Die Entwicklung des Theaters und seiner theoretischen Grundlagen ist eng mit verschiedenen dramatischen Konzepten verbunden.
Das Epische Theater, maßgeblich geprägt durch Bertolt Brecht, stellt einen bedeutenden Wendepunkt in der Theatergeschichte dar. Die Brecht Dramentheorie führt zentrale Elemente wie den Verfremdungseffekt ein, der das Publikum zum kritischen Denken anregen soll. Im Gegensatz zum aristotelischen Theater verzichtet das epische Theater bewusst auf die emotionale Identifikation des Zuschauers mit den Figuren. Der gute Mensch von Sezuan ist ein Paradebeispiel für diese Theaterform, in dem Brecht gesellschaftskritische Themen behandelt und durch die Aufspaltung der Hauptfigur in Shen Te und Shui Ta den Verfremdungseffekt besonders deutlich macht.
Die Katharsis, ein Schlüsselkonzept des aristotelischen Dramas, steht im direkten Gegensatz zu Brechts Ansatz. Während die Katharsis Drama auf die emotionale Reinigung des Publikums abzielt, strebt das Epische Theater eine intellektuelle Auseinandersetzung an. Die Katharsis Tragödie funktioniert durch Mitleid und Furcht, die beim Zuschauer ausgelöst werden. In der Dramentheorie wird dies als wichtiger Bestandteil der klassischen Tragödie gesehen. Der Aufbau des Epischen Theaters hingegen folgt einer episodischen Struktur, die durch Songs, direkte Publikumsansprachen und Unterbrechungen gekennzeichnet ist. Diese Elemente sind auch in Der gute Mensch von Sezuan zu finden, wo die Götter als Charaktere die gesellschaftlichen Widersprüche aufzeigen und die Zuschauer zum Nachdenken über soziale Ungerechtigkeit anregen sollen.