Das deutsche Theater im 18. Jahrhundert: Hoftheater und Wandertheater
Das 18. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs und der Gegensätze in der deutschen Theatergeschichte. Zwei Hauptformen des Theaters prägten diese Epoche: das Hoftheater und das Wandertheater. Diese beiden Theaterformen unterschieden sich grundlegend in ihrer Organisation, ihrem Publikum und ihrer gesellschaftlichen Stellung.
Hoftheater: Glanz und Repräsentation
Das Hoftheater im 18. Jahrhundert war eng mit dem Adel und dem höfischen Leben verbunden. Es diente in erster Linie repräsentativen Zwecken und spiegelte den Prunk und die Etikette des Hofes wider.
Highlight: Das Hoftheater bevorzugte französische Dramen und italienische Opern, was den kosmopolitischen Geschmack der Aristokratie widerspiegelte.
Charakteristisch für das Hoftheater waren:
- Fest engagierte Schauspieler, die eine gewisse finanzielle Sicherheit genossen.
- Eine streng vorgeschriebene Sitzordnung, die die gesellschaftliche Hierarchie abbildete.
- Ein fester Spielort, meist ein eigens dafür errichtetes Theatergebäude.
Example: Ein berühmtes Beispiel für ein Hoftheater ist das Ekhof-Theater in Gotha, das noch heute besichtigt werden kann und regelmäßig Aufführungen bietet.
Wandertheater: Kunst unter prekären Bedingungen
Im Gegensatz zum Hoftheater stand das Wandertheater des 18. Jahrhunderts, das ein ganz anderes Bild bot.
Definition: Wandertheater waren mobile Theatergruppen, die von Ort zu Ort zogen und ihre Vorstellungen an wechselnden Spielstätten aufführten.
Die Merkmale des Wandertheaters waren:
- Unsichere Lebensbedingungen für die Schauspieler, die kein geregeltes Einkommen hatten.
- Flexible Spielorte, die sich nach den Einnahmemöglichkeiten richteten, oft in Wirtshäusern oder auf improvisierten Bühnen.
- Ein Ensemble von 15 bis 20 Personen, das mit minimalem Aufwand arbeitete.
- Selbst hergestellte Kulissen und Kostüme, um Kosten zu sparen.
Vocabulary: "Pöbel" war ein abwertender Begriff für das einfache Volk und wurde oft für das Publikum des Wandertheaters verwendet.
Die Sehnsucht nach Anerkennung
Die Schauspieler des Wandertheaters sehnten sich nach dem Aufstieg zum Hoftheater, der ihnen mehr Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung versprach.
Quote: "Sehnsucht nach Aufstieg (Hoftheater)" zeigt den Wunsch der Wanderschauspieler nach besseren Bedingungen.
Gottscheds Reformbestrebungen
Johann Christoph Gottsched, ein einflussreicher Literaturtheoretiker und Dramaturg, erkannte die Notwendigkeit einer Reform des deutschen Theaters. Seine Bestrebungen zielten darauf ab, das Theater zu einem Ort der Bildung und moralischen Erziehung zu machen.
Highlight: Gottscheds Reformideen waren ein wichtiger Impuls für die Entwicklung des Theaters in Deutschland und die Dramentheorie des 18. Jahrhunderts.
Die Unterschiede zwischen Hoftheater und Wandertheater verdeutlichen die sozialen und kulturellen Spannungen der Zeit. Während das Hoftheater den Glanz und die Etikette der höfischen Gesellschaft repräsentierte, spiegelte das Wandertheater die Realität des einfachen Volkes wider. Diese Gegensätze trugen letztlich zur Vielfalt und Dynamik der deutschen Theatergeschichte bei und legten den Grundstein für die weitere Entwicklung des Theaters in Deutschland.