Die Marquise von O… ist eine bedeutende Novelle von Heinrich von Kleist aus der Epoche der Romantik, die 1808 erstmals veröffentlicht wurde.
Die Zusammenfassung der Handlung dreht sich um die verwitwete Marquise Julietta von O…, die in einer italienischen Festungsstadt lebt. Nach einem russischen Angriff wird sie von dem Grafen F… vor einer Vergewaltigung gerettet, verliert aber das Bewusstsein. Später stellt sie fest, dass sie schwanger ist, ohne zu wissen wie es dazu kam. Das zentrale Thema der Novelle ist der Konflikt zwischen gesellschaftlichen Konventionen und individueller Wahrheit.
Der historische Hintergrund spielt während der Napoleonischen Kriege. Der Aufbau der Novelle ist komplex und nicht chronologisch - sie beginnt mit einer Zeitungsanzeige, in der die Marquise nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes sucht. Die Figurenkonstellation zeigt die zentrale Rolle der Marquise im Spannungsfeld zwischen ihrer Familie und dem Graf F, der sich später als Täter und Retter zugleich herausstellt. Die wichtigsten Charaktere sind neben der Marquise ihr Vater, der Kommandant, ihre Mutter, und der Graf F. Der Charakterisierung nach ist die Marquise eine tugendhafte, aber auch selbstbestimmte Frau, die trotz der gesellschaftlichen Ächtung zu ihrer Situation steht. Die Novelle endet mit der Hochzeit der Marquise und des Grafen, nachdem dieser seine Tat gestanden hat.
Die Geschichte thematisiert zentrale Aspekte wie Moral, Schuld, Vergebung und die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft. Kleist verarbeitet hier auch persönliche Themen - er selbst starb 1811 durch Suizid, was die düsteren Untertöne der Novelle noch bedeutsamer macht. Die Zusammenfassung der Kapitel zeigt eine kunstvolle Verschachtelung von Zeitebenen und Perspektiven, die typisch für Kleists Erzählstil ist.