der Tag | herfür | Gängig ist die Darstellung von Hebungen mit einemx bzw. Senkungen mit einem x. Bezogen auf das obige Beispiel ergibt sich folgende Darstellung: |xx|xx|xx|xx| Ixx|xx|xx|xx| Gängige Versfüße Für die Gestaltung eines Verses haben sich bestimmte Versfüße als gängig erwiesen. Daher gibt es feststehende Bezeichnungen für bestimmte Kombinationen von Hebung und Senkung(en). Jambus Wenn ein Vers nach dem sich durchgängig wiederholenden Schema ,,unbetonte Silbe - betonte Silbe" gestaltet ist, spricht man von einem jambischen Vers. Der Jambus ist also ein zweisilbiger Versfuß, bestehend aus einer Senkung und einer darauffolgenden Hebung. Ixx | Kennzeichnend für den Jambus ist ein eher langsamer, zögernder Gang. BEISPIEL: Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür (E. MÖRIKE) Gliederung in Versfüße: | Kein Schlaf | noch kühlt | das Au- | ge mir, I | Dort ge- | het schon | der Tag | herfür | |xx|xx|xx|xx| |xx|xx|xx|xx| Trochäus Wenn ein Vers nach dem sich durchgängig wiederholenden Schema ,,betonte Silbe - un- betonte Silbe" gestaltet ist, spricht man von einem trochäischen Vers. Der Trochäus ist also ein zweisilbiger Versfuß, bestehend aus einer Hebung und einer darauffolgenden Senkung. Ixx | Kennzeichnend für trochäische Verse sind meist ein schneller, eilender Gang, Lebhaftigkeit und Beweglichkeit (vgl. Wilpert 2001, S. 853). BEISPIEL: Melde mir die Nachtgeräusche, Muse, Die ans Ohr des Schlummerlosen fluten! (C. F. MEYER) Gliederung in Versfüße: | Melde | mir die | Nachtge- | räusche, | Muse, I | Die ans | Ohr des | Schlummer-| losen | fluten! | Ixx|xx|xx|xx|xx| Ixx|xx|xx|xx|xx| Daktylus Wenn ein Vers nach dem sich durchgängig wiederholenden Schema ,,betonte Silbe - un- betonte Silbe unbetonte Silbe" gestaltet ist, spricht man von einem daktylischen Vers. Der Daktylus ist also ein dreisilbiger Versfuß, bestehend aus einer betonten Silbe und zwei darauffolgenden unbetonten Silben. Ixxxl Charakteristisch für den Daktylus ist das erregende, tänzelnde Element. So begegnet er uns oft bei lebhafter Gemütsbewegung, Jubel, Unruhe etc. (vgl. Wilpert 2001, S. 152). BEISPIEL: Sieh nur, da ist er, der Daktylus: Zauberwald, Hahnenfuß, Kokosnuss ... Gliederung in Versfüße: | Sieh nur, da I ist er, der | Daktylus: | | Zauberwald, | Hahnenfuß, | Kokosnuss ... l BASISWISSEN LYRIK Ixxx | xxx | xxx| IxxxlxxxIxxx| Anapäst Wenn ein Vers nach dem sich durchgängig wiederholenden Schema ,,unbetonte Silbe - unbetonte Silbe - betonte Silbe" gestaltet ist, spricht man von einem anapästischen Vers. Der Anapäst ist also ein dreisilbiger Versfuß, bestehend aus zwei unbetonten Silben und einer darauffolgenden betonten Silbe. I x x x | Charakteristisch für den Anapäst ist die andrängende Wirkung (vgl. Wilpert 2001, S. 27). BEISPIEL: Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt (F. SCHILLER) Gliederung in Versfüße: | Und es wal- I let und sie- I det und brau- I set und zischt, I | Wie wenn Was- I ser mit Feu-| er sich mengt | Ixxxxxxxxx | xxx | Ixxxl xxxl xxxl 12 Trochäus: |xx| 13 Daktylus: Ixxx | 14 Anapäst: Ixxx | 217 218 15 Freie Rhyhtmen: reimlos, metrisch ungebunden, rhythmisch bewegt 16 ZUR ÜBUNG: Freie Rhythmen Wenn die Verse eines Gedichtes reimlos und metrisch unge- bunden, jedoch stark rhythmisch bewegt gestaltet sind, spricht man von freien Rhythmen. Die Verslänge ist dabei beliebig.. Eine Gliederung in Strophen bleibt meist aus, wobei die Verse oft in Versgruppen gegliedert sind, die etwa die gleiche Länge aufweisen (vgl. Wilpert 2001 S. 282). Seit Klopstock weist die Hymne auch bei anderen Dichtern häufig freie Rhythmen auf etwa bei Goethe, Hölderlin oder Schiller. TIPP: Das Metrum erkennen Wenn es Ihnen schwer fällt, betonte und unbeton- te Silben voneinander zu unterscheiden bzw. ein metrisches Schema in einem Gedicht zu erkennen, gehen Sie wie folgt vor. Lesen Sie die Verse des Gedichts einmal streng. und überdeutlich nach dem Schema des Jambus. D. h.: Lesen Sie jeweils die nach dem Schema des Jambus zu betonenden Silben laut und die unbe- tonten Silben leise. Dabei sollten Sie einen regel- mäßigen Leserhythmus einhalten (die Silben ,,im Takt" lesen). Ignorieren Sie dabei Satzzeichen wie Kommata oder Gedankenstriche. Erscheint Ihnen diese Betonung natürlich, lässt sich das Gedicht auf diese Weise gut lesen? Oder widerspricht sie dem Klang der deutschen Sprache gänzlich, kom- men Sie beim Lesen ins Stolpern? Wenn Letzteres der Fall ist, wiederholen Sie den Vorgang mit dem Schema des Trochäus, des Daktylus und schließ- lich des Anapäst. Wenn Sie meinen, etwa einen Trochäus erkannt zu haben, können Sie Ihre These Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: (A. LICHTENSTEIN) Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. Nach welchem Schema lässt sich diese Gedichtstrophe am einfachsten lesen? Nach dem Schema des Jambus (I xx I) gelesen: Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: Nach dem Schema des Daktylus (I x x x I) gelesen: Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. BEISPIEL: Seht den Felsenquell, Freudehell, Wie ein Sternenblick! Über Wolken Nährten seine Jugend Gute Geister Zwischen Klippen im Gebüsch. (J. W. GOETHE) überprüfen, indem Sie die Verse trotzdem noch mit den verbleibenden Versfüßen ,,belegen". Passt keine Lesart, handelt es sich um freie Rhythmen. Selbstverständlich klingt es immer künstlich, wenn Sie ein Gedicht streng nach einem metri- schen Schema lesen. Sie können jedoch davon ausgehen, dass trotz aller Künstlichkeit in einem metrisch regelmäßig gestalteten Vers keine hals- brecherischen Betonungen wie z. B. ,,der Schlüs- sel auf der Matte" entstehen. Hier können Sie auf Ihr Sprachgefühl vertrauen. Beachten Sie jedoch, dass das Metrum innerhalb eines Gedichts wechseln kann - so z. B. beim Kehr- reim (→ 22). Zudem können auch trochäische oder anapästische Verse mit einer Senkung beginnen (Auftakt 18), sodass sich die Verse erst ab der ersten Hebung nach dem jeweiligen metrischen Schema lesen lassen. Nach dem Schema des Trochäus (I x x I) gelesen: Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. Nach dem Schema des Anapäst (I x x x 1) gelesen: Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. asa ( x ) no a la wa she was a ti se na HINWEIS: Gleiche Wörter können je nach Versgestaltung unterschiedlich betont werden. Es ist also wichtig, immer den Vers in seiner Gesamtkomposition zu betrachten. BEISPIEL: Steh ich am Fensterlein, Schau in den Morgenschein Betonung: Steh ich am Fensterlein, schau in den Morgenschein Gliederung in Versfüße: | Steh ich am | Fensterlein | | schau in den | Morgenschein | IxxxlxxxI Ixxx | xxx | Daktylus Stehe ich am Fensterlein, schaue in den Morgenschein Betonung: Stehe ich am Fensterlein, schaue in den Morgenschein Gliederung in Versfüße: | Stehe ich am | Fenster-| lein | | schaue | in den | Morgen- | schein | Ixxl xxlxxlx-1 |xx|xx|xx|x-1 xlxxx | xxxlxxxIx--| xlxxxIxxxlxx-I xlxxxIxxx | xxx|x--| xlxxxIxxxlxx-I Daktylus mit Auftakt Trochäus Weitere Aspekte der Versgestaltung Auftakt Von einem Auftakt spricht man, wenn sich in einem Vers vor der ersten Hebung eine oder mehrere Senkungen finden. Dies ist beim Jambus und beim Anapäst grundsätzlich der Fall, da diese Versfüße ja mit einer Senkung beginnen. Im engeren Sinne liegt also ein Auftakt vor, wenn bei einem mit einer Hebung beginnenden metrischen Schema am Versanfang eine oder mehrere Senkungen vorgeschaltet sind. Dies kann also beim Trochäus oder beim Daktylus vorkommen. BEISPIEL: Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät Mit Fackeln so prächtig herunter? Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht? Mir klingen die Lieder so munter. (E. MÖRIKE) BASISWISSEN LYRIK Betonung: Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät Mit Fackeln so prächtig herunter? Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht? Mir klingen die Lieder so munter. Gliederung in Versfüße: Vom | Berge was | kommt dort um | Mitternacht | spät | Mit | Fackeln so prächtig he- | runter? | Ob das wohl zum | Tanze, zum | Feste noch | geht? | Mir | klingen die | Lieder so | munter. I 17 Im letzen Versfuß fehlende Silben werden hier, wie im Folgenden, durch ,,-" gekennzeichnet. 18 Auftakt: 219 am Versanfang vorgeschaltete Senkung(en) 220 19 Kadenz: Versende ab letzter Hebung stumpfe Kadenz: Versende auf Hebung klingende Kadenz: Versende auf 1 Senkung reiche Kadenz: Versende auf 2 Senkungen katalektisch: letzter Versfuß vollständig akatalektisch: letzter Versfuß unvollständig Das Versende Der Begriff Kadenz bezeichnet die Form des Versendes von der letzten Hebung an. Endet der Vers auf einer Hebung, spricht man von einer stumpfen Kadenz (auch: männliche, einsilbige Kadenz). Endet der Vers auf einer Senkung, spricht man von einer klingenden Kadenz (auch: weibliche, zweisilbige Kadenz). Endet der Vers auf zwei Senkungen, liegt eine reiche Kadenz vor. Sind alle Versfüße eines Verses vollständig, d. h. fehlt am Ende keine Silbe, so spricht man von einem katalektischen Vers. Ist der letzte Versfuß unvollständig, liegt ein akatalekti- scher Vers vor. Es reicht grundsätzlich aus, wenn Sie die Kadenz eines Verses benennen (stumpf/klin- gend/reich), da sich aus dieser Angabe erschließen lässt, ob der Vers katalektisch oder akatalektisch ist. So liegt bei einem Trochäus (I x x I) immer eine klingende Kadenz vor, wenn der Vers katalektisch (vollständig) ist, bzw. immer eine stumpfe Kadenz, wenn der Vers akatalektisch (unvollständig) ist. BEISPIEL 1: Ohne die Freiheit, was wärest du, Hellas? Ohne dich, Hellas, was wäre die Welt? (W. MÜLLER) Betonung: Ohne die Freiheit, was wärest du, Hellas? Ohne dich, Hellas, was wäre die Welt? Gliederung in Versfüße: | Ohne die | Freiheit, was I wärest du, | Hellas? | | Ohne dich, | Hellas, was I wäre die | Welt? | Daktylus mit klingender Kadenz Daktylus mit stumpfer Kadenz (Ein katalektischer daktylischer Vers hätte eine reiche Kadenz.) IxxxlxxxlxxxIxx-I IxxxlxxxlxxxIx--| BEISPIEL 2: Lenore fuhr um's Morgenroth Empor aus schweren Träumen (G. A. BÜRGER) Betonung: Lenore fuhr um's Morgenroth Empor aus schweren Träumen Gliederung in Versfüße: | Leno- re fuhr | um's Mor- | genroth | | Empor aus schwe- | ren Träu- | men | |xx|xx|xx|xx| Ixx|xx|xx|x-1 Jambus mit stumpfer Kadenz Jambus mit klingender Kadenz Hebigkeit Je nachdem, wie viele Hebungen ein Vers aufweist, spricht man von einem dreihebigen/ vierhebigen/fünfhebigen/... Vers. Hier werden alle Hebungen eines Verses mitgezählt, auch wenn der letzte Versfuß im Vers unvollständig ist. BEISPIEL: Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum (W. MÜLLER) Betonung: Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum Gliederung in Versfüße: | Am Brun- | nen vor dem To- | re, I | Da steht ein Lin- | denbaum | Ixx|xx|xx|x-1 |xx|xx|xx| Dreihebiger jambischer Vers HINWEIS: Gängiger als die Formulierung ,,dreihebiger jambischer Vers" ist die Bezeichnung ,,dreihebiger Jambus", auch wenn diese Bezeichnung im eigentlichen Sinne nicht. korrekt ist der Jambus ist, wie oben beschrieben, ein Versfuß, der wie alle Versfüße immer nur eine Hebung hat (→ 9). So ist streng genommen nicht der Jambus dreihebig, sondern der jambisch gestaltete Vers. Zäsu Der Begriff Zäsur kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie ,,Schnitt". Er bezeichnet einen syntaktischen - d. h. dem Satzbau angepassten - Einschnitt innerhalb eines längeren (meist mehr als vierhebigen) Verses durch das Ende eines Wortes oder eines Sinnabschnittes. So wird der entsprechende Vers in zwei oder mehr Teile gegliedert (vgl. Wilpert 2001, S. 913). BEISPIEL: Wo steckt denn nun der Gott, der helfen will und kann? Er nimmt ja, wie ihr sprecht, die gröbsten Sünder an. BASISWISSEN LYRIK Betonung: Wo steckt denn nun der Gott, der helfen will und kann? Er nimmt ja, wie ihr sprecht, die gröbsten Sünder an. Gliederung in Versfüße: | Wo steckt | denn nun | der Gott, || der hel- | fen will | und kann? | | Er nimmt | ja, wie | ihr sprecht, II die gröbs- I ten Sün- I der an. I |xx|xx|xx ||xx|xx|xx| |xx|xx|xx|xx|xx|xx| Hierbei handelt es sich um einen sechshebigen Jambus mit einer Zäsur nach der sechsten Silbe (vgl. hierzu Alexandriner → 25). 20 Hebigkeit: 21 22 Anzahl der Hebungen in einem Vers Zäsur: 221 Syntaktischer Schnitt. innerhalb eines Verses Die Zäsur wird. hier, wie im Folgenden, durch zwei Striche (II) markiert. 222 23 Kehrreim (Refrain): Regelmäßige Wieder- holung von Wörtern/ Wortgruppen/Sätzen Kehrreim (Refrain) In einem Gedicht können unterschiedliche Versfüße auftauchen. Oft ist dies der Fall, wenn das Gedicht einen Kehrreim (Refrain) aufweist. Ein Kehrreim liegt vor, wenn sich in einem Gedicht Wörter, Wortgruppen oder auch ganze Sätze regelmäßig wiederholen. Ein Kehr- reim kann also aus einzelnen Wörtern, aber auch aus einem oder mehreren ganzen Versen bestehen. Oft werden diese Abschnitte auch durch Einrückung von den anderen Versen abgehoben. Der Kehrreim dient in der Lyrik meist zur Verstärkung und Rundung des Strophenab- schlusses, zur Intensivierung, Harmonisierung oder Zusammenfassung einer im Gedicht entworfenen Stimmung (vgl. Wilpert 2001, S.402). BEISPIEL: Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskuss, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muss - Flussüberwärts singt eine Nachtigall. Sonnengrüner Rosengarten, Sonnenweiße Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht - Flussüberwärts singt eine Nachtigall. (D. v. LILIENCRON) Betonung: Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskuss, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muss - Flussüberwärts singt eine Nachtigall. Gliederung in Versfüße: | Mitter- | nacht, die | Gärten | lauschen | | Flüster- I wort und | Liebes- | kuss, I | Bis der letzte | Klang ver- | klungen, I | Weil nun | alles | schlafen | muss - | Fluss- I überwärts | singt eine | Nachtigall. I |xx|xx|xx|xx| Ixx|xx|xx|x-1 |xx|xx|xx|xx| |xx|xx|xx|x-1 (Betonung in der ersten Strophe; entspricht der Betonung in der zweiten Strophe) Trochäus (mit klingender Kadenz) Trochäus (mit stumpfer Kadenz) Trochäus (mit klingender Kadenz) Trochäus (mit stumpfer Kadenz) xlxxxIxxx | xxx| Daktylus mit Auftakt Es handelt sich um einen vierhebigen Trochäus mit abwechselnd klingender und stump- fer Kadenz, wobei der Kehrreim in jeder Strophe hervorgehoben wird - einerseits durch die Einrückung, andererseits durch ein anderes Metrum, einen dreihebigen Daktylus. Zudem beginnt dieser Vers - im Gegensatz zu den anderen Versen - mit einem Auftakt. Enjambement - Zeilenstil Der Begriff Enjambement kommt aus dem Französischen und bedeutet,,Überschreitung". Ein Enjambement (auch: Versbrechung, Verssprung) liegt vor, wenn ein Satz bzw. Teilsatz von einem Vers auf den nächsten übergreift. D. h., Sie finden am Versende keine Punkte, Kommata oder ähnliches. Den Zeilenstil hingegen erkennen Sie daran, dass das Satzende oder Teilsatzende mit dem Versende zusammenfällt - was meist durch entsprechende Satzzeichen markiert wird. Das Enjambement ermöglicht ein Gleiten, Strömen der Sprache. Dieser Sprachfluss wird zusätzlich gefördert, wenn die betroffenen Verse nicht mit Großbuchstaben beginnen. Wenn ein regelmäßiges Metrum vorliegt, stellt das Enjambement eine Spannung zwischen Metrum und Sprachfluss her. BEISPIEL: Zeilenstil Von Mund zu Mund wird man dich weitersagen. Wenn je ein Dichter singt, gedenkt er dein. Du siehst die Zeiten vor dir aufgeschlagen. Du zogst im Volk für alle Zeiten ein. BASISWISSEN LYRIK Du kannst das Volk zu allen Zeiten fragen. Du bleibst mit dir zu keiner Zeit allein. Dein Bild ist sichtbar in den fernsten Tagen. Du bist im Volk. Du wirst unsterblich sein. (J. R. BECHER) Fünfhebiger Jambus mit abwechselnd klingen- der und stumpfer Kadenz. Enjambement Was wär ich, ohne dass mich die Partei In ihre Zucht genommen, ihre strenge?! Ein wilder Spießer, der mit Wutgeschrei Sich selbst zerfetzt, und dabei eine Menge Von Alkohol vertilgt. Vielleicht, es sei Euch zugestanden, dichtete ich Klänge Voll üppiger Pracht, wie eine Schlemmerei, Und säng voll Schwermut Weltenuntergänge. U. R. BECHER) Fünfhebiger Jambus mit abwechselnd stump- fer und klingender Kadenz (lediglich gebro- chen von ,,üppiger" in Vers 7). Metrisch sind die beiden Gedichte sehr ähnlich gestaltet. Während man sich beim Lesen des ersten Gedichts jedoch darauf konzentrieren muss, nicht in die Leier des streng metrischen Lesens zu verfallen, verhält es sich beim zweiten Gedicht genau anders herum: Hier klingt der Text beinahe absurd, hält man sich beim Lesen an den durchgängigen Jambus, da auf diese Weise mitten in den Sätzen durch das kurze Innehalten am Versende - unnatürliche Pausen entstehen. Das Enjambe- ment sorgt also für einen natürlichen Fluss der Sprache über die Vers- und Strophenenden hinweg. 24 223 Enjambement: (Teil-)Satzende # Versende Zeilenstil: (Teil-)Satzende = Versende 224 25 Alexandriner: sechshebiger Jambus, Zäsur nach 6. Silbe 26 Gedichtinterpretation: Form Inhalt! Eine besondere Versform: Der Alexandriner Der Alexandriner ist ein sechshebiger Jambus (I xx I) mit einer deutlichen Zäsur nach der sechsten Silbe. Er besteht aus 12 oder 13 Silben (bei 12 Silben liegt eine stumpfe Kadenz vor, bei 13 Silben eine klingende). Durch die Zäsur in der Mitte des Verses ergibt sich eine Aufspaltung des Verses in zwei Halbverse. Diese stehen sich oft antithetisch gegenüber, sodass sich in einem Alexandriner häufig Parallelismen, Antithesen, Kontraste und Vergleiche finden (vgl. zum Alexandriner auch: Sonett 27). BEISPIEL: Was bilden wir uns ein? Was wünschen wir zu haben? Itzt sind wir hoch und groß und morgen schon vergraben (A. GRYPHIUS) Betonung: Was bilden wir uns ein? Was wünschen wir zu haben? Itzt sind wir hoch und groß und morgen schon vergraben Gliederung in Versfüße: | Was bil- I den wir uns ein? || Was wün- | schen wir I zu ha- | ben? | | Itzt sind wir hoch | und groß || und mor- | gen schon | vergra- | ben | Ixx|xx|xx|lxxlxxlxxlx-1 -|xx|xx|xx ||xx|xx|xx|x-1 In diesem Fall liegt eine klingende Kadenz vor. Der zweite Vers ist ein gutes Bei- spiel für den antithetischen Aufbau: Der erste Halbvers beschreibt, wie ,,hoch und groß" wir ,,itzt" (jetzt) sind bzw. scheinen, der zweite Halbvers, dass wir ,,morgen schon vergraben" sein werden. So findet sich eine Gegenüberstellung einerseits von Gegenwart und Zukunft, andererseits von Leben und Tod. HINWEIS: Für Strophenform und Metrum gilt das Gleiche wie für das Reimschema - ver- binden Sie Ihre formale Analyse immer mit inhaltlichen Aspekten. Die reine Beschreibung der äußeren Form eines Gedichts ist wenig aufschlussreich. Sie können es am Anfang Ihrer Analyse bei einer kurzen Benennung der formalen Aspekte belassen, sollten jedoch im Folgenden darauf zurückgreifen, um inhalts- bezogene Thesen zu stützen. 6. Gedicht- und Strophenformen Sonett Ode Hymne Volkslied- strophe BASISWISSEN LYRIK Das Sonett ist eine aus dem Italienischen stammende Gedichtform von strengem Aufbau, bestehend aus 14 Versen, die in zwei deutlich abgesetzte Teile zerfallen: der erste Teil (Aufgesang) besteht aus zwei vierzeiligen Quartetten mit insgesamt nur zwei Reimen in umarmender Stellung (abba abba), der zweite Teil (Abgesang) aus zwei dreizeiligen Terzetten. Diese ließen ursprünglich nur zwei Reime in der Stellung cdc dcd zu, werden jedoch häufig variiert. So erscheinen z. B. cde cde; ccd eed; cde edc; cde dce; ... Es gibt viele verschiedene Abarten des Sonetts. Das Shakespeare-Sonett etwa besteht aus drei Quartetten und einem abschließenden Reimpaar. Die Verse sind oft in fünfhebigen Jamben oder nach dem metrischen Schema des Alex- andriners (d. h. in sechshebigen Jamben→ 25) gestaltet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch zeichnet sich eine deutliche Auflösung der Vers- und Reimbindung ab. Durch die ihm eigene Struktur ist die Ausdrucksform des Sonetts im Grundzug festgelegt. Dabei gibt es zwei Grundmodelle: Die Quartette können der Aufzählung von Gleichar- tigem dienen und diese Aufzählung kann in den Terzetten konzentriert werden. Oder die Quartette dienen der Darstellung von Gegensätzen in These und Antithese; diese werden dann in den Terzetten zur Synthese vereinigt. So eignet sich die strenge formale Gliederung dieser Gedichtform gut dazu, schwer greifbare oder komplexe Gedanken zu ordnen und in einem pointierten Schlussvers zusammenzufassen. Das Sonett begegnet häufig in der Barockdichtung. (Vgl. Wilpert 2001, S. 763f.) Die Ode ist eine Gedichtform, die aus dem antiken Griechenland stammt. Bei den Grie- chen war jedes in Begleitung von Musik vorgetragene Lied eine Ode. Heute bezeichnet der Begriff eine weihevolle, feierlich-erhabene, gedankenvolle Form der Lyrik. Die Ode weist kein festgelegtes formales Schema auf. Meist ist sie jedoch in Strophen gegliedert. Die Verse sind üblicherweise reimlos und weisen kein regelmäßiges Metrum auf. Häufig treffen wir in der Ode auf ein richtendes Gegenüber, das direkt mit ,,Du" angesprochen wird. Die Sprache der Ode ist gehoben, oft enthusiastisch-pathetisch. Sie entspricht damit dem Inhalt: Themen sind etwa Gott, Religion, Staat, Vaterland, Natur, Kunst, Wahrheit, Freundschaft, Liebe oder Nachruhm (vgl. Wilpert 2001, S.570). Höhepunkte der Odendichtung finden sich bei Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) und Friedrich Hölderlin (1770-1843). Die Hymne stammt, wie die Ode, aus dem antiken Griechenland. Dort war die Hymne ein feierlicher Preis- und Lobgesang zu Ehren der Götter und Helden. So zeichnen sie auch in der deutschen Dichtung ein feierlicher Ton und ein dementsprechend gehobe- ner Sprachstil aus. Feststehende formale oder inhaltliche Kennzeichen weist die Hymne im Laufe ihrer Entwicklung nicht auf. Ihre äußerliche Form ist nahezu beliebig und sie ist häufig nur schwer von der Ode abzugrenzen. Inhaltlich weist die Hymne in Renaissance, Barock und Aufklärung vornehmlich religiöse Themen auf, gelegentlich mit lehrhaftem Charakter. Mit Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) wird diese inhaltliche Einschränkung zunächst auf patriotische oder naturbe- zogene Gefühle ausgeweitet; später kommen weitere Aspekte wie etwa die romantische Todessehnsucht hinzu. (Vgl. Wilpert 2001, S. 359f.) Die Volksliedstrophe ist ein schlichter Vierzeiler, meist kreuzgereimt, aus drei- oder vier- hebigen Jamben. Die Verse weisen abwechselnd stumpfe und klingende Kadenzen auf. 28 27 29 Sonett: • 14 Verse (2 Quartette, 2 Terzette) fünfhebiger Jambus / Alexandriner Ode: • weihevolle, feierlich- erhabene Lyrik 30 • kein festgelegtes formales Schema, jedoch meist reimlos, strophisch gegliedert, metrisch frei richtendes Gegenüber 225 Hymne: feierlicher Ton gehobener Sprachstil keine festgelegte Form. Volksliedstrophe: • Vierzeiler • Kreuzreim • Drei-/vierhebige Jamben. abwechselnd stumpfe/ klingende Kadenz 226 31 Gedichtinterpretation: Stilmittel - Wirkung! 32 7. Stilmittel Wenn Sie im Rahmen einer Gedichtinterpretation die im Gedicht verwendeten Stilmittel benennen, zählen Sie diese nicht einfach kommentarlos auf, sondern beschreiben Sie immer die jeweilige Wirkung der rhetorischen Figur im Kontext des vorliegenden Gedichts (ein und dasselbe Stilmittel kann verschiedene Wirkungen entfalten, je nachdem in welchem sprachlichen und inhaltlichen Kontext es auftritt). Die Wirkung kann etwa anschaulich, eindringlich oder unterhaltend sein; eine rhetorische Figur kann Spannung aufbauen oder überraschende Effekte erzielen, die der Lesererwartung widersprechen. Oft werden Stilmittel auch eingesetzt, um den Text kommunikativer zu gestalten (d. h., der Leser fühlt sich direkt einbezogen bzw. angesprochen). Rhetorische Figur Definition Alliteration Anapher Antithese Assonanz Chiasmus Ellipse Enjambement Epipher Euphemismus gleicher Anlaut benach- barter Wörter Wiederholung ganzer Wörter (oder Wortbe- standteile) am Vers- oder Strophenanfang Zusammenstellung entge- gengesetzter Begriffe Häufung eines Vokals (vokalischer Halbreim) symmetrische Überkreuz- stellung von zwei gleichen (oder ähnlichen) Wörtern oder Satzgliedern unvollständiger Satz Ein (Teil-)Satz geht über das Versende hinaus (Zeilensprung). Wiederholung ganzer Wörter am Vers- oder Strophenende Beschönigung Beispiel(e) Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war Lippen im Lachen schluchzender Schrei (H. v. HOFMANNSTHAL) Ich hör die Bächlein rauschen Im Walde her und hin, Im Walde in dem Rauschen. Ich weiß nicht, wo ich bin. (J. v. EICHENDORFF) In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz! (J. W. GOETHE) Der Mond von einem Wolkenhügel (J. W. GOETHE) Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Glück! (J. W. GOETHE) soviel Großes! soviel Kleines! (R. DEHMEL) Streng getrennt wachsen hier in den Gärten Magen und Augenpflanzen, der Schönheit Bleibt ein einziges Beet (S. KIRSCH) Ein Nagel wächst uns ein. Das Auge Sieht nicht weit genug nicht nah. Das Haar Ach laß das Haar. (R. HAUFS) Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen (J. v. HODDIS) Rhetorische Figur Definition Hyperbel Hypotaxe Inversion Ironie Klimax Lautmalerei lyrisches Ich Metapher Neologismus Oxymoron Parallelismus Parataxe Übertreibung Schachtelsätze Veränderung der üblichen Wortstellung Unterschied zwischen wörtlicher und gemeinter Bedeutung Steigerung der Ausdrücke Wiedergabe eines Natur- lauts mit Worten Das ,,Ich" im Gedicht, das nicht mit dem Autor zu verwechseln ist! (→ Randspalte) Bedeutungsübertragung: ein Begriff erhält eine andere Bedeutung Wortneuschöpfung Innerhalb eines Satzes. stehen Begriffe zusammen, die sich gegenseitig ausschließen. gleicher Aufbau von Satz- gliedern Nebeneinanderstellung gleichwertiger Hauptsätze Beispiel(e) Die Welt ein Tor Zu tausend Wüsten stumm und kalt! (F. NIETZSCHE) Todesgöttin ernst verhüllt wie ein Nardenkrug, Duft, der maßlos höher schwillt, Balsam, der dem Schoß entquillt: Ist's der Qual genug? (E. LANGGÄSSER) ,,Auf kreischt die Luft" (A. STRAMM) Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut (J. v. HODDIS) Er kam, sah, siegte (veni, vidi, vici). Kikeriki BASISWISSEN LYRIK Ich atme die Lieder der letzten. Zugvögel ein: Wind und Staub (U. HAHN) Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte (Metapher für Himmel oder Gruß-Band bei E. MÖRIKE) Flieg', Vogel, schnarr' Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! - (F. NIETZSCHE) Waldeinsamkeit, Wie liegst du weit! (L. TIECK) Lebendiger Tod, im Einen selges Leben Schwelgend in Not, im Widerstand ergeben (C. v. GÜNDERODE) Frauen werden alt, Männer werden interessant. In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus. Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen. (E. M. R. STADLER) 227 Lyrisches Ich Das lyrische Ich" ist in der Lyrik das erlebende, empfindende und aussa- gende Subjekt als Spre- cher-Perspektive (Ich, 1. Person Singular). Das lyrische Ich kann per- sönlich auf den Verfasser bezogen sein und auto- biografische Erlebnisse schildern, muss aber kei- neswegs mit der Dichter- persönlichkeit identisch sein (vgl. Wilpert 2001, S.493). Seine unreflek- tierte Gleichsetzung mit dem Autor führt zu Fehl- interpretationen. Erwägen Sie also genau, ob es bei dem jeweiligen Gedicht. angebracht erscheint und begründen Sie Ihre Entscheidung. 228 ✪ Rhetorische Figur Definition Parenthese Personifikation Refrain (Kehrreim) rhetorische Frage Symbol Synästhesie Vergleich Einschub Ein Ding oder ein Begriff erhält Fähigkeiten (Verben), die sonst nur Menschen zugeordnet sind. regelmäßige Wieder- holung von Wörtern/ Wortgruppen/Sätzen Scheinfrage anschauliches Zeichen für etwas Unanschauliches Zwei oder mehrere Sinnesgebiete werden gemischt (z. B. Farben schmecken, Töne fühlen). Eine Sache wird mit einer anderen gleichgesetzt (mit ,,wie" oder ,,als"). Beispiel(e) Und an den Küsten - liest man- steigt die Flut. (J. v. HODDIS) Pralle Wolken jagen sich in Pfützen Aus frischen Leibesbrüchen schreien Halme Ströme Die Schatten stehn erschöpft. Auf kreischt die Luft (A. STRAMM) Die Krähen schrei'n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei'n - Wohl dem, der jetzt noch - Heimat hat! [...] Die Krähen schrei'n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei'n - Weh dem, der keine Heimat hat! (F. NIETZSCHE) was aber wird aus den Flüssen wenn die Seele des Wassers. selber im Wasser ertrinkt (M. SCHARPENBERG) Versteck' du Narr, Dein blutend Herz in Eis und Hohn! (Symbol für Trauer/Schmerz bei F. NIETZSCHE) Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Gesicht. (J. W. GOETHE) In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen. (E. M. R. STADLER) 8. Kurzübersicht: Zentrale Begriffe auf einen Blick Begriff Akatalektischer Vers Alexandriner Anapäst Anfangsreim Assonanz Auftakt Augenreim Binnenreim Daktylus Endreim Enjambement Freie Rhythmen Gedicht Haufenreim Hebigkeit Hebung Hymne Identischer Reim Jambus Kadenz Katalektischer Vers Kehrreim (Refrain) Klingende Kadenz Kreuzreim Lyrik Metrik Kurzdefinition/Beispiel letzter Versfuß des Verses ist unvollständig Versform: sechshebiger Jambus mit Zäsur nach sechster Silbe Versfuß: | xxx | Reimwörter am Versanfang vokalischer Halbreim vorgeschaltete Senkung Reimform (Schlange - Orange) Reimwörter innerhalb des Verses Versfuß: 1x xx| Reimwörter am Versende (Teil-)Satzende # Versende reimlose, metrisch ungebundene, rhythmisch bewegte Verse lyrischer Text (Verse, Strophen) Reimfolge: a a abbbccc Anzahl der Hebungen in einem Vers betonte Silbe Gedichtform: feierlicher Ton, gehobener Sprachstil, keine festgelegte Form Reimform (Baum - Baum) Versfuß: | xx| BASISWISSEN LYRIK Versende (ab der letzten Hebung) letzter Versfuß des Verses ist vollständig regelmäßige Wiederholung Versende auf einer einzigen Senkung Reimfolge: a bab (Gattung) Verslehre Abschnitt 25 14 3 5 18 4 3 13 3 24 15 1 6 20 9 29 4 11 19 19 23 19 6 1 8 ( 229 230 O Begriff Metrum Ode Paarreim Reiche Kadenz Reim Reimfolge Reimform Reiner Reim Rhythmus Rührender Reim Schweifreim Senkung Sonett Strophe Stumpfe Kadenz Umarmender Reim Unreiner Reim Trochäus Vers Versfuß Volksliedstrophe Zäsur Zeilenstil Zwischenreim Kurzdefinition/Beispiel Versmaß (Schema von Hebung und Senkung[en]) Gedichtform: weihevolle, feierlich-erhabene Lyrik; kein festgelegtes formales Schema, jedoch meist reimlos, strophisch gegliedert, metrisch frei; richtendes Gegenüber Reimfolge: a a bb Versende auf zwei Hebungen Gleichklang zweier/ mehrerer Wörter vom letzten betonten Vokal an Reimgestaltung im Hinblick auf die Stellung der Reimwörter zueinander Reimgestaltung im Hinblick auf die Art der Silben Reimform: Haus - Maus Gedichteigener rhythmischer Fluss der Sprache Reimform (Schenken - Verschenken) Reimfolge: a a bccb unbetonte Silbe Gedichtform: 14 Verse (zwei Quartette - zwei Terzette), fünfhebiger Jambus / Alexandriner Gruppe von Versen Versendung auf einer Hebung Reimfolge: a b ba Reimform (Höher näher; Reis - heißt) Versfuß: I x x I Gedichtzeile Versglied mit bestimmtem Silbenschema Strophenform: Vierzeiler; Kreuzreim; drei-/vierhebige Jamben, abwechselnd stumpfe / klingende Kadenz syntaktischer Einschnitt im Vers (Teil-)Satzende = Versende Reimfolge: a a baab Literatur Daniel Frey: Einführung in die deutsche Metrik, München 1996. Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur, 8. Aufl. Stuttgart 2001. Abschnitt 28 6 19 3 6 4 8 4 6 9 27 2 19 6 4 12 29 9 30 22 24