Gretchens Schuld und Reue
In diesem Teil ihres Eintrags konfrontiert Gretchen die tragischen Konsequenzen ihrer Handlungen und ringt mit ihrer Schuld und dem Wunsch nach Erlösung.
Gretchen reflektiert über den Verlust ihrer Unschuld und wie ihre Schönheit sie ins Verderben führte. Sie erwähnt den Verlust ihres Kindes und ihre Unsicherheit darüber, ob sie es tatsächlich getötet hat oder ob es ihr weggenommen wurde. Diese Verwirrung zeigt Gretchens fragilen Geisteszustand.
Quote: "Sie sagen ich habe es umgebracht, mein eigenes Fleisch und Blut. Doch was ist nun wahr? Habe ich es umgebracht oder nahmen sie es mir weg?"
Die Gretchenfrage nach der Wahrheit und Verantwortung für den Tod ihres Kindes quält sie. Sie bezeichnet sich selbst als "Hur" und Faust als "Schelm", was ihre Selbstverachtung und die Erkenntnis ihrer gefallenen Stellung in der Gesellschaft verdeutlicht.
Definition: Die Gretchenfrage bezieht sich ursprünglich auf Gretchens Frage nach Fausts Glauben, wird aber oft allgemein für eine entscheidende, oft unbequeme Frage verwendet.
Gretchen erkennt die Rolle der Gesellschaft in ihrem Schicksal an. Die soziale Ächtung lastet schwer auf ihr und hat zu ihrer verzweifelten Lage beigetragen.
Highlight: Gretchens Reflexion über die gesellschaftlichen Zwänge und deren Einfluss auf ihr Schicksal ist ein wichtiger Aspekt der Gretchentragödie.
In einem Moment der Hoffnung glaubt Gretchen, Faust sei gekommen, um sie zu retten. Doch diese Hoffnung wird schnell zerschlagen, als sie erkennt, dass er verändert und distanziert wirkt. Diese Enttäuschung verstärkt ihre Einsamkeit und Verzweiflung.
Quote: "Doch es ist nicht mein Heinrich, er wirkt so hektisch und distanziert, ich erkenne ihn kaum wieder."
Trotz all ihrer Taten – dem Tod ihrer Mutter, ihres Bruders und ihres Kindes – behauptet Gretchen, nichts zu bereuen. Sie akzeptiert ihr Schicksal und sieht ihren Tod als notwendige Sühne für ihre Sünden.
Highlight: Gretchens Akzeptanz ihres Schicksals und ihre Hoffnung auf göttliche Vergebung bilden den Abschluss der Gretchentragödie in Faust.
Gretchens letzter Tagebucheintrag endet mit der Erkenntnis, dass Flucht sinnlos wäre. Sie findet Trost in dem Gedanken, bald bei ihrer Familie zu sein und von Gott erlöst zu werden. Diese Akzeptanz ihres Schicksals und die Hoffnung auf göttliche Vergebung markieren das Ende von Gretchens tragischem Weg.
Quote: "So bin ich bald bei Ihnen. Bei meiner geliebten Familie. Ich werde mich ab vom tieferen Fall ins Verderben. Und werde erlöst von dem Herrn der mir all meine Sünden verzeiht."