Lessings bürgerliches Trauerspiel "Emilia Galotti" ist ein komplexes Werk über Macht, Moral und gesellschaftliche Konflikte im 18. Jahrhundert.
Der Protagonist Prinz Hettore Gonzaga ist der Herrscher von Guastalla, ein junger, kunstinteressierter aber auch launischer Charakter. Seine Obsession für die bürgerliche Emilia Galotti löst die tragischen Ereignisse aus. Der Prinz wird von seinem skrupellosen Kammerherrn Marinelli beraten, der durch Intrigen versucht, Emilia für seinen Herrn zu gewinnen. Die Personenkonstellation zeigt deutlich die Klassengegensätze zwischen Adel und Bürgertum.
Die zentrale Handlung dreht sich um die tugendhafte Emilia, Tochter des strengen Odoardo Galotti und der Claudia Galotti. Am Tag ihrer geplanten Hochzeit mit Graf Appiani wird sie durch Marinellis Machenschaften auf das Lustschloss des Prinzen gebracht. Die Beziehung zwischen Emilia und dem Prinzen ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da sie verschiedenen gesellschaftlichen Schichten angehören. Die Charaktere sind vielschichtig angelegt: Der Prinz schwankt zwischen Pflicht und Begierde, Marinellis Charakterisierung zeigt ihn als manipulativen Strippenzieher, während Odoardo als Vertreter bürgerlicher Tugenden erscheint. Besonders deutlich wird dies in der Szenenanalyse des 1. Aufzugs, wo bereits die grundlegenden Konflikte etabliert werden. Die Tragödie endet mit Emilias Tod durch die Hand ihres Vaters, um ihre Tugend zu bewahren - ein drastisches Beispiel für den Konflikt zwischen bürgerlichen Moralvorstellungen und aristokratischer Willkür.