Weltbild und Lebensauffassung der DDR-Zeit

Die Nachkriegszeit in der DDR war geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen. Zu den prägenden Elementen dieser Epoche gehörten:

1. Entnazifizierung: Der Versuch, das nationalsozialistische Gedankengut aus der Gesellschaft zu entfernen.
2. Wiederaufbau: Nach der Zerstörung des Krieges musste das Land neu aufgebaut werden.
3. Armut: Viele Menschen kämpften mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
4. Rückkehr von Kriegsteilnehmern und literarischen Emigranten: Dies brachte neue Perspektiven und Erfahrungen in die Gesellschaft.

Diese Faktoren formten das Weltbild und die Lebensauffassung der Menschen in der DDR und spiegelten sich in der Literatur der Zeit wider.

Vocabulary: Entnazifizierung bezeichnet den Prozess der Entfernung nationalsozialistischer Einflüsse aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charakteristika der DDR-Lyrik

Die DDR-Literatur, insbesondere die Lyrik, durchlief verschiedene Entwicklungsphasen und war stark von politischen Einflüssen geprägt. Hier sind die wichtigsten Merkmale:

1. Phasen der DDR-Literatur:

   • Aufbauliteratur DDR (1950er Jahre): Fokus auf den Wiederaufbau und sozialistische Ideale.
   • Ankunftsliteratur (1960er Jahre): Thematisierung der Ankunft im neuen System.
   • Liberalisierung (1970er Jahre): Zunehmende künstlerische Freiheit.
   • Untergrundliteratur DDR (1980er Jahre): Kritische und oft zensierte Werke.

2. Erziehung zum Sozialismus: Die Literatur sollte die sozialistischen Werte vermitteln und fördern.

3. Eingeschränkte Freiheit: Autoren unterlagen strengen Zensurmaßnahmen und konnten nicht frei schreiben.

4. Kritische Öffentlichkeit: Trotz Einschränkungen übernahm die Literatur teilweise die Funktion einer kritischen Stimme in der Gesellschaft.

5. Unterschiede zur westdeutschen Lyrik: Anfangs gab es deutliche Unterschiede, die sich gegen Ende der 1980er Jahre zunehmend auflösten.

Example: Ein Beispiel für Aufbauliteratur DDR ist Johannes R. Bechers "Neue deutsche Volkslieder" (1950), die den sozialistischen Aufbau glorifizieren.

Diese Charakteristika machen die DDR-Literatur Epoche zu einer einzigartigen und komplexen Phase in der deutschen Literaturgeschichte.

Analyse des Gedichts "Ermutigung" von Wolf Biermann

Das Gedicht "Ermutigung" von Wolf Biermann ist ein exemplarisches Werk der DDR-Literatur. Es spiegelt die politische und gesellschaftliche Situation der Zeit wider und zeigt typische Merkmale der DDR-Lyrik.

Inhaltliche Analyse:

• Das Gedicht richtet sich direkt an den Leser mit wiederholten Aufforderungen.
• Es warnt davor, sich von den schwierigen Umständen entmutigen zu lassen.
• Biermann ermutigt zum Durchhalten und zur Bewahrung der eigenen Integrität.

Formale Analyse:

• Kurze, prägnante Sätze
• Wiederholungen, besonders am Strophenanfang
• Verwendung von Umgangssprache
• Direkte Ansprache mit "Du" und "Wir"

Quote: "Du, lass dich nicht verhärten / in dieser harten Zeit."

Dieses Zitat verdeutlicht den zentralen Appell des Gedichts.

Highlight: Die letzte Strophe endet mit einem optimistischen Bild des Frühlings, was Hoffnung symbolisiert.

Der Wolf Biermann - Ermutigung Songtext zeigt exemplarisch, wie Autoren in der DDR trotz Zensur und Einschränkungen kritische Botschaften vermitteln konnten.