E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" ist eine komplexe Erzählung über Wahrheit, Wahnsinn und Wahrnehmung.
Die zentrale Frage "Ist Nathanael wahnsinnig?" durchzieht die gesamte Geschichte. Der Protagonist wird von Kindheitstraumata und der Angst vor dem mysteriösen Sandmann verfolgt. Das Augenmotiv spielt dabei eine Schlüsselrolle - es symbolisiert die Grenze zwischen Realität und Fantasie, zwischen gesunder und gestörter Wahrnehmung. Die Frage "Warum hat Nathanael Angst vor dem Sandmann?" lässt sich auf seine traumatischen Kindheitserlebnisse zurückführen, bei denen er Zeuge eines möglicherweise realen oder imaginierten Überfalls durch Coppelius wurde. Hat Coppelius Nathanael misshandelt? bleibt dabei bewusst in der Schwebe.
Die romantische Erzählung enthält wichtige Motive wie das Verhältnis von Künstlichkeit und Natürlichkeit, verkörpert durch die Automatenfrau Olimpia. Was hält Clara von Nathanaels Beschreibung der Figuren? Sie vertritt dabei den aufgeklärten, rationalen Standpunkt und zweifelt an Nathanaels Wahrnehmung. Die Gesellschaftskritik richtet sich gegen blinde Fortschrittsgläubigkeit und wissenschaftlichen Größenwahn der Aufklärung. Typische Merkmale der Epoche der Romantik wie das Unheimliche, die Vermischung von Traum und Wirklichkeit sowie die Kritik am Rationalismus prägen das Werk. Die verschiedenen Textstellen zum Augenmotiv zeigen dabei die zentrale Bedeutung des Sehens und der Perspektive für die Interpretation der Geschichte. Der Kampf zwischen poetischer Fantasie und nüchterner Vernunft spiegelt sich in der Beziehung zwischen Nathanael und Clara wider und führt letztlich zur Katastrophe.