Das dramatische Spannungsdreieck in der Marquise von O...
Die Novelle "Die Marquise von O" von Heinrich von Kleist folgt einer klassischen dramatischen Struktur, die sich durch präzise aufgebaute Spannungsbögen auszeichnet. Der Aufbau der Geschichte entwickelt sich in mehreren klar definierten Phasen, die zusammen ein komplexes narratives Geflecht bilden.
Definition: Das Dramendreieck ist ein klassisches Strukturmodell der Literaturanalyse, das den Handlungsverlauf in Exposition, steigende Handlung, Höhepunkt, fallende Handlung und Lösung unterteilt.
Die Handlung beginnt mit der Exposition, wo der russische Angriff auf die Zitadelle als Konfliktauslöser fungiert. In der steigenden Handlung verdichten sich die Ereignisse durch den Antrag des Graf F und die mysteriöse Schwangerschaft der Marquise. Der dramatische Höhepunkt wird erreicht, als die Marquise von ihrer Familie verstoßen wird - ein Moment, der die gesellschaftlichen Konventionen und familiären Bindungen fundamental erschüttert.
Die fallende Handlung bringt die überraschende Enthüllung, dass der Graf F der Vater des ungeborenen Kindes ist, wobei die Marquise zunächst eine Heirat ablehnt. Diese Phase zeigt die komplexe Charakterisierung der Protagonistin, die zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlicher Integrität ringt. Die Lösung präsentiert sich in Form einer freiwilligen Hochzeit, die nicht nur als Happy End fungiert, sondern auch als gesellschaftliche Rehabilitation der Marquise.