Charakterisierung des Graf Appiani
Graf Appiani verkörpert in "Emilia Galotti" das Ideal eines tugendhaften Adligen. Er bewundert Emilias Vater Odoardo außerordentlich und sieht in ihm die "Tugend in Person": "Welch ein Mann, meine Emilia, Ihr Vater!" Seine Liebe zu Emilia ist aufrichtig und basiert auf ihrem Wesen, nicht auf Äußerlichkeiten, wie sein Ausspruch zeigt: "Wer kann sie sehen, Emilia, und auch auf ihren Putz achten?"
Im Gegensatz zu vielen anderen Adligen steht Graf Appiani dem Hof kritisch gegenüber. Seine Abneigung gegen höfische Intrigen wird besonders in seiner Begegnung mit Marinelli deutlich: "Des Marchese Marinellis Freundschaft hätt ich mir nie träumen lassen." Stolz betont er seine Unabhängigkeit: "Ich kam an seinen Hof als ein Freiwilliger..." Diese Haltung führt letztendlich zu seinem Tod durch die Intrige des Prinzen.
Bemerkenswert ist auch Appianis tiefer Glaube. Mit der Aussage "Ich bin der Vasall eines größeren Herrn" macht er deutlich, dass er weltliche Herrscher wie den Prinzen nur als bedingte Machthaber ansieht und sich letztlich Gott verpflichtet fühlt.
Achtung: Graf Appianis Charakter steht in direktem Kontrast zum intriganten Marinelli und dem triebgesteuerten Prinzen von Guastalla. Diese Gegensätze sind wichtig für euer Verständnis der Figurenkonstellation!