Szenenanalyse Nathan der Weise 1. Aufzug 1. Auftritt
Der erste Aufzug beginnt mit Nathans Rückkehr nach Jerusalem. Er trifft auf Daja, die christliche Gesellschafterin seiner Adoptivtochter Recha. Die Szene spielt im Flur von Nathans Haus und etabliert die Ausgangssituation des Dramas.
Highlight: Nathan wird als gelassener und wohlhabender jüdischer Händler eingeführt, der von einer Geschäftsreise zurückkehrt.
Daja berichtet Nathan aufgeregt von einem Brand in seinem Haus und der wundersamen Rettung Rechas durch einen jungen Tempelherrn. Diese Nachricht weckt Nathans Neugier und Sorge um seine Tochter.
Charakterisierung: Nathan zeigt sich zunächst gelassen (V. 17f.), wird dann aber zunehmend aufgeregt und neugierig (V. 62ff.).
Die Szene offenbart auch Dajas judenfeindliche Vorbehalte (V. 55ff.), was die religiösen Spannungen andeutet, die im Stück eine zentrale Rolle spielen werden.
Vocabulary: Tempelherr - Ein Ritter des christlichen Templerordens, der während der Kreuzzüge aktiv war.
Szenenanalyse Nathan der Weise 1. Aufzug 2. Auftritt
Im zweiten Auftritt treffen Nathan und Recha aufeinander. Die Szene spielt weiterhin im Flur von Nathans Haus und vertieft die Vater-Tochter-Beziehung sowie Rechas Verständnis ihrer Rettung.
Recha, freudig und guten Sinnes (V. 179ff.), erzählt ihrem Vater, dass sie glaubt, ein Engel habe sie gerettet. Nathan, dankbar und beeindruckt von der Rettung (V. 203ff.), versucht behutsam, Recha zu erklären, dass ihr Retter ein Mensch war - nämlich der vom Sultan begnadigte Tempelherr.
Quote: "Recha meint ein Engel hätte sie gerettet, weil der Tempelherr vom Sultan begnadigt worden war."
Diese Szene zeigt Rechas Neigung zum Glauben an Wunder, aber auch ihre Hartnäckigkeit, da sie sich nicht gern irrt (V. 276f.). Nathan hingegen vertritt eine rationalere Sichtweise, möchte aber seine Tochter nicht brüsk enttäuschen.
Definition: Sultan - Der Herrscher im islamischen Herrschaftsgebiet, hier bezogen auf Saladin.