Sprachliche und stilistische Analyse
Andreas Gryphius' Gedicht "Es ist alles eitel" ist reich an rhetorischen Figuren und stilistischen Mitteln, die typisch für die Barockepoche sind. Diese dienen dazu, den inhaltlichen Zwiespalt zwischen Lebensgenuss (Carpe Diem) und Todesbewusstsein (Memento Mori) auch sprachlich zu verdeutlichen.
Eine zentrale Rolle spielen Antithesen, die den Kontrast zwischen Aufbau und Zerstörung, Blüte und Verfall hervorheben. Ein prägnantes Beispiel findet sich in Vers 2: "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein". Diese Gegenüberstellung verdeutlicht die Vergänglichkeit menschlicher Errungenschaften und assoziiert zugleich die Zerstörungen des Krieges.
Quote: "Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden."
Diese Zeile aus der zweiten Strophe ist ein weiteres Beispiel für eine Antithese, die das Positive ("blüht") dem Negativen ("zertreten") gegenüberstellt. Zugleich findet sich hier eine Anapher, da der folgende Vers ebenfalls mit "Was" beginnt.
Highlight: Die Verwendung von Anaphern verstärkt die rhythmische Struktur des Gedichts und betont die Parallelität der beschriebenen Vergänglichkeitsprozesse.
Gryphius setzt auch Hyperbeln ein, um die Absolutheit der Vergänglichkeit zu unterstreichen. In Vers 7 heißt es: "kein Erz, kein Marmorstein". Diese Übertreibung verdeutlicht, dass selbst die beständigsten Materialien der Vergänglichkeit unterworfen sind.
Vocabulary: Hyperbel - Eine rhetorische Figur der Übertreibung, die zur Verstärkung der Aussage dient.
Personifikationen beleben das Gedicht und machen abstrakte Konzepte greifbar. So "lacht das Glück" in einem Vers, während die "Beschwerden donnern" im nächsten. Diese Gegenüberstellung verstärkt den Kontrast zwischen positiven und negativen Lebenserfahrungen.
Die letzte Strophe enthält eine Alliteration ("Schatten, Staub") und eine weitere Hyperbel, die den Menschen als "schlechte Nichtigkeit" bezeichnet. Diese sprachlichen Mittel unterstreichen die pessimistische Sicht auf die menschliche Existenz.
Example: Die Verse "Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind, / Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind" zeigen sowohl Alliteration als auch metaphorische Sprache zur Beschreibung der menschlichen Vergänglichkeit.
Das Lebensgefühl, das in "Es ist alles eitel" zum Ausdruck kommt, ist charakteristisch für die Barockepoche. Es spiegelt die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wider, in dem Millionen Menschen starben und zahlreiche Städte zerstört wurden. Gryphius' Gedicht ist somit nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein wichtiges Zeitdokument, das die Zerrissenheit und das Leid seiner Epoche eindringlich zum Ausdruck bringt.