Das bürgerliche Trauerspiel im Kontext der Dramentheorie
Das bürgerliche Trauerspiel entstand als Gegenentwurf zu den klassischen Formen der Komödie und Tragödie. Während die Komödie lustige Handlungen aus dem Bürgertum darstellte und meist glücklich endete, zeigte die Tragödie schicksalhafte Konflikte adliger Hauptfiguren mit oft katastrophalem Ausgang.
Die traditionelle Ständeklausel besagte, dass nur Schicksale von Königen, Fürsten oder hohen Standespersonen in Tragödien dargestellt werden sollten. Man ging davon aus, dass das Leben von Bürgern nicht bedeutend oder dramatisch genug sei. Das Konzept der Fallhöhe unterstützte diese Ansicht, indem es postulierte, dass nur Figuren mit hohem sozialen Status über eine ausreichende gesellschaftliche Fallhöhe für ein wahrhaft tragisches Scheitern verfügten.
Definition: Die Ständeklausel war eine Regel der klassischen Dramentheorie, die besagte, dass nur adlige Figuren Protagonisten von Tragödien sein konnten, während bürgerliche Figuren der Komödie vorbehalten waren.
Das bürgerliche Trauerspiel brach mit diesen Konventionen und rückte das normale Bürgertum in den Mittelpunkt der Tragödie. Es zeigte, dass auch bürgerliche Schicksale dramatisch und bedeutsam sein können.
Highlight: Das bürgerliche Trauerspiel war eine revolutionäre Entwicklung in der Dramentheorie, da es die strikte Trennung zwischen adligen und bürgerlichen Stoffen aufhob.