Erzählperspektiven und Gesellschaftskritik im "Sandmann"
Die Erzählung nutzt drei verschiedene Perspektiven: subjektive Briefe der Charaktere, eine vermeintlich allwissende Ich-Erzählung und eine begrenzte Er-Erzählung in Berichtform. Dieser unzuverlässige Erzähler im Sandmann schafft eine komplexe Wahrnehmung der Geschehnisse und lässt den Leser an der Realität zweifeln.
Hoffmann übt deutliche Gesellschaftskritik durch die Darstellung von Geschlechterrollen. Clara verkörpert die Aufklärung - sie ist nicht passiv, sondern kritisiert aktiv Nathanael. Dieser hingegen repräsentiert die Romantik, scheitert als autoritäre Männerfigur und wird dadurch zur Karikatur idealisierter Rollenbilder. Die Frage "Ist Der Sandmann Gesellschaftskritik?" lässt sich eindeutig bejahen.
Das Bürgertum wird durch die "Teegesellschaft" dargestellt, die auf Olimpia hereinfällt und sich lächerlich macht, indem sie ihre Menschlichkeit zu beweisen versucht. Die zentralen Themen in Sandmann umfassen auch die Wechselwirkung zwischen Grausigem und Komischem, die sich gegenseitig verstärken, wie bei Nathanaels ambivalenten Gefühlen für Olimpia.
💡 Besonders interessant ist die Automatenfrau Olimpia als Kritik am mechanisch-materialistischen Fortschritt und zugleich als Instrument der Fremdsteuerung. E.T.A. Hoffmann schrieb den Sandmann nicht nur als Schauergeschichte, sondern auch als Kritik am romantischen Schwärmen und als literarische Darstellung des Wahnsinns.