Analyse der Aktanfänge in Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker"
Diese Seite bietet eine detaillierte Gegenüberstellung der Anfänge des ersten und zweiten Aktes von Friedrich Dürrenmatts Theaterstück "Die Physiker". Die Analyse zeigt sowohl Gemeinsamkeiten als auch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Aktanfängen auf.
Gemeinsamkeiten der Aktanfänge
Die Handlung spielt in beiden Akten im gleichen Raum der psychiatrischen Klinik. In beiden Fällen ist die Polizei anwesend, was durch den Satz "Wieder Polizei" (S.54; Z. 2) verdeutlicht wird. Ein zentrales Element ist die Ermordung einer Krankenschwester, wobei das Opfer jeweils erdrosselt wurde, wie der Satz "Wieder mit Riesenkräften" (S.55; Z. 8) unterstreicht. In beiden Akten beginnt die Szene mit einem Verhör und der Inspektor unterhält sich mit einem Patienten, der auch der Mörder ist. Sie setzen sich gemeinsam auf das Sofa, und der Inspektor zeigt keine Absicht, den Mörder zu verhaften.
Highlight: Die wiederholte Ermordung von Krankenschwestern und die Anwesenheit der Polizei bilden ein zentrales Muster in beiden Aktanfängen.
Unterschiede zwischen den Aktanfängen
Im zweiten Akt zeigen sich deutliche Veränderungen im Verhalten der Charaktere:
- Der Inspektor möchte den Mörder nicht mehr sprechen und verzichtet auf Alkohol und Zigaretten.
- Er verwendet den Begriff "Patient" statt "Mörder" und korrigiert sogar die Chefärztin in dieser Hinsicht.
- Der Inspektor wirkt weniger ungeduldig und der Staatsanwalt ist nicht mehr aufgebracht.
- Die Chefärztin hat ihre stolze Haltung verloren und macht einen enttäuschten, traurigen Eindruck.
- Sie sorgt sich um ihren medizinischen Ruf (S. 56) und macht Möbius Vorwürfe (S.58).
- Die Chefärztin zeigt sich genervt und überanstrengt von den Patienten, insbesondere von Möbius.
- Der Inspektor ist bereits über Einsteins Geigenspiel informiert.
- Er verhält sich freundschaftlich gegenüber Möbius und trinkt mit ihm.
- Der Inspektor zeigt kein Verständnis für Möbius' Wunsch, verhaftet zu werden.
Quote: "Zuerst habe ich mich ja geärgert, daß ich nicht einschreiten durfte, doch jetzt? Ich genieße es auf einmal. Ich könnte jubeln" (S. 61; unten)
Diese Aussage des Inspektors verdeutlicht seine veränderte Einstellung zur Situation.
Gründe für die Veränderungen
Die Motivation des Inspektors wandelt sich von anfänglicher Enttäuschung über den zweiten Mord zu einer gewissen Lässigkeit und übermäßigem Verständnis für die Mörder im dritten Mordfall.
Die Chefärztin hingegen macht sich nach dem dritten Mord an Schwester Monika zunehmend Sorgen um ihren medizinischen Ruf und ihr Erscheinungsbild. Sie beginnt, die Hoffnung für die Patienten aufzugeben.
Highlight: Insgesamt findet ein Rollentausch zwischen der Chefärztin und dem Inspektor statt, was die komplexe Dynamik des Stücks unterstreicht.
Diese detaillierte Analyse der Aktanfänge bietet wichtige Einblicke in die Charakterisierung und Figurenkonstellation von "Die Physiker". Sie zeigt, wie Dürrenmatt subtil die Entwicklung der Charaktere und die Veränderung der Atmosphäre im Verlauf des Stücks darstellt.