Gotthold Ephraim Lessings bürgerliches Trauerspiel "Emilia Galotti" ist ein Schlüsselwerk der deutschen Aufklärung.
Die Handlung spielt im italienischen Guastalla des 18. Jahrhunderts und dreht sich um die tugendhafte Bürgerstochter Emilia Galotti, die zwischen ihrer Pflicht und ihren Gefühlen hin- und hergerissen ist. Der Prinz von Guastalla begehrt Emilia, obwohl sie bereits mit dem Grafen Appiani verlobt ist. In seiner Verzweiflung beauftragt der Prinz seinen Kammerherrn Marinelli, die geplante Hochzeit zu verhindern. Marinelli inszeniert einen fingierten Überfall, bei dem Graf Appiani getötet wird. Emilia Galotti wird daraufhin zum Lustschloss des Prinzen gebracht, wo sich die Tragödie zuspitzt.
Das Werk thematisiert zentrale Aspekte der Aufklärung: den Konflikt zwischen Bürgertum und Adel, die Bedeutung von Tugend und Moral sowie die Rolle der Vernunft. Die Charakterisierung der Hauptfiguren zeigt den Gegensatz zwischen dem lasterhaften Adel (verkörpert durch den Prinzen) und dem tugendhaften Bürgertum (repräsentiert durch die Familie Galotti). Besonders bedeutsam sind die wichtigen Textstellen, in denen Emilia zwischen ihrer tugendhaften Erziehung und ihren aufkeimenden Gefühlen für den Prinzen schwankt. Der dramatische Höhepunkt erreicht seinen Gipfel im fünften Aufzug, als Emilias Vater seine Tochter auf deren eigenen Wunsch hin ersticht, um ihre Tugend zu bewahren - eine Handlung, die die extremen Moralvorstellungen der Zeit widerspiegelt. Die Szenenanalyse zeigt, wie Lessing durch präzise Dialoge und dramaturgische Gestaltung die Spannung kontinuierlich steigert und die moralischen Konflikte seiner Figuren herausarbeitet.