Was ist das überhaupt?
Historischer Hintergrund
Die Epoche des Realismus dauerte von 1848 bis 1890. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort "res" ab, was "Sache", "Ding" oder "Wirklichkeit" bedeutet. Realismus in der Literatur bedeutet, dass etwas lebensecht und der Wirklichkeit entsprechend gezeigt wird. Zu den Merkmalen gehören Ästhetisierung, poetische Sprache, die dennoch leicht verständlich ist, sowie die Verwendung von Ironie als Stilmittel. Das Ziel des Realismus ist eine objektive Darstellung der Realität in Anlehnung an die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Geschichtlicher Hintergrund
Die Gesellschaft befand sich im Umbruch zwischen nationaler und sozialer Frage, was sich unter anderem in der deutschen Revolution 1848/49 und der Industrialisierung ab 1835 widerspiegelte. Die deutsche Revolution führte dazu, dass das Bürgertum politischer wurde und der Wunsch nach einer deutschen Einheit wuchs. Gleichzeitig entstanden wirtschaftliche Probleme, die Forderungen nach der Gründung eines Nationalstaates mit Freiheit und Grundrechten nach sich zogen. Die Industrialisierung ab circa 1840 brachte technische, medizinische und wirtschaftliche Fortschritte, führte aber auch zu einer steigenden Arbeitslosenquote und gesellschaftlichen Spannungen.
Formen des Realismus
Es gab zwei Formen des Realismus: den kritischen Realismus, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich ausgelöst wurde, und den bürgerlichen bzw. poetischen Realismus, bei dem die Poeten sich mit Teilen der Klassik und der Romantik beschäftigten. Der kritische Realismus bemühte sich um eine unberührte Objektivität und entdeckte das "Hässliche" in den Dingen, während der bürgerliche bzw. poetische Realismus Gedichte enthielt, die keine eigene Meinung darstellten und das Erfahrene und Überprüfbare in poetischer und kunstvoller Sprache verpackten.
Menschen- und Weltbild zu dieser Zeit
Zu dieser Zeit herrschte ein Fortschrittsoptimismus, der vor allem durch die Industrialisierung hervorgerufen wurde. Gleichzeitig gab es eine Religionskritik, die den Glauben an Gott als bloße Projektion des menschlichen Vollkommenheitsstrebens beschrieb, sowie einen philosophischen Materialismus, der sich radikal von den Idealen der Klassik abgrenzte. Traditionelle und bürgerliche Ideale begannen sich aufzulösen, was zu Pessimismus und Skeptizismus führte.
Die Sprache des Realismus
Die Sprache des Realismus wurde dem Inhalt angepasst, nüchtern und sachlich gehalten. Ziel war es, dass Menschen in der Lage sein sollten, Text und Sprache zu verstehen, um sich daraus eine eigene Meinung bilden zu können. Die Sprache war distanziert und humorvoll, aber auch poetisch und kunstvoll.
Typische Themen und Motive
Typische Themen des Realismus waren die deutsche Revolution, nationale Einheit und der Konflikt zwischen Individuen und Gesellschaft. Stilistisch zeichneten sich die Werke durch Objektivität, Detailgenauigkeit, Humor und Verwendung von Beschwichtigung aus.
Bedeutsame Autoren und Werke
Zu den bedeutendsten Autoren der realistischen Literatur gehören Heinrich Theodor Fontane mit Werken wie "Irrungen und Wirrungen" und "Effi Briest", Theodor Storm mit "Der Schwimmelreiter" und "Immensee", Gustav Freytag mit "Die Ahnen" und "Soll und Haben" sowie Gottfried Keller mit Werken wie "Die Leute von Seldwyla" und "Der grüne Heinrich".
Poetischer Realismus
Zwei Segel- Konrad Ferdinand Meyer
Das Gedicht "Zwei Segel" von Conrad Ferdinand Meyer ist ein Beispiel des poetischen Realismus. Es entstand im Jahr 1882 und thematisiert Liebe, Sehnsucht und Intimität. Das Gedicht beschreibt die harmonische und innige Verbindung zweier Segel, die sich zu ruhiger Flucht im tiefblauen Meer bewegen, ein Bild für die Verbundenheit und das gemeinsame Streben. Die Sprache des Gedichts ist poetisch und kunstvoll, und es werden Stilmittel wie Anapher, Metapher, Oxymoron, Personifikation und Alliteration verwendet.
Das Gedicht "Zwei Segel" ist ein Beispiel für den poetischen Realismus und zeigt die typischen Motive und die sprachliche Gestaltung dieser literarischen Epoche.
Fazit
Der Realismus in der Literatur zeichnet sich durch eine objektive Darstellung der Realität in Anlehnung an die gesellschaftlichen Verhältnisse aus. Die Epoche wird geprägt von einer Zeit des Umbruchs, der Industrialisierung und der deutschen Revolution. Die Literatur des Realismus behandelt typische Themen wie die deutsche Revolution, nationale Einheit und den Konflikt zwischen Individuen und Gesellschaft. Bedeutsame Autoren wie Heinrich Theodor Fontane, Theodor Storm, Gustav Freytag und Gottfried Keller prägten diese Epoche mit ihren Werken. In der Dichtung des poetischen Realismus, wie dem Gedicht "Zwei Segel" von Conrad Ferdinand Meyer, spiegeln sich die Themen und die sprachliche Gestaltung dieser literarischen Epoche wider.