Der Roman "Der Untertan" von Heinrich Mann ist ein bedeutendes Werk der deutschen Literatur, das die wilhelminische Gesellschaft kritisch beleuchtet.
Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, verkörpert den typischen "Antiheld" der Zeit. Als Sohn eines Papierfabrikanten entwickelt er sich zu einem autoritätshörigen Menschen, der sich den Mächtigen unterwirft und gleichzeitig Schwächere unterdrückt. Seine charakterliche Entwicklung wird von Kindheit an durch Angst, Opportunismus und blinden Gehorsam geprägt. In der Figurenkonstellation nimmt er eine zentrale Position ein, wobei seine Beziehungen zu anderen Charakteren von Manipulation und Machtstreben gekennzeichnet sind.
Besonders aufschlussreich sind die wichtigen Textstellen, in denen Heßlings Charakter deutlich wird. Ein prägnantes Zitat lautet: "Wer treten will, muss sich treten lassen." Diese Aussage verdeutlicht das zentrale Thema des Romans: die Mechanismen von Macht und Unterwerfung in der wilhelminischen Gesellschaft. Die Interpretation des Werks zeigt, wie Heinrich Mann die damalige Gesellschaftsordnung satirisch kritisiert. Der Roman ist nicht nur eine Charakterstudie Diederich Heßlings, sondern auch eine scharfe Analyse der deutschen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg. Die dargestellten Strukturen von Macht, Unterdrückung und blindem Nationalismus werden durch verschiedene literarische Mittel wie Ironie und Übertreibung verdeutlicht. Besonders relevant ist die Aktualität des Werks, da es Mechanismen autoritärer Strukturen aufzeigt, die auch heute noch erkennbar sind. Die Zusammenfassung des Romans verdeutlicht, wie Heßling durch seine bedingungslose Unterwerfung unter die Autorität selbst zu einem Tyrannen wird, der seine Macht missbraucht und dabei die wahren demokratischen Werte mit Füßen tritt.