Expressionismus (1910-1920): Eine Epoche des Umbruchs
Der Expressionismus war eine bedeutende literarische und künstlerische Bewegung, die von 1910 bis 1920 die deutsche Kulturlandschaft prägte. Diese Epoche war gekennzeichnet durch tiefgreifende gesellschaftliche und technologische Veränderungen, die sich in den Werken der expressionistischen Künstler und Autoren widerspiegelten.
Historischer und philosophischer Hintergrund
Die Zeit des Expressionismus war geprägt vom Ersten Weltkrieg und bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen wie der Relativitätstheorie und der Quantentheorie. Diese Entwicklungen führten zu einem geringeren Bezug zur Religion und einem Streben nach Neuerungen in der jüngeren Generation.
Highlight: Der Philosoph Friedrich Nietzsche hatte einen enormen Einfluss auf die expressionistische Literatur. Seine Kritik an traditionellen Normen und Werten sowie seine Betonung des Lebens und der Kunst begeisterten die Expressionisten.
Nietzsches Philosophie führte zu einem Gefühl des Religionsverlusts, der Orientierungslosigkeit und des Sinnverlusts. Seine Erkenntnistheorie wurde von den Expressionisten als befreiend empfunden, da sie metaphysische Wahrheiten und die Objektivität der Wirklichkeit in Frage stellte.
Merkmale des Expressionismus
Die expressionistische Literatur zeichnete sich durch folgende Merkmale aus:
- Experimentelle Darstellungen der harten Realität und tiefer Emotionen
- Aufbrechen alter Formen für neue Erfahrungen und die Darstellung inneren Lebens
- Radikaler Bruch mit ästhetischen Darstellungen ("Ästhetik des Hässlichen")
- Ausdrucksstarke Darstellungen und Aufbrechen grammatikalischer Strukturen
- Wortneuschöpfungen und Farbsymbolik
Beispiel: Ein typisches expressionistisches Gedicht ist "Punkt" von Alfred Liechtenstein (1913), das die düstere Atmosphäre und die Zerrissenheit des lyrischen Ichs eindrucksvoll darstellt.
Themen und Textsorten
Die Expressionismus Themen umfassten oft Tabuthemen wie:
- Tod
- Krieg
- Verbrechen
- Drogen
- Urbanisierung
Die häufigsten Textsorten im Expressionismus waren Dramen, Erzählungen und Gedichtsammlungen.
Vocabulary: Expressionismus Gedichte Stadt - Gedichte, die das Leben und die Atmosphäre in der modernen Großstadt thematisieren, waren ein häufiges Motiv in der expressionistischen Lyrik.
Zu den bedeutenden Autoren dieser Epoche zählten Franz Kafka, Georg Heym, Georg Trakl und Jakob van Hoddis, die sich oft gegen Kapitalismus und Militarismus wandten.