Szenenanalyse: 1. Aufzug, 8. Auftritt von Emilia Galotti
In dieser Szene des bürgerlichen Trauerspiels "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing wird der Charakter des Prinzen und seine Beziehung zur Macht deutlich dargestellt. Die Handlung findet im Kabinett des Prinzen statt, wo er sich mit seinem Minister Camillo Rota über Staatsangelegenheiten austauscht.
Highlight: Die Szene dient als Einführung in den egoistischen Charakter des Prinzen und lässt erste Motive für sein hierarchisches Selbstbild erkennen.
Der Prinz zeigt sich in dieser Szene aufgewühlt und abgelenkt, da er erfahren hat, dass Emilia am Nachmittag den Grafen heiraten wird. Seine Sprache wird als kurz, undurchdacht und abgehackt beschrieben, was seine innere Unruhe widerspiegelt.
Example: Die Eile des Prinzen wird durch die Repetition "Kommen Sie (...) Kommen Sie" (S.16, Z.1) hervorgehoben.
Das mangelnde Pflichtbewusstsein des Prinzen wird durch seine Bereitschaft deutlich, wichtige Entscheidungen seinem Angestellten zu überlassen. Dies zeigt sich in der Aussage "(...) noch anstehen - Oder auch nicht anstehen: wie Sie wollen" (S.16, Z.8-9).
Vocabulary: Parenthese - Ein eingeschobener Satz oder Satzteil, der den Hauptgedanken unterbricht.
Ein Höhepunkt der Szene ist erreicht, als der Prinz bereit ist, ein Todesurteil zu unterzeichnen, ohne sich mit dem Inhalt zu beschäftigen. Seine Antwort "Recht gern" (S.16, Z. 13) offenbart seine Gefühlskälte und sein mangelndes Interesse am Wohl seiner Bürger.
Quote: "Es könnte schon geschehen sein" (S. 16, Z.16) - Diese Aussage des Prinzen zeigt seinen leichtsinnigen Umgang mit dem Leben seiner Untertanen.