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Literarische Erörterung - Corpus Delicti - Corona

13.3.2023

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Literarische Erörterung: Corpus Delicti
Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT
Seit Anfang des Jahres 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das Leben je
Literarische Erörterung: Corpus Delicti
Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT
Seit Anfang des Jahres 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das Leben je
Literarische Erörterung: Corpus Delicti
Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT
Seit Anfang des Jahres 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das Leben je

Literarische Erörterung: Corpus Delicti Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT Seit Anfang des Jahres 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das Leben jeder einzelnen Person auf dieser Welt - mal schwächer, mal gravierender. Doch manchen Nebenwirkungen der Krise konnte sich niemand entziehen. Die Rede ist von den Schutzmaßnahmen, die essentiell festgelegt wurden, um eine schwerwiegendere Ausbreitung des Virus zu verhindern und die Gesellschaft auf kollektive Weise zu schützen. Einige Jahre vor der Corona-Pandemie, im Jahr 2009, schmückte ein neu erschienener Roman, der den Namen ,,Corpus Delicti" trägt, viele deutsche Buchhandlungen, in jenem eine ähnliche, von Gesundheit geprägte, Staatslage thematisiert wird. Der Außentext, am 14.04.2020 von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung publiziert, wurde von Christian Geyer und Patrick Bahners verfasst und trägt den Titel ,,Was uns Juli Zehs Roman ,,Corpus Delicti" über die Corona-Krise lehrt". Die beiden Autoren fokussieren sich in ihrem Artikel besonders auf die Wechselwirkung zwischen dem Staat und der Gesellschaft in einer solchen Krisen-Situation und übertragen dies auf die im Roman herrschende ,,Gesundheitsdiktatur". Dabei führen sie primär die von der Gesellschaft ausgehenden Reaktionen auf die Präventionsmaßnahmen, wie etwa die Kontaktbeschränkungen, an und bringen in diesem Zuge ihre eher von Zweifeln, bezüglich der Übereinstimmung zwischen dem Roman und der aktuellen Situation, belastete Sicht zum Ausdruck. Gegen Ende des Außentextes wird spezifisch erwähnt, dass die Möglichkeit trotzdem durchaus besteht, sich...

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Alternativer Bildtext:

als Bürger in Anbetracht der Lage von Mia einer gewissen persönlichen Haltung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen hinsichtlich der Corona-Krise zu bedienen. Der Roman ,,Corpus Delicti" erzählt von einem Staat, in dem die Gesundheit des Individuums als höchstes Gut angesehen wird und alle feindlichen Handlungen gegen die dort herrschende METHODE, den Leitfaden des gesamten Systems, mit einer hohen Strafe geahndet werden. Meldepflichten und andere staatliche Kontrollen oder auch Einschränkungen für die Bürger, die sich ein Leben frei von Krankheit zum Ziel setzen, sind ständige Alltagselemente in dem von Juli Zeh konstruierten dystopischen Staat. Aufgrund des Verweises auf den Roman bei der Argumentation von Geyer und Bohners bezüglich der Corona-Politik, soll nun im Folgenden literarisch erörtert werden, in welchem Ausmaß Zehs Werk als erzählerisches Abbild der gegenwärtigen Pandemie fungiert. Eine relevante These in dem Artikel der FAZ bildet sich aus der Charakterisierung bestimmter Meldeformen in einem Staat und verdeutlicht somit den Unterschied zwischen der staatlichen Situation im Roman und jener im aktuellen, wirklichen Geschehen. Dahingehend sind die Meldungen in Zeiten von Covid-19 ,,als Akte des Bürgersinns konzipiert" (Z. 13f.), ohne dass ein System von Meldepflichten installiert worden sei (vgl. Z. 14f.), wie es in Corpus Delicti der Fall ist. Dies bedeutet also, dass es in unserer vorhandenen Gesellschaft ausgehend von der Exekutive lediglich Aufforderungen gibt, sein direktes Umfeld in gewisser Maßen achtsamer wahrzunehmen und gegebenenfalls Regelverstöße seiner Mitmenschen gegen bestimmte Corona-Auflagen, wie beispielsweise ,,Kontaktverbote" (Z. 12), als Meldebericht zu erstatten. Anders erfolgt dieser Vorgang in der Gesundheitsdiktatur in Zehs fiktionalem Werk. Denn besonders die Protagonistin Mia Holl steht spätestens ab dem Zeitpunkt unter unumgänglicher Beobachtung des Staates, an dem sie jenem, aufgrund der Vernachlässigung der Meldepflichten, wie etwa der Nicht-Einreichung des Schlaf- und Ernährungsberichts (vgl. Roman, S. 18), als negativ polarisierende Bürgerin Aufmerksamkeit schenkt. Diese Meldepflichten bilden einen Teil der Ordnung, die für ein funktionierendes und geregeltes Gesellschaftssystem frei von Krankheit fundamental gelten muss. In Folge dessen, Bürger, unabhängig der sozialen, finanziellen oder politischen Lage, von der METHODE und deren Auswirkungen betroffen. Denn nur mithilfe dieser Meldepflichten kann der gesundheitliche Zustand jedes Individuums überprüft und gegebenenfalls positiv transformiert werden. Die METHODE gibt an, dass ein System nur dann gerecht sein könne, wenn es an den Körper anknüpfe, weil die in einer Gesellschaft lebenden Menschen nur durch ihre Körper und nicht im Geiste einander gleichen (vgl. Roman, S.180). Gerät nun eine Person wie Mia Holl, die ihren Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT Verpflichtungen nicht konsequent nachgeht, in die Fänge des Staates, so wird auch die psychische Lage von ihr nicht berücksichtigt oder gar versucht diese zu verbessern. Stattdessen ignorieren die handelnden Justizvertreter völlig, dass die Protagonistin unter dem Suizid ihres Bruders Moritz, welcher aufgrund von Anschuldigungen der METHODE bezüglich dem Mord an einer Frau erfolgt ist, leidet und dahingehend auch erhebliches Vertrauen in alle vom Staat ausgehenden Maßnahmen verliert. Die mangelhafte Verfolgung bestimmter gesundheitlicher Vorgaben hat ihren Ursprung somit in einer tiefen Trauer, die Mia gegenüber Moritz verspürt und erstmal verarbeiten muss, was von der Justiz jedoch nicht anerkannt und als Regelverstoß gegen die allumfassende METHODE gedeutet wird. Es ist also, wie bereits von den Autoren Christian Geyer und Patrick Bahners erwähnt, nicht die geringste Übereinstimmung zwischen dem utopischen Staatsmodell im Roman und unserem Staat im 21. Jahrhundert zu erkennen. Somit stellt es auch einen gravierenden Unterschied dar, ob man, wie es in der Corona-Pandemie vorherrschend ist, lediglich seine Kontakte zu reduzieren wissen oder aber jeden Tag dem Staat einen Corona-Test zukommen lassen muss, wie es auf das Leben von Mia übertragen werden könnte. Im Hinblick auf diese Veranschaulichung wird deutlich, dass die ,,auf Bekämpfung von Covid-19 eingeschworene[] Republik" (Z. 9f.) definitiv nicht auf dem Weg in einen solchen Staat, wie er in ,,Corpus Delicti" beschrieben wird, ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Thematik der Grundrechtseinschränkungen während der Krise. Dabei kommt der Gießner Öffentlichkeitsrechtler Steffen Augsberg, welcher eine Mitgliedschaft im Deutschen Ethikrat pflegt, speziell auf die Aussetzung des freien Rechts auf Versammlung zu sprechen, welche seiner Meinung nach jedoch zeitweise hinnehmbar sei, auch wenn die Versammlungsfreiheit dem Begriff nach eigentlich auf körperlichem Zusammensein von Menschen beruhen müsse (vgl. Z. 35ff.). Er hat dafür die Ansicht, dass die Meinungsäußerung zu Pandemie- Zeiten trotzdem möglich gewesen sei, etwa durch Online-Petitionen, wenn auch nicht bei öffentlichen Demonstrationen (vgl. Z. 37ff.). Mit dieser Aussage appelliert Augsberg zwar nicht direkt an das Geschehen bezüglich dieser Thematik im Roman, dennoch kann es ziemlich passend auf jenen übertragen werden. In dem besagten Gesundheitsstaat wird den Bürgern das Demonstrations- /Versammlungsrecht nämlich nicht aufgrund von hygienischer Prävention verwehrt, sondern vielmehr aufgrund der Angst, es könnte sich jemand gegen die im Zentrum stehende METHODE wehren und folglich eine verheerende Revolutionsbewegung ankurbeln. Nach dem Tod von Moritz sucht Mia häufig ihren gemeinsamen Ort namens ,,Kathedrale" auf, welcher sich in unberührte Natur am Rande eines Flusses befindet. Eines Tages wird Mia dort von drei Polizeibeamten verhaftet, indem sie der methodenfeindlichen Umtriebe sowie der Führung einer methodenfeindlichen Vereinigung verdächtigt werde (vgl. Roman, S. 151). Es stellt sich im Verlauf des Gerichtsprozesses, der nach der Festnahme folgt, heraus, dass die von Moritz und Mia benannte ,,Kathedrale" dem Methodenschutz als Treffpunkt mutmaßlicher R.A.K.-Sympathisanten, d.h. Unterstützer der Revolutionsbewegung gegen die METHODE, ,,Recht auf Krankheit", bekannt sei (vgl. Roman, S. 156). Außerdem sieht die Justiz die Vernachlässigung der Meldepflichten und die generelle nicht- verfolgende Haltung von Mia gegenüber der Methode als methodenfeindliches Verhalten an. Bezüglich der Aussage der Autoren in der FAZ kann dementsprechend erläutert werden, dass die Einschränkung der Bürger in ,,Corpus Delicti" hinsichtlich der Demonstrationsfreiheit keine Hintergründe zur Prävention von Krankheiten verfolgt, sondern vielmehr juristisch geahndet wird, weil die Gefahr besteht, dass das System und speziell die Methode als fehlerhaft entlarvt werden und es durch eine Bürgerbewegung, wie der R.A.K., zu einer Demolierung jenen Systems kommen könnte. In der seit 2 Jahren vorherrschenden Pandemie dient diese Einschränkung wie bereits erwähnt hingegen lediglich als Schutzmaßnahme, um eine rasante Ausbreitung des Virus zu unterbinden und nicht um möglichen staatsfeindlichen Meinungen zu entkommen. So sehen es auch Geyer und Bahners, die klar formulieren, dass sich der Staat in ,,Corpus Delicti" im Namen der Prävention aller Rechenschaftspflichten entledige (vgl. Z. 41f.). Als schlussendlichen Punkt wird in dem Artikel Mia Holls Pamphlet aufgegriffen, das wie folgt lautet: ,,Ich entziehe einer Sicherheit das Vertrauen, die eine letztmögliche Antwort sein will, ohne zu verraten, wie die Frage lautet." (Z. 43f.) (vgl. Roman, S. 186). Diese Aussage bedeutet so viel wie, dass sie der METHODE, die eigentlich Sicherheit für die Gesellschaft schaffen soll, kein Vertrauen mehr schenken kann und will, weil diese aktive Mitarbeit von jedem Bürger verlangt, jedoch weiterhin wie Paula Stäbler KS1 | D LK | SOT ein geschlossenes Buch vor den Menschen gehalten und diesen der eigentliche Sinn und Zweck der METHODE, auch mit manchen möglicherweise fehlerhaften Merkmalen, verschwiegen wird. Abschließend lässt sich also festhalten, dass die Corona-Politik in beiden analysierten Aussagen keinerlei Übereinstimmung mit der Dystopie der Gesundheitsdiktatur in ,,Corpus Delicti" aufweist. Die Verpflichtungen in dem diktatorischen Staat sind viel erheblicher, besonders auch in Hinblick auf die Folgen, die einem drohen, wenn man diese Anweisungen nicht befolgt. Hingegen waren es bei der Corona-Pandemie lediglich temporäre und nur in manchen Teilgebieten aufgestellte Maßnahmen, um primär den Schutz der Menschen vor einer Corona-Erkrankung zu garantieren. So gelte die Diskussion über Grundrechtseinschränkungen laut Steffen Augsberg unter realistischen und nicht unter absoluten, lebensfremden Maßstäben zu führen (vgl. Z. 38ff.). Er will damit also sagen, dass wir uns in solch einer staatlichen Situation, wie wir sie gerade erleben, sehr glücklich schätzen können und auf den kleinen Opfern, die wir gerade bringen müssen, keine große Gewichtung in unserem Alltag zuschreiben sollten. Stattdessen sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es in dieser Corona-Krise einen Zweck hat, von gewissen Beschränkungen betroffen zu sein und einem, anders als im konstruierten dystopischen Staat von Juli Zeh, keine Meldungspflichten aufgezwungen werden, die nur dafür sorgen einen nahezu krankhaften Kollektiv-Gesundheitszustand in einer Gesellschaft zu erlangen.