Der Fragmentenstreit und Lessings theologische Auseinandersetzungen
Der Fragmentenstreit markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der theologischen Debatte des 18. Jahrhunderts. Gotthold Ephraim Lessing, einer der wichtigsten Vertreter der Aufklärung, geriet in einen heftigen Konflikt mit der lutherischen Orthodoxie, nachdem er die "Fragmente eines Ungenannten" des Philosophen Hermann Samuel Reimarus veröffentlichte. Diese Schriften stellten fundamentale christliche Glaubenssätze in Frage, insbesondere die Auferstehung Jesu.
Definition: Der Fragmentenstreit war eine theologische Auseinandersetzung zwischen Lessing und den orthodoxen Vertretern der lutherischen Kirche über die historisch-kritische Bibelauslegung.
Lessing verteidigte dabei nicht primär den Inhalt der Fragmente, sondern das Recht auf eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Bibel. Seine Position war, dass ewige Vernunftwahrheiten nicht von historischen Wahrheiten abhängig sein können - ein Gedanke, der später als "Lessings Graben" bekannt wurde.
Die Bedeutung des Fragmentenstreits liegt vor allem in der Etablierung einer kritischen Bibelforschung und der Verteidigung der Vernunft als Maßstab religiöser Wahrheit. Lessings Beitrag zur Entwicklung einer aufgeklärten Religiosität kann kaum überschätzt werden.