Nathans Erziehung zur Toleranz
In diesem Abschnitt wird die Entwicklung der Beziehung zwischen Nathan und dem Tempelherrn analysiert, die von anfänglichen Vorurteilen zu gegenseitigem Verständnis führt. Der Tempelherr, Curd von Stauffeln, äußert zunächst antisemitische Kommentare wie "Ach laß den Vater mir vom Hals, Jud' ist Jude" (V. 776) und "Und wenn's auch nur das Leben einer Jüdin war" (V. 1218 f.). Trotz dieser Voreingenommenheit erkennt Nathan das Potenzial des Tempelherrn, eine tolerante und menschenfreundliche Haltung zu entwickeln.
Highlight: Nathan sieht im Tempelherrn von Anfang an einen guten Menschen und respektiert seine "Großmut".
Nathan begegnet dem Tempelherrn mit Respekt und Demut, was diesen zunächst verwirrt. Als der Tempelherr erfährt, dass Nathan ein wohlhabender Jude ist, reagiert er aufgebracht: "Der reichre Jude war mir nie der bessre Jude" (V. 1231 f.). Nathan lässt sich davon nicht entmutigen und beharrt auf einer freundschaftlichen Beziehung: "Wir müssen, müssen Freunde sein!" (V. 1306).
Quote: "Sind Christ und Jude eher Christ und Jude Als Mensch?" (V. 1310f.)
Mit dieser Frage regt Nathan den Tempelherrn zum Nachdenken über die Bedeutung von Menschlichkeit jenseits religiöser Zugehörigkeit an. Der Toleranzgedanke wird hier deutlich hervorgehoben und bildet einen zentralen Aspekt in der Interpretation von Nathan der Weise.
Example: Nathan verwendet ein Baum-Gleichnis, um die gemeinsame Herkunft aller Religionen zu verdeutlichen und den Tempelherrn zum selbstständigen Denken anzuregen.
Die Szenenanalyse zeigt, wie Nathan durch geschickte Argumentation und Gleichnisse den Tempelherrn dazu bringt, seine Vorurteile zu hinterfragen und eine tolerantere Haltung einzunehmen.