Moritz Holl - Charakterisierung und Bedeutung
Moritz Holl ist im Roman "Corpus Delicti" ein 27-jähriger, attraktiver Mann mit jungenhaftem Aussehen, verschmitztem Lächeln und blauen Augen, aus denen sein rebellischer Charakter hervorblitzt (vgl. S. 33f. und S. 163). Als studierter Philosoph hinterfragt er ständig die Grundlagen der Gesellschaft und vertritt die Ansicht: „Dem wahren Menschen genügt das Dasein nicht, wenn es ein bloßes Hier-Sein meint" (S. 92).
Im Gegensatz zu seiner anfangs systemkonformen Schwester Mia ist Moritz ein Anarchist und Staatsfeind, der sich gegen "Die Methode" auflehnt. Die Geschwisterbeziehung ist trotz wöchentlicher Treffen im verbotenen Wald von Spannungen geprägt - Moritz wirft Mia vor, eine "schwache, angepasste Rationalistin" zu sein, während sie ihn als "Spinner" bezeichnet (vgl. S. 33; 81; 131). Erst später erkennt Mia seinen Freiheitsdrang und seine Lebenslust (vgl. S. 69).
Eine besondere Rolle spielt die von Moritz erschaffene "ideale Geliebte" - eine Fantasiefigur, die er Mia überlässt, damit sie die Welt durch seine Augen sehen kann. Diese imaginäre Figur wird nach Moritz' Tod zu Mias ständiger Begleiterin und symbolisiert die fortdauernde Verbindung der Geschwister (vgl. S. 46).
Wichtig zu verstehen: Moritz' tragisches Schicksal ist der Ausgangspunkt für Mias Wandlung von der Systemkonformen zur Rebellin. Seine Figur steht symbolisch für die Unterdrückung individueller Freiheit durch "Die Methode".
Seine Lebensgeschichte nimmt eine tragische Wendung, als er unschuldig des Sexualmordes an Sibylle Meiler beschuldigt wird. Ein DNA-Test führt zu seiner Verurteilung, obwohl er stets seine Unschuld beteuert mit den Worten: „Ihr opfert mich auf dem Altar eurer Verblendung" (S. 34).