Goethes "Prometheus" als Schlüsselwerk des Sturm und Drang
Goethes Gedicht "Prometheus" aus dem Jahr 1774 verkörpert wesentliche Merkmale des Sturm und Drang. Es präsentiert eine scharfe Kritik am absolutistischen Herrschaftssystem und betont die Bedeutung des individuellen, schöpferischen Genies.
Das lyrische Ich in "Prometheus" steht symbolisch für das kreative Genie, das sich gegen Bevormundung und Unterdrückung durch Autoritäten auflehnt. In diesem Fall werden die Götter, insbesondere Zeus, als Repräsentanten des absolutistischen Systems dargestellt, das auf Kosten der Untertanen existiert.
Highlight: Die Kritik an der bestehenden Herrschaftsform des Absolutismus ist ein zentrales Thema des Gedichts und der Sturm-und-Drang-Epoche.
Das Gedicht ist in sieben Strophen gegliedert, die verschiedene Aspekte der Kritik und des Sturm und Drang Menschenbilds beleuchten:
- Ablehnung der göttlichen Autorität
- Verspottung der Götter, insbesondere Zeus
- Enttäuschung über die Abwesenheit göttlicher Hilfe
- Betonung der menschlichen Selbsthilfe und Eigenständigkeit
- Kritik an der Passivität der Götter gegenüber menschlichem Leid
- Trotz und Selbstbehauptung des Menschen
- Prometheus als Schöpfer und Mentor der Menschen
Vocabulary: Absolutismus - Eine Herrschaftsform, bei der ein Monarch uneingeschränkte Macht besitzt.
Das Gedicht stellt das Sturm und Drang Menschenbild in den Vordergrund, das den Menschen als Mittelpunkt sieht und seine Individualität betont. Es hebt den natürlichen, unverbildeten Menschen hervor und feiert das Genie als Ausdruck des Schöpferischen und Gefühlvollen.
Example: Die Zeile "Hast du nicht alles selbst vollendet, / Heilig glühend Herz?" unterstreicht die Bedeutung des Gefühls und der individuellen Schöpferkraft.
Sturm und Drang Motive wie Freiheit, spontanes Handeln und die Entfaltung von Gefühl und Leidenschaft werden im Gedicht höher bewertet als die Regeln der Vernunft und Ordnung. Dies spiegelt die Abkehr von den strengen Normen der vorherigen Epochen wider.
Definition: Sturm und Drang - Eine literarische Bewegung, die sich gegen die Rationalität der Aufklärung wandte und stattdessen Gefühl, Natur und Individualität betonte.
Das Gedicht kontrastiert das Verhalten der Götter mit dem der Menschen. Während die Götter als passiv und gleichgültig dargestellt werden, zeigen sich die Menschen als aktiv, selbstständig und trotz Widrigkeiten zielstrebig. Diese Gegenüberstellung unterstreicht die Sturm und Drang Themen der Selbstbestimmung und des Aufbegehrens gegen überkommene Autoritäten.
Quote: "Ich kenne nichts Ärmeres / Unter der Sonn als euch, Götter!" - Diese Zeilen verdeutlichen die Verachtung des lyrischen Ichs gegenüber den als machtlos empfundenen Göttern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Goethes "Prometheus" ein Schlüsselwerk der Sturm und Drang Epoche darstellt, das durch seine kraftvolle Sprache und rebellische Haltung die zentralen Ideen und Werte dieser literarischen Bewegung eindrucksvoll zum Ausdruck bringt.