Die Figurenkonstellation in "In der Strafkolonie" ist von zentraler Bedeutung für die Interpretation des Werkes. Der Reisende, ein angesehener Forscher, fungiert als Zuhörer und Beobachter. Er verkörpert westliche Wertevorstellungen und ist kein Befürworter des Hinrichtungsverfahrens. Trotz seiner Ablehnung greift er nicht aktiv ein, was ihn als passiv und möglicherweise überfordert charakterisiert.
Der Offizier ist der einzige verbliebene Unterstützer des Verfahrens. Er ist sehr eifrig, liebt seine Arbeit und ist von dem Apparat und dem Werk des alten Kommandanten begeistert. Seine Charakterisierung zeigt ihn als militärisch, ordentlich und patriotisch, aber auch als engstirnig und kalt gegenüber dem Verurteilten.
Charakterisierung Offizier: Der Offizier in "In der Strafkolonie" ist fanatisch dem alten System ergeben und zeigt wenig Empathie für den Verurteilten.
Der Apparat selbst wird als eine Art Figur dargestellt. Er ist brutal, gewaltsam und angsteinflößend. Seine Beschreibung als komplexer, detailreicher Bau unterstreicht seine Bedeutung für die Exekution. Interessanterweise wird der Apparat personifiziert und entwickelt am Ende der Geschichte eine Art Eigenleben.
Example: Der Apparat wird als "selbstständig, andauernd, rücksichtslos" beschrieben, was ihm menschliche Züge verleiht.
Die Erzählweise in "In der Strafkolonie" ist charakteristisch für Kafka. Sie erzeugt beim Leser ein Gefühl der Unsicherheit und Verwirrung. Die Unentschiedenheit der Perspektive und die häufigen Perspektivwechsel tragen dazu bei, dass der Leser die Wahrheit des Erzählten in Frage stellt.
Definition: Der personale Erzähler in "In der Strafkolonie" berichtet aus der Sicht einer Figur, hier hauptsächlich des Reisenden, wechselt aber gelegentlich die Perspektive.
Diese komplexe Erzählstruktur ist ein Merkmal des kafkaesken Stils, der durch die Kombination einer klaren, einfachen Sprache mit einer unrealistischen, absurden Welt gekennzeichnet ist.