Expressionismus - Die Epoche des radikalen Aufbruchs
Stell dir vor, du lebst in einer Zeit, in der alles Alte zerbrechen muss, damit etwas Neues entstehen kann. Genau das dachten die expressionistischen Schriftsteller zwischen 1910 und 1925. Diese meist jungen Autoren aus gutem Hause rebellierten gegen ihre eigene bürgerliche Herkunft und wollten den Menschen völlig erneuern.
Die historische Situation war explosiv: Deutschland war ein Obrigkeitsstaat, geprägt von Militarismus und aggressiver Außenpolitik. Gleichzeitig veränderte die industrielle Revolution das Leben radikal - Menschen strömten in die wachsenden Städte, neue Technologien entstanden, und überall herrschte Hektik und Reizüberflutung.
Die Expressionisten litten unter einer tiefen Ich-Krise und fühlten sich zerrissen zwischen dem klassischen Bildungsideal und der harten Realität. Sie erwarteten eine gewaltsame Lösung - ein "reinigendes Gewitter" sollte die verkrusteten Strukturen zerstören. Viele wandten sich radikalen politischen Ideen wie Anarchismus oder Sozialismus zu.
Merke dir: Die Expressionisten begrüßten sogar den nahenden Krieg als Chance für einen kompletten Neuanfang der Gesellschaft.
Ihre Themen spiegelten diese düstere Weltanschauung wider: Verfall, Tod, Krieg, Großstadtchaos und Ich-Zerfall dominierten ihre Werke. Sie schrieben bewusst über Tabuthemen wie Geisteskranke oder Verbrecher und entwickelten eine "Ästhetik des Hässlichen".