Die persönliche Entwicklung des Tempelherrn setzt sich in dieser Szene fort. Er findet in der Erinnerung an seinen Vater, der ebenfalls eine Frau anderen Glaubens geheiratet haben soll, Bestätigung für seine Gefühle zu Recha.
Der Monolog endet mit einer überraschenden Wendung: Der Tempelherr, der zuvor das Wort "Jude" als Beleidigung benutzte, verherrlicht nun Nathan mit den Worten "Welch ein Jude! - Und der so ganz nur Jude scheinen will!" (V. 2155-56).
Zitat: "An sie verbunden, in sie verwebt zu sein" (V. 2125) - Diese Worte des Tempelherrn verdeutlichen die Tiefe seiner Gefühle für Recha.
Die Szene ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Dramas. Sie gewährt dem Publikum Einblick in die Gedankenwelt des Tempelherrn und zeigt seine wachsende Bereitschaft, religiöse Grenzen zu überwinden.
Kernaussage: Die Botschaft von Nathan der Weise wird hier besonders deutlich: Die Überwindung religiöser Vorurteile und die Kraft der Liebe, die Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen verbinden kann.
Diese Szenenanalyse von Nathan der Weise, 3. Aufzug, 8. Auftritt verdeutlicht Lessings Plädoyer für religiöse Toleranz und menschliche Verbundenheit jenseits von Glaubensgrenzen. Sie zeigt exemplarisch, wie persönliche Erfahrungen und Selbstreflexion zu einem tieferen Verständnis und zur Überwindung von Vorurteilen führen können.