Das Erzählmodell nach Jürgen H. Petersen
Petersens Erzählmodell bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte des Erzählens in der Literatur. Es gliedert sich in mehrere Kategorien, die das Erzählverhalten und die Beziehung zwischen Erzähler, Erzähltem und Leser analysieren.
Die Erzählform unterscheidet zwischen Ich-Form und Er/Sie-Form. In der Ich-Form erfährt der Leser sowohl vom Erzähler als auch von den Figuren, was zu einem zweidimensionalen Erzählen führt. Bei der Er/Sie-Form bleibt der Erzähler außerhalb des Geschehens, wodurch seine Personalität nicht ins Bewusstsein des Lesers tritt.
Definition: Die Erzählperspektive bezieht sich auf den Standort des Erzählers und kann entweder eine Außensicht (beschränkt) oder eine Innensicht bieten.
Die Erzählhaltung beschreibt die wertende Einstellung des Erzählers zum erzählten Geschehen und kann zwischen Sympathie, Skepsis und Distanz variieren.
Highlight: Das Erzählverhalten ist entscheidend für die Vermittlung der fiktiven Welt und kann auktorial, personal oder neutral sein.
Der auktoriale Erzähler ist allwissend und hat einen Überblick über das Geschehen sowie Einblick in das Innere der Figuren. Er kann vorausdeuten, eingreifen, rückblicken, bewerten und kommentieren.
Der personale Erzähler befindet sich im Geschehen und vermittelt subjektiv aus der Perspektive einer oder mehrerer Figuren.
Das neutrale Erzählen erzeugt den Eindruck höchster Objektivität durch szenische Darstellung, erlebte Rede und innere Monologe.
Die Darbietungsform verdeutlicht, ob sich der Erzähler oder die Figur äußert. Der auktoriale Erzähler nutzt den Erzählerbericht, während der personale Erzähler auf Figurenrede zurückgreift.
Example: Die erlebte Rede ermöglicht die Wiedergabe von Gedanken und Gefühlen einer Figur, wobei der Erzähler nicht ganz zurücktritt. Sie gleicht einem unpersönlichen Bericht in der dritten Person Singular.
Der innere Monolog lässt den Erzähler völlig zurücktreten und wird in der ersten Person Singular verfasst. Eine erweiterte Form ist der Bewusstseinsstrom, der unbewusste Vorgänge, Konnotationen und Gedankenfetzen ohne grammatikalische Regeln darstellt.
Vocabulary: Unmittelbarkeit bezieht sich auf die direkte Darstellung von Gedanken und Gefühlen ohne Vermittlung durch einen Erzähler.
Abschließend ist zu beachten, dass der Erzähler eine fiktive Gestalt ist und der Vorgang des Erzählens erst vollständig ist, wenn der Leser das Erzählte aufnimmt.