Walter Fabers Charakterisierung als Realist und Techniker
Walter Faber, die Hauptfigur in Max Frischs Roman "Homo faber", wird als Realist und Techniker mit einem stark dualistischen Weltbild dargestellt. Sein Charakter ist geprägt von rationalem Denken und einer tiefen Skepsis gegenüber allem Irrationalen oder Mystischen.
Fabers Weltanschauung basiert auf einem streng logischen und technischen Verständnis der Realität. Er glaubt nicht an Schicksal oder Fügung, sondern interpretiert Ereignisse als reine Zufälle, die er mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu erklären versucht. Diese Denkweise spiegelt sich in seinem Beruf als Ingenieur wider und prägt sein gesamtes Lebenskonzept.
Highlight: Fabers Abhängigkeit von der Technik zeigt sich in seinem alltäglichen Umgang mit Geräten wie Elektrorasierer, Fotoapparat und Schreibmaschine, die für ihn unverzichtbar geworden sind.
In Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen zeigt Faber eine deutliche Distanz. Er bevorzugt es, allein zu sein, und empfindet Beziehungen oft als Kampf. Seine Einstellung zur Sexualität ist von Kontrollverlustängsten geprägt, was seine Schwierigkeiten im Umgang mit Intimität und Emotionalität unterstreicht.
Definition: Der Begriff "Homo faber" (lateinisch für "der schaffende Mensch") steht symbolisch für den modernen Menschen, der sich durch Technik und Rationalität definiert.
Besonders auffällig ist Fabers Abneigung gegen natürliche Prozesse. Er empfindet Ekel gegenüber dem Kreislauf von Leben und Tod und lehnt Fortpflanzung und Weiblichkeit ab. Diese Haltung verdeutlicht den Konflikt zwischen Technik und Natur, der ein zentrales Thema in "Homo faber" darstellt.
Vocabulary: Dualistisches Weltbild - Eine Denkweise, die die Welt in zwei gegensätzliche Kategorien einteilt, hier Technik versus Natur.
Max Frisch kritisiert in "Homo faber" die Überbetonung der Technik und die damit einhergehende Entfremdung von der Natur und menschlichen Emotionen. Der Roman, der zur Epoche der Nachkriegsliteratur gehört, reflektiert die Herausforderungen der zunehmenden Technisierung in der Mitte des 20. Jahrhunderts und stellt die Frage nach dem richtigen Verhältnis zwischen technischem Fortschritt und menschlicher Natur.