Der Gott der Stadt: Eine expressionistische Analyse der Großstadtkritik
Der Expressionismus als literarische Epoche findet in Georg Heyms Gedicht "Der Gott der Stadt" eine seiner eindringlichsten Manifestationen. Das Werk, entstanden 1910/1911, verkörpert zentrale Merkmale des Expressionismus in der Literatur durch seine düstere Großstadtkritik und apokalyptische Bildsprache.
Definition: Der Baal, ursprünglich ein phönizischer Fruchtbarkeits- und Wettergott, wird im Gedicht zum Symbol der zerstörerischen Kraft der Industrialisierung umgedeutet.
Die expressionistische Literatur zeichnet sich hier durch ihre charakteristische Gesellschaftskritik aus. In vier Strophen mit jeweils fünf Versen entwickelt Heym das Bild einer Stadt, die einem dämonischen Götzen huldigt. Die Verwendung des Wechselreims und drastischer Metaphern unterstreicht die bedrohliche Atmosphäre. Besonders die Farbsymbolik mit Schwarz und Rot verstärkt die negative Darstellung der industrialisierten Großstadt.
Der historische Hintergrund des Expressionismus spiegelt sich in der Thematisierung der Industrialisierungsfolgen wider. Das Gedicht beschreibt einen Tagesablauf vom Abend bis zum Morgen, wobei der Abend die Zerstörung und der Morgen einen möglichen Neuanfang symbolisiert. Die expressionistischen Merkmale zeigen sich in der Verwendung ungewöhnlicher Wortkombinationen, negativer Adjektive und Verben sowie in der Personifikation der Stadt.