Analyse des Gedichts "Tränen in schwerer Krankheit"
Andreas Gryphius' Gedicht "Tränen in schwerer Krankheit" aus dem Jahr 1640 ist ein exemplarisches Werk der Barock-Epoche, das sich intensiv mit dem Thema der menschlichen Vergänglichkeit auseinandersetzt. Das lyrische Ich befindet sich in einem Zustand tiefer körperlicher und seelischer Not, was durch die Beschreibung von Schmerzen und Depressionen deutlich wird.
Highlight: Das Gedicht thematisiert die zentrale Frage nach dem Sinn des Lebens angesichts der Sterblichkeit, ein typisches Vanitas-Motiv des Barock.
Die formale Struktur des Gedichts entspricht einem Sonett, bestehend aus vier Strophen. Die ersten beiden Strophen umfassen jeweils vier Verse, während die letzten beiden drei Verse enthalten. Das Reimschema folgt dem Muster abba für die ersten zwei Strophen und ccd/eed für die letzten beiden.
Vocabulary: Der Alexandriner ist ein 6-hebiger Jambus mit Zäsur, der in diesem Gedicht verwendet wird und charakteristisch für die Barocklyrik ist.
Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch den häufigen Einsatz von Antithesen aus, die den Kontrast zwischen Leben und Tod unterstreichen. Beispielsweise wird in den Versen 10, 11 und 13 die Gegenüberstellung von "Itzt" (jetzt) und "morgen" verwendet, um die Vergänglichkeit des Lebens zu betonen.
Example: Die Antithese "Tag und Nacht" (Vers 2) verdeutlicht die ununterbrochene seelische Qual des lyrischen Ichs.
Weitere stilistische Mittel umfassen Hyperbeln wie "tausend Schmerzen" (Vers 2) und Vergleiche, etwa die Gleichsetzung der Verzweiflung mit der stürmischen See im Frühling. Rhetorische Fragen wie "Was ist dies Leben doch, was sind wir, ich und ihr?" (Vers 8) verstärken die existenzielle Dimension des Gedichts.
Definition: Das Vanitas-Motiv, ein zentrales Element der Barockdichtung, thematisiert die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Nichtigkeit des menschlichen Daseins.
Die Zuordnung zur Barockepoche wird nicht nur durch den Vanitas-Gedanken bestätigt, sondern auch durch die formale Gestaltung als Sonett, eine in dieser Zeit besonders beliebte lyrische Form.
Quote: "Was ist dies Leben doch, was sind wir, ich und ihr?" Diese rhetorische Frage verdeutlicht die tiefgreifende Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Tränen in schwerer Krankheit" durch seine intensive Beschäftigung mit der Vergänglichkeit des Menschen und der Sinnfrage des Lebens ein charakteristisches Werk der Barocklyrik darstellt. Die Verwendung komplexer formaler Strukturen und rhetorischer Mittel unterstreicht die emotionale Tiefe und philosophische Dimension des Gedichts.