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7.3.2021
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Die neunte Stimme: Jason Zitat von Euripides Themenschwerpunkte: Jasons Macht- und Hilflosigkeit Ablauf des Scheinprozesses Eifersucht und Wut Jasons diskriminierendes Frauenbild 9. Stinne Identifikation mit den Männern Korinths Entmannung Turons als Symbol für einen Angriff auf das Patriarchat Jasons Versuch, sich selbst zu entlasten Vergewaltigungsversuch aus blinder Wut Fazit: Jason wird aus dem Gefühl der Machtlosigkeit heraus zumindest gedanklich zu einem Vergewaltiger und kann keine Lebensfreude mehr empfinden. Damit bestätigt er Medeas Vermutung, dass die ,,Lust, andere Leben zu zerstören, (...) daher kommt, daß man am eigenen Leben so wenig Lust und Freude hat." In dem Zitat von Euripides, das Jasons Stimme vorange- stellt ist, geht es wie schon zuvor um die Geschlechterfra- ge. Dem Leser wird damit aufgezeigt, dass Jasons Charak- ter sehr stark von seinem Gefangensein in der Rolle als Mann geprägt ist. Der Wunsch, die Weiterexistenz des Menschen, die Geburt, von der Abhängigkeit vom weibli- chen Geschlecht zu lösen, beinhaltet zugleich den Wunsch, Frauen ganz und gar abzuschaffen. Eine solche abgrund- tiefe Frauenverachtung zeigt sich im folgenden Monolog an verschiedenen Stellen. Jasons Monolog ist geprägt von dem Bestreben, sich selbst für das zu rechtfertigen, was mit Medea seit Beginn des Prozesses geschieht. Als dessen Zeuge kann er dem Leser ausführlich den Ablauf schildern und ihm einen Einblick in die Beweggründe der Gegner Medeas verschaffen. Unter- schwellig wird an Jasons abschätzigen Kommentaren zu- dem der Konflikt zwischen Männern und Frauen themati- siert und...
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auf die Folgen einer männerdominierten Gesell- schaft verwiesen. Gleich zu Anfang des Monologs betont Jason seine Macht- losigkeit angesichts des Verderbens, in das Medea nun ge- stürzt werden soll. Seine Strategie, alle Schuld von sich selbst wegzuschieben und sie Medea anzulasten, wird je- doch sogleich dadurch als brüchig entlarvt, dass ihn der Blick seiner Frau bei der Urteilsverkündung nicht mehr los- lässt. Aus seinem Bericht wird überdies deutlich, dass sein zaghafter Versuch, für Medea einzutreten, von Akamas auf herablassend-spöttische Weise abgewehrt wird und Jason sich daraufhin in eine untergeordnete Rolle am Hof fügt. Folglich nimmt er während des Prozesses, dessen Schein- haftigkeit er durchaus erkennt, lediglich eine Beobachter- rolle ein (,,Es war ja alles abgesprochen. [...] Das Urteil stand fest. Ich weiß nicht, wozu sie dieses Theater noch brauchten.", S. 202). Aus dieser heraus bemerkt er schnell, dass Agameda ihre psychologische Raffinesse benutzt, um vor dem inneren Auge der Zuhörer eine Medea entstehen zu lassen, die durchweg böse ist und die ,,seit langem plan- mäßig den Untergang des Königshauses von Korinth" (S. 204) betreibt. Obwohl er die Mordlust als ihr Hand- lungsmotiv erkennt, beginnt auch er auf ihre Enthüllung hin, Medea habe einen Liebhaber, seine Frau zu hassen. Nicht weil er von ihrer Schuld überzeugt ist, sondern aus Eifersucht und Wut begrüßt er das Urteil für die Hure" (S. 205), die Verbannung. Aus dem Gefühl verletzten Stolzes heraus bleibt er sogar bei der Frage, was mit den gemeinsamen Kindern gesche- hen soll, passiv. Glauke dagegen setzt sich gegen Kreons Entschluss dafür ein, sie ihrer Mutter Medea mitzugeben. Jasons Reaktion verrät sein diskriminierendes Frauenbild, denn er findet es unerhört, „daß sie [Glauke] überhaupt sprach in dieser Männerversammlung" (S. 206), und fürch- tet sich plötzlich davor, sie zu heiraten. Denn weder fühlt er sich von ihr körperlich angezogen noch scheinen sich an- gesichts ihres gerade bewiesenen Mutes seine Hoffnungen auf eine „bequeme Frau" (S. 206) zu erfüllen. Als sie nach der Verhandlung einen epileptischen Anfall im Innenhof des Palastes erleidet, lässt er sie einfach zurück und läuft durch die Stadt zu Medeas Hütte. Hinter Jasons Ausführungen lässt sich ein tiefgehender Hass auf Frauen erkennen, der offensichtlich durch seine Anpas- sung an das patriarchale gesellschaftliche System in Korinth noch gesteigert wurde. Besonders deutlich wird dies an sei- ner Reaktion auf die Entmannung Turons durch die kolchi- schen Frauen. Er identifiziert sich mit der Gruppe der ,,Män- ner in Korinth" (S. 201), die auf diesen Vorfall mit Störun- gen ihrer Sexualität und mit Gewalt gegen Frauen reagieren. Als symbolisiere das Abschneiden von Turons Geschlecht einen Angriff auf das Herrschaftssystem des Pa- triarchats, kommt es zu einer Verschärfung der geschlecht- lichen Diskriminierung. Deren Opfer, die Frauen, rebellieren indes nicht, sondern versuchen, die Aggression von sich ab- und auf den Sündenbock Medea hinzulenken. Jason sieht voraus, dass aus diesem Verhalten kurzfristig wieder Ord- nung und Ruhe resultieren, die jedoch zugunsten der Män- nermacht und zu Lasten der Frauen gehen werden. Die Begegnung mit Medea in ihrer Hütte, die er beim Pa- cken antrifft, offenbart, dass sich auch Jason durch Medeas offensichtliche moralische und intellektuelle Überlegenheit entmannt fühlt. Er reagiert mit blinder Wut. Medea versteht schnell, dass sich Jason mit dem Besuch selbst von jeglichem Schuldvorwurf entlasten will (Ach Jason, sagte sie. Soll ich dir auch noch ein gutes Gewissen verschaffen.", S. 203). Statt ihm diesen Gefallen zu tun, prophezeit sie ihm eine freudlose Zukunft aus der Überzeugung heraus, dass dest- ruktives Verhalten anderen gegenüber aus der eigenen Lust- und Freudlosigkeit resultiere und diese Lebenshaltung wie- derum hervorbringe. Dass er nun derjenige ist, der von sei- ner Frau bedauert wird, und Medea damit die in seinem Kopf festgelegte Rolle vom Mann als Herrscher über die ihm unterlegene Frau umkehrt, lässt seinen Zorn außer Kontrolle geraten. Es bleibt offen, ob der darauf geschilderte Verge- waltigungsversuch eine Fantasie ist oder real stattfindet. Jasons Ausführungen dienen dazu, dem Leser einen genau- en Einblick in die Psychologie der Gegner Medeas zu ver- schaffen. Dies gelingt, weil Jason sich mit ihnen nur teilwei- se identifiziert und einzig mit den Männern Korinths fühlt. Hierdurch lernt der Leser deren für das Patriarchat typische Denkweise kennen und kann dessen Schwächen durch- schauen. Sie bestehen darin, dass das Patriarchat ein men- schenverachtendes und unterdrückerisches Gesellschafts- system darstellt, das auf der Unterscheidung von Siegern (Männern) und Besiegten (Frauen) basiert. Jason spricht im Übrigen von Medeas Gegnern mithilfe des Personalpronomens ,,sie" (S. 202), was sprachlich eine Di- stanz zu ihnen ausdrückt, und will sich auch sonst nicht in eine Reihe stellen lassen mit den finsteren Figuren um Aka- mas" (S. 203). Darum kann er nüchtern deren Motivatio- nen und Strategien im Prozessverlauf reflektieren.