Historischer und philosophischer Hintergrund des Expressionismus
Der Expressionismus entstand während des Ersten Weltkriegs in einer Zeit revolutionärer wissenschaftlicher Entdeckungen wie der Relativitäts- und Quantentheorie. Diese Entwicklungen führten zu einem geringeren Bezug zur Religion und einer starken Sehnsucht der jüngeren Generation nach Erneuerung und Umbruch.
Friedrich Nietzsche übte einen enormen Einfluss auf die expressionistische Literatur aus. Seine Kritik an traditionellen Werten und der Religionsverlust, den er proklamierte, führten zu einer tiefen Orientierungslosigkeit, die für den Expressionismus charakteristisch wurde. Die Expressionisten sahen in Nietzsches Erkenntnistheorie eine Befreiung von metaphysischen Wahrheiten und seine Betonung von Leben und Kunst begeisterte sie besonders.
Die expressionistischen Gedichte brachen radikal mit alten Formen und ästhetischen Darstellungen. Mit ausdrucksstarken Bildern, dem Aufbrechen grammatikalischer Strukturen und Wortneuschöpfungen wurden Tabuthemen wie Tod, Krieg, Verbrechen und Urbanisierung dargestellt. Diese "Ästhetik des Hässlichen" sollte gezielt Ekel und Scham hervorrufen, um die Realität schonungslos zu zeigen.
Tipp für die Klausur: Achte bei der Gedichtanalyse expressionistischer Texte besonders auf die Farbsymbolik (rot, schwarz, gelb für Tod/Verfall, blau für Sehnsucht) und die häufig verwendeten sprachlichen Experimente wie Wortneuschöpfungen und ungewöhnliche Metaphern!