"Emilia Galotti" ist ein bedeutendes bürgerliches Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1772.
Das Drama Emilia Galotti behandelt den Konflikt zwischen dem absolutistischen Adel und dem aufstrebenden Bürgertum im 18. Jahrhundert. Im Zentrum steht die tugendhafte Bürgerstochter Emilia Galotti, die zum Objekt der Begierde des Prinzen von Guastalla wird. Die Figurenkonstellation zeigt die gesellschaftlichen Machtverhältnisse der Zeit: Der Prinz Hettore Gonzaga missbraucht seine Position, um sich Emilia zu nähern, während ihr Verlobter Graf Appiani und ihr Vater Odoardo Galotti die bürgerlichen Werte von Ehre und Moral verteidigen. Die Szenenanalyse verschiedener Auftritte, besonders des dramatischen Finales im 5. Aufzug 7. Auftritt, offenbart die tragische Entwicklung der Handlung bis zu Emilias Tod durch die Hand ihres Vaters.
Die Interpretation des Werkes zeigt zentrale Themen wie Machtmissbrauch, bürgerliche Tugend versus höfische Lasterhaftigkeit und die Rolle der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft. Die Charakterisierung der Hauptfiguren verdeutlicht den Konflikt zwischen Vernunft und Leidenschaft: Emilia verkörpert das Ideal bürgerlicher Tugend, während der Prinz für die Willkür absolutistischer Herrschaft steht. Marinelli, der intrigante Kammerherr, repräsentiert die moralische Verdorbenheit des Hofes. Die dramatische Struktur folgt der klassischen Einheit von Zeit, Ort und Handlung und gipfelt in der tragischen Szenenanalyse des Schlussauftritts, in dem Odoardo seine Tochter tötet, um ihre Tugend zu bewahren. Diese Handlung wird zum Symbol des bürgerlichen Widerstands gegen feudale Willkür.