Goethes "Faust" ist ein literarisches Meisterwerk, das verschiedene Epochen der deutschen Literatur umspannt und deren charakteristische Merkmale vereint.
Die Tragödie zeigt deutliche Einflüsse der Aufklärung, des Sturm und Drang sowie der Klassik. Das Erscheinungsjahr des ersten Teils 1808 fällt zwar in die Epoche der Klassik, doch die Entstehungsgeschichte reicht bis in Goethes Sturm und Drang-Phase zurück. Die typischen Merkmale der Epoche Sturm und Drang wie extreme Gefühlsausbrüche, der Drang nach Freiheit und die Auflehnung gegen gesellschaftliche Normen spiegeln sich besonders in Fausts Charakter wider. Sein unstillbarer Wissensdurst und sein Streben nach dem Absoluten verkörpern den "Titanismus" dieser Epoche.
Die Motive in Faust sind vielschichtig und epochenübergreifend. Das Streben nach Erkenntnis entstammt der Aufklärung, während die emotionale Zerrissenheit des Protagonisten typisch für den Sturm und Drang ist. In der Interpretation zeigt sich die Komplexität des Werks: Faust verkörpert den modernen Menschen, der zwischen rationaler Vernunft und emotionalen Trieben hin- und hergerissen ist. Diese Spannung macht das Werk besonders für die Abitur-Analyse interessant. Der zweite Teil des Werks, "Faust 2", zeigt noch stärker klassische Elemente und allegorische Darstellungen. Die Zusammenfassung beider Teile offenbart eine einzigartige Synthese verschiedener literarischer Epochen und philosophischer Strömungen, die Goethes Entwicklung als Dichter widerspiegeln.